Harry Potter - Gesamtausgabe
angerichtet hat, können wir nur froh sein, dass sie noch am Leben sind.«
»Du glaubst diese Geschichte also, nicht wahr, Ted?«, fragte Dirk. »Du glaubst, dass Snape Dumbledore getötet hat?«
»Natürlich«, sagte Ted. »Du willst mir hier doch nicht sagen, dass du denkst, Potter hätte etwas damit zu tun?«
»Heutzutage weiß man kaum noch, was man glauben soll«, murmelte Dirk.
»Ich kenne Harry Potter«, sagte Dean. »Und ich schätze, er ist der Richtige – der Auserwählte, oder wie auch immer man es nennen mag.«
»Tja, es gibt viele, die das gerne glauben würden, mein Junge«, sagte Dirk, »ich selbst auch. Aber wo ist er? Abgehauen, wie’s aussieht. Man sollte meinen, dass er, wenn er irgendwas wüsste, was wir nicht wissen, oder irgendwas Besonderes an sich hätte, jetzt dort draußen wäre und kämpfen würde, den Widerstand um sich scharen und sich nicht verstecken würde. Und übrigens, der Prophet hat da einen ziemlich guten Artikel gegen ihn gebracht –«
»Der Prophet?« , spottete Ted. »Geschieht dir recht, angelogen zu werden, wenn du diesen Mist immer noch liest, Dirk. Wenn du die Fakten haben willst, dann versuch es mit dem Klitterer.«
Urplötzlich würgte und spuckte jemand, als würde es ihn zerreißen, dann folgte ein langes, dumpfes Klopfen; wie es sich anhörte, hatte Dirk eine Gräte verschluckt. Endlich prustete er: »Mit dem Klitterer? Diesem verrückten Witzblatt von Xeno Lovegood?«
»In letzter Zeit ist es gar nicht mehr so verrückt«, sagte Ted. »Schau doch mal rein. Xeno bringt alles, was der Prophet außer Acht lässt, in der letzten Ausgabe kamen kein einziges Mal die Schrumpfhörnigen Schnarchkackler vor. Wie lange sie ihn das noch machen lassen, weiß ich allerdings nicht. Aber Xeno schreibt auf der ersten Seite jeder Ausgabe, dass alle Zauberer, die gegen Du-weißt-schon-wen sind, als Allererstes Harry Potter helfen müssen.«
»Schwer, einem Jungen zu helfen, der wie vom Erdboden verschluckt ist«, sagte Dirk.
»Hör mal, die Tatsache, dass sie ihn noch nicht gefasst haben, ist schon ein gewaltiger Erfolg«, sagte Ted. »Ich würd mir gern ein paar Ratschläge von ihm holen. Wir versuchen ja auch nichts anderes, als in Freiheit zu bleiben, oder?«
»Jaah, nun, da ist was dran«, sagte Dirk schleppend. »Wo doch das ganze Ministerium und all seine Informanten nach ihm suchen, hätt ich angenommen, dass sie ihn inzwischen gefasst haben. Aber hör mal, wer weiß denn, ob sie ihn nicht schon gefasst und getötet haben, ohne etwas davon verlauten zu lassen?«
»Ah, sag nicht so was, Dirk«, murmelte Ted.
Eine längere Pause trat ein, in der wieder das Klirren von Messern und Gabeln zu hören war. Als sie erneut zu sprechen begannen, ging es darum, ob sie am Ufer schlafen oder sich auf den bewaldeten Abhang zurückziehen sollten. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Bäume ihnen bessere Deckung bieten würden, löschten ihr Feuer und kletterten dann wieder den Hang hinauf, und ihre Stimmen wurden leiser.
Harry, Ron und Hermine zogen die Langziehohren herein und wickelten sie auf. Harry, dem es, je länger sie gelauscht hatten, immer schwerer gefallen war, schweigen zu müssen, brachte jetzt nichts weiter heraus als: »Ginny – das Schwert –«
»Ich weiß!«, sagte Hermine.
Mit einem Satz war sie bei ihrer kleinen Perlentasche und tauchte diesmal den Arm bis zur Achselhöhle hinein.
»Da … ist es … ja …«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen und zog an etwas, das offenbar in den Tiefen der Tasche steckte. Allmählich kam die Ecke eines reich verzierten Gemälderahmens in Sicht. Harry beeilte sich, ihr zu helfen. Während sie das leere Porträt von Phineas Nigellus ganz aus Hermines Tasche heraushoben, hielt sie ihren Zauberstab darauf gerichtet, bereit, es jederzeit mit einem Zauber zu belegen.
»Wenn jemand das echte Schwert mit einem falschen vertauscht hat, während es in Dumbledores Büro war«, keuchte sie, als sie das Gemälde seitlich an die Zeltwand lehnten, »dann muss Phineas Nigellus das gesehen haben, er hängt gleich neben der Vitrine!«
»Es sei denn, er hat geschlafen«, sagte Harry, hielt aber dennoch den Atem an, als Hermine vor der leeren Leinwand niederkniete, den Zauberstab genau auf die Mitte richtete, sich räusperte und dann sagte: »Ähm – Phineas? Phineas Nigellus?«
Nichts geschah.
»Phineas Nigellus?«, sagte Hermine noch einmal. »Professor Black? Könnten wir bitte mit Ihnen sprechen? Bitte?«
»›Bitte‹
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