Harry Potter - Gesamtausgabe
wäre der Einzige, der es entdeckt hat. Kommt mit.«
Während die Mauern wieder bebten, ging er den anderen beiden voran durch den verborgenen Eingang und die Treppe hinunter in den Raum der Wünsche. Er war fast leer, nur drei Frauen waren noch da: Ginny, Tonks und eine ältere Hexe mit einem mottenzerfressenen Hut, in der Harry sofort Nevilles Großmutter erkannte.
»Ah, Potter«, sagte sie forsch, als hätte sie auf ihn gewartet. »Du kannst uns berichten, was gerade los ist.«
»Alles in Ordnung mit den andern?«, fragten Ginny und Tonks gleichzeitig.
»Soweit wir wissen«, erwiderte Harry. »Sind noch Leute im Tunnel zum Eberkopf?«
Er wusste, dass der Raum sich nicht verwandeln konnte, solange ihn noch jemand benutzte.
»Ich war die Letzte, die durchkam«, sagte Mrs Longbottom. »Ich habe ihn versiegelt, ich halte es für unklug, ihn offen zu lassen, jetzt, wo Aberforth seinen Pub verlassen hat. Hast du meinen Enkel gesehen?«
»Er kämpft«, sagte Harry.
»Natürlich«, sagte die alte Dame stolz. »Entschuldigt mich, ich muss gehen und ihm beistehen.«
Überraschend schnell zockelte sie in Richtung der steinernen Treppe davon.
Harry sah zu Tonks.
»Ich dachte, du wärst mit Teddy bei deiner Mutter?«
»Ich hab es nicht ausgehalten, nichts zu wissen –« Tonks wirkte gequält. »Sie kümmert sich um ihn – hast du Remus gesehen?«
»Er wollte eine Gruppe von Kämpfern auf das Gelände führen –«
Ohne ein weiteres Wort eilte Tonks davon.
»Ginny«, sagte Harry, »es tut mir leid, aber du musst auch raus. Nur für eine Weile. Dann kannst du wieder reinkommen.«
Ginny schien sich einfach nur darüber zu freuen, dass sie ihre Zufluchtsstätte verlassen konnte.
»Und dann kannst du wieder reinkommen!«, rief er ihr nach, als sie Tonks hinterher die Treppe hochrannte. »Du musst wieder reinkommen!«
»Wart mal einen Moment«, sagte Ron scharf. »Wir haben jemanden vergessen!«
»Wen?«, fragte Hermine.
»Die Hauselfen, die sind sicher alle unten in der Küche, oder?«
»Du meinst, wir sollten sie zum Kämpfen bringen?«, fragte Harry.
»Nein«, erwiderte Ron ernst. »Ich meine, wir sollten ihnen sagen, dass sie weggehen müssen. Wir wollen nicht noch mehr Dobbys, oder? Wir können ihnen nicht befehlen, für uns zu sterben –«
Klappernd flogen die Basiliskenzähne in hohem Bogen aus Hermines Armen. Sie stürzte auf Ron zu, fiel ihm um den Hals und küsste ihn mitten auf den Mund. Ron warf die Zähne und den Besen, die er hielt, beiseite und erwiderte den Kuss so leidenschaftlich, dass er Hermine von den Füßen riss.
»Ist das jetzt der richtige Moment dafür?«, fragte Harry matt, und als nichts geschah, außer dass Ron und Hermine sich noch fester umklammerten und hin und her schwankten, hob er seine Stimme: »HEY! Hier herrscht Krieg!«
Ron und Hermine lösten sich voneinander, die Arme nach wie vor umeinandergeschlungen.
»Ich weiß, Mann«, sagte Ron, der den Eindruck machte, als hätte er gerade einen Klatscher an den Hinterkopf bekommen, »ebendeshalb, jetzt oder nie, stimmt’s?«
»Schon gut, aber was ist mit dem Horkrux?«, rief Harry. »Meint ihr, ihr könntet euch gerade noch – gerade noch zurückhalten, bis wir das Diadem haben?«
»Jaah – gut – ’tschuldigung –«, sagte Ron, und er und Hermine machten sich, beide mit rosa Gesichtern, daran, die Giftzähne aufzusammeln.
Als die drei in den Korridor oben zurückkehrten, war offensichtlich, dass sich die Lage im Schloss während der wenigen Minuten, die sie im Raum der Wünsche gewesen waren, ernstlich verschlechtert hatte: Die Wände und die Decke bebten schlimmer denn je; die Luft war voller Staub, und durch das nächste Fenster sah Harry grüne und rote Lichter so dicht am Fuß des Schlosses aufflammen, dass er wusste, dass die Todesser nahe daran sein mussten, in das Gebäude einzudringen. Er blickte hinunter und sah Grawp, den Riesen, in Schlangenlinien vorbeiwanken, er schwang offenbar einen vom Dach gerissenen steinernen Wasserspeier und brüllte verärgert.
»Hoffentlich tritt er auf ein paar von denen drauf!«, sagte Ron, während ganz in der Nähe weitere Schreie ertönten.
»Solange es nicht jemand von uns ist!«, sagte eine Stimme. Harry wandte sich um und sah Ginny und Tonks mit gezückten Zauberstäben am nächsten Fenster stehen, an dem mehrere Scheiben fehlten. Noch während er hinüberschaute, schickte Ginny einen gut gezielten Fluch nach unten in eine Gruppe von Kämpfern.
»Prima,
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