Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
Tisches, den ich als Michigansee gestaltet hatte, und legte sie dort ab. Dann zog ich einen Stuhl heran und begann, sie durchzublättern.
„Wie war der Ausflug nach Dallas?“, fragte Bob.
„Hmmm? Oh, prima. Jemand ist von einem schwarzen Hund verfolgt worden.“ Ich blinzelte zur Karte der USA hinüber, die unter Bobs Regal auf einer dicken Korkmatte prangte. Geistesabwesend lupfte ich eine grüne Reißzwecke von der Matte und piekste sie dorthin, wo sich Dallas, Texas, befand, wo sie sich zu einem guten Duzend weiterer grüner und auch einiger roter Reißzwecken gesellte, bei denen es sich um Fehlalarme gehandelt hatte. „Man ist über das Paranet mit mir in Verbindung getreten, und ich habe Hasso mit einem Besen aus der Stadt gejagt.“
„Dieses Unterstützungsnetzwerk, das du und Elaine da am Laufen habt, ist wirklich eine schlaue Idee“, sagte Bob. „Lehre die Sardinen, einen Schwarm zu bilden, wenn ein großer Fisch auftaucht, um sie zu fressen.“
„Mir gefällt die Idee von Spatzen besser, denen man beibringt, sich zusammenzurotten, um einen Falken zu verscheuchen“, sagte ich und kehrte zu meinem Sitzplatz zurück.
„Wie auch immer, es kommt darauf an, dass sich weniger Leute Gefahren aussetzen, was wiederum auf lange Sicht weniger Arbeit für dich bedeutet. Nutzbringende Feigheit. Extrem geschickt. Ich beuge mein Haupt in Ehrerbietung.“ Seine Stimme klang verlangend. „Wie ich gehört habe, befinden sich einige der besten Stripclubs in Dallas.“
Ich bedachte Bob mit einem strengen Blick. „Wenn du mir schon nicht hilfst, könntest du bitte aufhören, mich abzulenken?“
„Oh“, sagte Bob. „Klar.“ Der Liebesroman, den ich zurück aufs Regal gestellt hatte, erbebte kurz, kippte zur Seite um und öffnete sich auf der ersten Seite. Der Schädel wandte sich dem Buch zu, und das orange Licht seiner Augen fiel auf die Seiten.
Ich ging eine der alten Schriften durch. Dann die zweite. Dann die dritte. Bei den Toren der Hölle, ich wusste, dass ich diese Viecher bereits gesehen oder von ihnen gelesen hatte.
„Reiß’ ihr das Kleid vom Leib!“, schrie Bob.
Bob nahm Taschenbuchschnulzen äußerst ernst. Die Seite blätterte sich so schnell um, dass das Papier ein wenig einriss. Bob ging noch rücksichtsloser mit Büchern um als ich selbst.
„So wollen wir das haben!“, geiferte Bob, während sich weitere Seiten wendeten.
„Das können keine Satyrn gewesen sein“, grummelte ich laut und versuchte so, meine Gedanken zu ordnen. Meine Nase schmerzte wie die Hölle und mein Nacken wie etwas mit derselben Postleitzahl. Diese Art Schmerzen kostete jede Menge Kraft, selbst wenn man ein Magier war, der die Grundlagen gelernt hat, indem man ihn mit Basebällen bombardierte. „Satyrn haben menschliche Gesichter. Bei diesen Dingern war das nicht so.“
„Werziegen?“, schlug Bob vor. Er blätterte eine weitere Seite um und las weiter. Bob war ein Geist des Wissens, und wenn er etwas draufhatte, dann war es Multitasking. Darin war er wahrscheinlich Weltspitze. „Oder vielleicht Ziegenwere.“
Ich hielt einen Augenblick inne und warf dem Schädel einen genervten Blick zu. „Ich kann gar nicht glauben, dass ich dieses Wort gerade gehört habe.“
„Was?“, fragte Bob heiter. „Werziegen?“
„Werziegen. Ich bin recht sicher, dass ich ein großartiges, erfülltes Leben hätte führen können, ohne dieses Wort jemals gehört zu haben, ganz zu schweigen von den geistigen Bildern, die es hervorruft.“
Bob kicherte. „Sternen und Steine, du bist aber zart besaitet, Harry.“
„Werziegen“, brummte ich und widmete mich erneut meiner Lektüre. Nachdem ich das fünfte Buch durchgeblättert hatte, holte ich mir einen weiteren Arm voller Folianten. Bob brüllte sein Buch an. Er jubelte bei Liebesszenen und plapperte auch beim Rest immer wieder dazwischen, ganz so, als handle es sich um eine tatsächliche Live-Show auf einer Bühne.
Was mir höchstwahrscheinlich etwas Wichtiges über Bob verraten hätte, wenn ich eine intelligente Person gewesen wäre. Im Grunde war Bob selbst ein Geisterwesen, das aus Gedankenenergie bestand. Von einem gewissen Standpunkt aus waren die Charaktere in diesen Büchern auf einer grundlegenden Ebene nichts anderes – es gab keine Abbildungen von ihnen, und man konnte sie körperlich nicht berühren. Die Bilder entstanden im Kopf des Lesers, Konstrukte seiner Phantasie und Gedanken, denen die Arbeit und das Geschick eines Autors und die Vorstellung eines
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