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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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recht. Ich war derjenige, der Jessups Haftbefreiung zugestimmt hat. Warte nur ab. Die Polizei, die
Times,
sogar Gabriel Williams werden es über kurz oder lang mir aufs Brot schmieren. Aber solange sie Maggie in Ruhe lassen, soll mich das nicht weiter stören. Ich weiß, wo mein Platz ist, und dorthin werde ich zurückkehren.«
    Bosch nickte, denn es gab nichts mehr zu sagen. Er schüttelte erneut die Tüte mit dem Bettelarmband und befummelte es mit den Fingern, so dass sich weiter Schmutz davon löste. Dann hielt er es hoch, um es genauer zu studieren, und ich merkte, dass er etwas entdeckt hatte.
    »Was ist?«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er fasste einen der Anhänger ins Auge und rieb durch das Plastik den Schmutz davon ab. Dann reichte er die Tüte mir.
    »Sieh dir das mal an. Was ist das?«
    Der Anhänger war immer noch angelaufen und schmutzig. Es war ein etwa einen Zentimeter großes quadratisches Stück Silber. Auf einer Seite war in der Mitte ein winziger Schwenkring, auf der anderen eine Art Schale oder Tasse.
    »Sieht aus wie eine Teetasse auf einem quadratischen Unterteller«, sagte ich. »Keine Ahnung, was das sein soll.«
    »Nein, du musst es umdrehen. Das ist die Unterseite.«
    Das tat ich, und plötzlich sah ich, was er meinte.
    »Ein … Collegehut. Und der kleine Ring oben drauf war wahrscheinlich für die Quaste.«
    »Genau. Die Quaste fehlt. Wahrscheinlich liegt sie noch irgendwo in der Erde.«
    »Na gut, und was bedeutet das?«
    Bosch begann, die Akten durchzusehen.
    »Erinnerst du dich nicht mehr? Das erste Mädchen, das ich dir und Maggie gezeigt habe. Valerie Schlicter. Sie verschwand einen Monat nachdem sie an der Riverside High ihren Abschluss gemacht hatte.«
    »Na schön, und du meinst …«
    Bosch fand die Akte und schlug sie auf. Sie war dünn und enthielt drei Fotos von Valerie Schlicter. Auf einem war sie in schwarzer Robe und Collegehut zu sehen. Er überflog die wenigen Dokumente in der Akte.
    »Von einem Bettelarmband steht hier nichts«, sagte er.
    »Wahrscheinlich, weil es ihr nicht gehört hat«, sagte ich. »Das ist doch ziemlich weit hergeholt, findest du nicht auch?«
    Er tat, als hätte ich nichts gesagt. Er blendete jede unerwünschte Antwort aus.
    »Ich werde auf jeden Fall mal hinfahren. Sie hatte eine Mutter und einen Bruder. Mal sehen, ob noch jemand von ihnen dort wohnt und sich das ansehen kann.«
    »Harry, meinst du wirklich …«
    »Glaubst du etwa, ich hätte eine Wahl?«
    Er stand auf, nahm mir die Beweismitteltüte aus der Hand und packte die Akten zusammen. Fast konnte ich das Adrenalin durch seine Adern rauschen hören. Ein Hund mit einem Knochen. Für Bosch war es Zeit, zu gehen. Sein Anhaltspunkt war mehr als vage, aber besser als gar keiner. Er würde ihn auf Trab halten.
    Auch ich stand auf und folgte ihm zu der Grube. Er sagte Kathy Kohl, er müsse der Herkunft des Armbands nachgehen, und bat sie, ihn anzurufen, wenn in dem Loch noch etwas auftauchte.
    Bosch ging sehr schnell zu dem gekiesten Parkplatz weiter und blickte sich nicht nach mir um. Wir waren getrennt zur Grabung gefahren.
    »He«, rief ich ihm nach. »Warte!«
    Er blieb in der Mitte des Parkplatzes stehen.
    »Was ist?«
    »Offiziell bin ich immer noch der für den Fall zuständige Staatsanwalt. Sag mir also lieber, was du eigentlich denkst, bevor du hier einfach abrauschst. Dass er nur das Armband vergraben hat, aber nicht das Mädchen? Ergäbe das überhaupt einen Sinn?«
    »Solange die Herkunft des Armbands nicht geklärt ist, ergibt nichts einen Sinn. Wenn mir jemand bestätigen kann, dass es ihr gehört hat, können wir uns weiter Gedanken machen. Vergiss nicht, wir durften nie zu nahe ran an Jessup, wenn er hier oben war. Zu riskant. Deshalb wissen wir auch nicht, was genau er hier eigentlich getan hat. Er könnte zum Beispiel danach gesucht haben.«
    »Okay, das leuchtet mir noch halbwegs ein.«
    »Ich muss jetzt los.«
    Er ging zu seinem Auto. Es stand neben meinem Lincoln. Ich rief ihm hinterher.
    »Du hältst mich auf dem Laufenden, ja?«
    Er blickte sich zu mir um, als er seinen Wagen erreichte.
    »Klar«, sagte er. »Mache ich.«
    Dann stieg er ein, und ich hörte den Motor anspringen. Bosch fuhr, wie er gegangen war. Hinter ihm stoben Staub und Kiesel davon, als er vom Parkplatz brauste. Ein Mann mit einer Mission. Ich stieg in den Lincoln und folgte ihm zum Mulholland Drive hinauf. Danach verlor ich ihn auf der kurvenreichen Straße aus den

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