Harry Potter - Der siebte Horkrux
hätte sein können. Er würde lieber der Wut der Dursleys entgegentreten, als Molly Weasleys Zorn, wenn Ron ihr seine Pläne darlegte, den Fuchsbau in diesem Sommer zu verlassen und direkt in den Krieg einzutreten, von dem sie ihn so eisern abzuschirmen versucht hatte.
Oh nein, dachte Harry, er hatte es viel leichter, indem er es nur mit den Dursleys aufnehmen musste.
Er würde gerne wissen, ob Ron seine kleine Bombe schon am Kings Cross hatte platzen lassen oder ob er gewartet hatte, bis sie zum Fuchsbau gelangt waren. Harry konnte sich lebhaft vorstellen, wie Ron in der Küche versuchte, vernünftig mit seiner Mutter zu reden. Und Ginny würde dort sein...
Ginny.
Harrys Herz verengte sich beim bloßen Gedanken an sie. Er kniff die Augen zusammen, als ob er sie aus seinem Geist herauszwingen wollte. Alles war ihm so einfach und unkompliziert erschienen, als er seinen Entschluss gefasst hatte. Er konnte Ginny nicht der Gefahr aussetzen. Er würde es nicht überleben, wenn sie auch noch verlor.
Doch er hatte eine Aufgabe zu erfüllen und konnte keine Ablenkung gebrauchen, während er nach den Horkruxen suchte. Ihre Beziehung zu beenden war die richtige Entscheidung gewesen. Es gab keinen Grund für sie, ihr Leben aufzugeben, nur weil er es tat. Es könnte ihn Jahre kosten, alle Horkruxe ausfindig zu machen.
Zu jener Zeit war es ihm vollkommen logisch erschienen. Doch nun, da er weg von Hogwarts war und sich dem Unbekannten stellen musste ... nun war nichts mehr klar. Er wusste nicht, wie er mit dem Schmerz, der ein solches Loch in sein Herz riss, noch leben konnte. Er fühlte sich, als ob er beständig aus einer unsichtbaren Wunde blutete.
Eins wusste er mit Sicherheit: Sie konnte ihn mit einem einfachen Lächeln ablenken und er konnte es sich nicht leisten abgelenkt zu werden. Er hatte zu viel zu tun.
Was seine nächsten Planungen betraf ... das war, wo Harry schwankte. Er wusste, was er tun musste, er war sich nur nicht sicher, wie er vorgehen sollte. Wie sollte er die verbleibenden vier Horkruxe ausfindig machen? Wo sollte er anfangen? Und wie sollte er sich selbst – und was noch wichtiger war: Ron und Hermine – davor beschützen, dasselbe Schicksal zu erleiden, das Dumbledore ereilt hatte, als er die anderen beiden Horkruxe geortet hatte? Oder besser gesagt: was er für einen Horkrux gehalten hatte...
R.A.B. Wie konnte er R.A.B. finden? Wo sollte er nur anfangen?
Das Medaillon, der Becher, die Schlange und etwas von Gryffindor oder Ravenclaw.
Es schien hoffnungslos und überwältigend im Ganzen zu sein, so dass er sich stückweise vorarbeiten würde müssen. Harry befingerte das kalte, harte Metall des gefälschten Horkruxes, den er noch immer in seiner Tasche trug. Harry hatte unbewusst angefangen, ihn als eine Art Talisman zu benutzen, an den er sich klammerte, wann immer Stress sich aufzubauen begann. Es musste einen Weg geben. Und er würde ihn finden.
Der erste Schritt würde Godrics Hollow sein. Harry war sich nicht sicher, was er dort zu finden hoffte. Es schien ihm einfach wichtig, dort hinzugehen.
Nein, noch einmal von vorne. Der erste Schritt würde sein, durch seine letzte Gefangenschaft bei den Dursleys hindurchzukommen. Und je eher er es zu ertragen begann, desto schneller könnte er sich vorwärts bewegen.
Während er in Gedanken verloren gewesen war, hatten Harrys Füße ihn zur Vordertür getragen. Einen tiefen Atemzug nehmend, klopfte er dreimal an die Tür.
Es dauerte nur einige Augenblicke, bevor er hörte, wie sich Schritte der Tür näherten. Sie öffnete sich leicht und Tante Petunias Pferdegesicht lugte durch den Spalt. Harry sah, wie sich ihre Augen überrascht weiteten, bevor die Tür aufschwang und sie ihn am Kragen seines T-Shirts hineinzog.
»Was machst du hier?«, verlangte Tante Petunia zu wissen, während sie ihren Hals von Seite zu Seite streckte, um sicherzugehen, dass keiner ihrer Nachbarn draußen war und beobachtete, wie Harry von seiner Tante grob behandelt wurde. »Warum bist du so früh schon zurück? Haben die Missgeburten an deiner Schule endlich entschieden, dass sie dich auch nicht wollen, und dich rausgeworfen? Dachtest du, du könntest einfach unangekündigt hier auftauchen?«
»Hallo, Tante Petunia. Ich freue mich auch, dich zu sehen.«, sagte Harry freundlich, während er sich aus ihrem Griff befreite und seinen Kragen zurechtrückte. Er warf einen schnellen Blick zum Wohnzimmer und bemerkte, dass sich nicht wirklich etwas verändert hatte, obwohl er
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