Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
Tohuwabohu?“
„Fast immer beim ersten richtigen Schneefall des Jahres“, sagte sie. „Aber für gewöhnlich eher um Weihnachten und nicht so kurz nach Halloween.“
Ich sah den Kindern beim Toben zu. Auch wenn Molly rasend schnell erwachsen wurde, und das in verschiedener Hinsicht, fiel es ihr hier leicht, das Kind herauszulassen, und es tat gut, das mit anzusehen.
Ich spürte Charitys außergewöhnlich eindringlichen Blick und linste zu ihr hinüber, wobei ich eine Augenbraue fragend nach oben zog.
„Sie hatten wohl nie eine Schneeballschlacht mit ihrer Familie?“, fragte sie sanft. „Oder irre ich mich da?“
Ich schüttelte den Kopf und widmete meine Aufmerksamkeit wieder den Kindern. „Keine Familie, mit der ich eine Schneeballschlacht hätte ausfechten können“, sagte ich. „Manchmal haben es die Kinder in der Schule versucht, aber die Lehrer haben das nicht zugelassen. Außerdem haben das die anderen Kinder meist einfach nur getan, um gemein zu sein, nicht um Spaß zu haben. Das ist nicht dasselbe.“
Charity nickte, und auch ihr Blick schweifte zu ihren Kindern zurück. „Molly. Welche Fortschritte macht ihre Ausbildung?“
„Nun, ich denke“, antwortete ich, „ihr Talent liegt nicht im selben Bereich wie das meine. Sie wird nie eine tolle Kampfmagierin werden.“
Charity runzelte die Stirn. „Warum sagen Sie das? Glauben Sie, sie sei nicht stark genug?“
„Stärke hat damit nichts zu tun. Aber ihre größten Talente machen sie in mancher Hinsicht ungeeignet dafür.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Nun, sie ist gut bei subtilen Dingen. Komplexen Dingen. Ihre Begabung, mit fein gewobener, äußerst sensibler Magie umzugehen, ist außergewöhnlich, und sie entwickelt sich ständig weiter. Aber genau diese Sensibilität bedeutet auch, dass es ihr schwerfällt, mit dem psychischen Stress einer wahren Kampfsituation klarzukommen. Außerdem stellt deshalb rein körperliches Zeug eine wahre Herausforderung dar.“
„Wie etwa Schneebälle abzuwehren?“, fragte Charity.
„Schneebälle sind eine gute Übung“, sagte ich. „Bis auf ihren Stolz kommt nichts zu Schaden.“
Charity nickte mit gerunzelter Stirn. „Aber Sie haben es nicht mit Schneebällen gelernt, oder?“
Die Erinnerung an meine erste Lektion im Erschaffen von Schilden unter Justin DuMorne war keine besonders gute. „Basebälle.“
„Großer Gott“, sagte Charity und schüttelte den Kopf. „Wie alt waren Sie?“
„Dreizehn.“ Ich zuckte die Achseln. „Schmerz ist ein guter Lehrer. Ich habe schnell gelernt.“
„Aber Sie versuchen, meine Tochter nicht auf dieselbe Weise auszubilden“, stellte Charity fest.
„Wir haben es nicht eilig“, versicherte ich.
Der Kinderlärm ebbte zu einem verschwörerischen Flüstern ab, und ich zwinkerte Charity zu. Ihr Blick wanderte von ihren Kindern zu mir herüber, und sie gab sich keine Mühe, ihr Vergnügen zu verbergen. Keine fünf Sekunden später donnerte Molly: „Jetzt!“ Eine Kanonade Schneebälle sirrte in meine Richtung.
Ich hob die linke Hand, konzentrierte mich, bündelte meine Magie und formte sie vor mir zu einer breiten, flachen Scheibe. Sie war sicher nicht stark genug, Kugeln abzufangen, nicht einmal scharf geworfene Basebälle, aber bei Schneebällen versah sie prima ihren Dienst. Diese zerbarsten auf meinem Schild zu Pulver, und kleine Blitze blässlich blauer Energie flackerten auf, als sich eine runde Scheibe aus purer Energie um die gespreizten Finger meiner ausgestreckten Hand bildete.
Die Kinder lachten und gaben gellend ihr Missfallen kund. „Ha!“, brüllte ich und schleuderte meine Faust triumphierend in die Luft.
Dann schüttete Charity, die hinter mir stand, zwei Handvoll Schnee in den Kragen meines Mantels.
Ich schrie auf, als sich die Kälte meine Wirbelsäule entlang fraß, machte einen Satz nach vorn und führte einen Veitstanz auf, während ich versuchte, den Schnee aus meinen Kleidern zu schütteln. Die Kinder jubelten ihrer Mutter zu und begannen, mehr oder minder zufällige Ziele mit Schneebällen zu beharken. In der allgemeinen, leichtsinnigen Aufregung bemerkte ich nicht, dass wir angegriffen wurden, bis die Lichter ausgingen.
Der gesamte Straßenzug versank in Finsternis – die Flutlichter, die den Hinterhof der Carpenters beleuchteten, die Lampen in den umstehenden Häusern und die Straßenlaternen verloschen auf einen Schlag. Ein unheimliches Leuchten waberte wie Elmsfeuer über den Schnee. Schatten tanzten, wo sich
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