Harry Potter - Gesamtausgabe
Kehle.
»Lasst eure Zauberstäbe fallen«, flüsterte sie. »Lasst sie fallen, oder wir werden genau sehen, wie dreckig ihr Blut ist!«
Ron stand stocksteif da, Wurmschwanz’ Zauberstab fest in der Hand. Harry, der immer noch Bellatrix’ Zauberstab hielt, richtete sich auf.
»Ich sagte, lasst sie fallen!«, kreischte sie und drückte die Klinge in Hermines Kehle: Harry sah Blutstropfen hervortreten.
»In Ordnung!«, rief er und ließ Bellatrix’ Zauberstab vor seinen Füßen auf den Boden fallen. Ron tat das Gleiche mit Wurmschwanz’ Zauberstab. Beide hoben die Hände auf Schulterhöhe.
»Gut!«, sagte sie mit einem boshaften Grinsen. »Draco, heb sie auf! Der Dunkle Lord ist unterwegs, Harry Potter! Dein Tod naht heran!«
Harry wusste es; deshalb schmerzte seine Narbe, als wolle sie bersten, und er konnte Voldemort spüren, wie er von weit her über den Himmel flog, über ein dunkles und stürmisches Meer, und bald war er nahe genug, um zu ihnen zu apparieren, und Harry sah keinen Ausweg.
»Nun«, sagte Bellatrix leise, als Draco mit den Zauberstäben zurückgeeilt kam, »Zissy, ich denke, wir sollten diese kleinen Helden wieder fesseln, während Greyback sich um Miss Schlammblut kümmert. Ich bin sicher, der Dunkle Lord wird dir das Mädchen nicht missgönnen, Greyback, nach allem, was du heute Nacht getan hast.«
Beim letzten Wort kam von oben her ein seltsam knirschendes Geräusch. Alle blickten auf und sahen gerade noch, wie der kristallene Kronleuchter erzitterte; dann begann er mit einem Quietschen und einem unheilvollen Klirren herabzustürzen. Bellatrix stand direkt unter ihm; sie ließ Hermine los und warf sich schreiend zur Seite. Der Kronleuchter krachte mit einer Explosion von Kristall und Ketten zu Boden und fiel dabei auf Hermine und den Kobold, der immer noch das Schwert von Gryffindor in der Hand hielt. Glitzernde Kristallscherben stoben in alle Richtungen: Draco krümmte sich und bedeckte sein blutiges Gesicht mit den Händen.
Als Ron losrannte, um Hermine aus den Trümmern zu ziehen, nutzte Harry die Chance; er sprang über einen Lehnstuhl, schnappte die drei Zauberstäbe aus Dracos Griff, richtete sie allesamt auf Greyback und schrie: »Stupor!« Der Dreifachzauber riss den Werwolf von den Füßen, er flog zur Decke und schlug dann auf den Boden.
Während Narzissa Draco wegzog, um ihn vor weiterem Schaden zu schützen, sprang Bellatrix mit wehenden Haaren auf und fuchtelte mit ihrem silbernen Messer; aber Narzissa hatte ihren Zauberstab auf die Tür gerichtet.
»Dobby!«, schrie sie und selbst Bellatrix erstarrte. »Du! Du hast den Kronleuchter herabstürzen lassen –?«
Der kleine Elf tapste in den Raum, seine zitternden Finger deuteten auf seine alte Herrin.
»Sie dürfen Harry Potter nicht wehtun«, quiekte er.
»Töte ihn, Zissy!«, kreischte Bellatrix, doch es gab einen weiteren lauten Knall , und auch Narzissas Zauberstab flog in die Luft und landete auf der anderen Seite des Raumes.
»Du dreckiger kleiner Affe!«, brüllte Bellatrix. »Wie kannst du es wagen, den Zauberstab einer Hexe in die Hand zu nehmen, wie kannst du es wagen, deinen Herren zu trotzen?«
»Dobby hat keinen Herrn!«, quiekte der Elf. »Dobby ist ein freier Elf, und Dobby ist gekommen, um Harry Potter und seine Freunde zu retten!«
Harrys Narbe machte ihn blind vor Schmerz. Er ahnte dumpf, dass sie nur noch Momente, Sekunden hatten, ehe Voldemort bei ihnen war.
»Ron, fang – und VERSCHWINDET !«, schrie er und warf ihm einen der Zauberstäbe zu; dann bückte er sich und zerrte Griphook unter dem Kronleuchter hervor. Er hob den stöhnenden Kobold, der immer noch das Schwert festhielt, auf seine Schulter, packte Dobbys Hand und wirbelte auf der Stelle herum, um zu disapparieren.
Während er sich in die Dunkelheit hineindrehte, erhaschte er einen letzten Blick von dem Salon: Er sah die bleichen, erstarrten Gestalten von Narzissa und Draco, die rote Schliere, die Rons Haar war, und einen verwischten silbernen Fleck, als Bellatrix’ Messer durch den Raum flog, dorthin, wo er gerade verschwand –
Zu Bill und Fleur … Shell Cottage … zu Bill und Fleur …
Er war ins Unbekannte abgetaucht; er konnte jetzt nichts weiter tun, als den Namen des Zielorts zu wiederholen und zu hoffen, dass das ausreichte, um ihn dorthin zu bringen. Der Schmerz in seiner Stirn durchdrang ihn und das Gewicht des Kobolds lastete schwer auf ihm; er konnte die Klinge des Schwerts von Gryffindor gegen seinen Rücken schlagen
Weitere Kostenlose Bücher