Harry Potter - Gesamtausgabe
dem Toilettensitz bereit.
»Habt ihr sie?«, fragte Hermine außer Atem.
Harry zeigte ihr Goyles Haare.
»Gut. Und ich hab diese Umhänge aus der Wäsche stibitzt«, sagte Hermine und hielt einen kleinen Sack hoch. »Ihr braucht andere Größen, sobald ihr Crabbe und Goyle seid.«
Die drei starrten in den Kessel. Aus der Nähe sah der Zaubertrank wie dicker, dunkler, träge blubbernder Schlamm aus.
»Ich bin mir sicher, dass ich alles richtig gemacht habe«, sagte Hermine und las noch einmal nervös die bekleckerte Seite von Höchst potente Zaubertränke durch. »Sieht genauso aus, wie es das Buch vorschreibt … wenn wir ihn getrunken haben, bleibt uns exakt eine Stunde, bis wir uns wieder in uns selbst verwandeln.«
»Und was nun?«, flüsterte Ron.
»Wir teilen ihn auf drei Gläser auf und fügen die Haare hinzu.«
Hermine füllte große Schöpflöffel mit Zaubertrank in die Gläser. Dann schüttelte sie mit zitternder Hand Millicent Bulstrodes Haar aus dem Fläschchen in das erste Glas.
Der Trank zischte laut wie ein Wasserkessel und schäumte bedrohlich auf. Eine Sekunde später nahm er einen Übelkeit erregenden Gelbton an.
»Uääh – Essenz von Millicent Bulstrode«, sagte Ron mit ekelerfülltem Blick. »Wette, es schmeckt widerlich.«
»Tut jetzt eure rein«, sagte Hermine.
Harry warf Goyles Haare ins mittlere, Ron die Crabbes ins letzte Glas. Beide Gläser zischten und schäumten: Goyles Glas nahm den khakifarbenen Ton eines Nasenpopels an, Crabbes ein dunkles, trübes Braun.
»Wartet«, sagte Harry, als Ron und Hermine nach ihren Gläsern griffen. »Wir trinken sie besser nicht alle drei hier drin … Sobald wir uns in Crabbe und Goyle verwandeln, passen wir nicht mehr hier rein. Und Millicent Bulstrode ist auch nicht gerade eine Elfe.«
»Kluger Junge«, sagte Ron und schob den Riegel zurück. »Jeder nimmt eine Kabine.«
Harry, sorgsam darauf achtend, keinen Tropfen seines Vielsaft-Tranks zu verschütten, glitt in die mittlere Kabine.
»Fertig?«, rief er.
»Fertig«, kam es von Ron und Hermine zurück.
»Eins – zwei – drei –«
Harry klemmte sich die Nase zu und trank das Gebräu in zwei großen Schlucken. Es schmeckte wie zerkochter Kohl.
Sogleich begannen seine Eingeweide sich zu winden, als ob er lebende Schlangen geschluckt hätte – zusammengekrümmt fragte er sich, ob er sich übergeben würde –, dann breitete sich ein Brennen von seinem Magen rasch bis in seine Fingerspitzen und Zehen aus – als Nächstes, er lag nun keuchend auf allen vieren, kam ein fürchterliches Gefühl, als ob er schmelze, und die Haut an seinem Körper blähte sich wie heißes Wachs – vor seinen Augen begannen seine Hände zu wachsen, die Finger verdickten sich, die Nägel wurden breiter, die Knöchel traten hervor wie Bolzen – seine Schultern dehnten sich schmerzhaft, und ein Prickeln auf seiner Stirn sagte ihm, dass sein Haar bis zu seinen Augenbrauen hinunterkroch – sein Umhang zerriss, als seine Brust sich ausdehnte wie ein Fass, das seine Reifen sprengte – seine Füße quälten sich in Schuhen, die vier Nummern zu klein waren –
So schnell es begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. Harry lag mit dem Gesicht nach unten auf dem steinkalten Boden und hörte Myrte im hinteren Klo verdrießlich gurgeln. Mühsam zog er sich die Schuhe aus und stand auf. So fühlte es sich also an, wenn man Goyle war. Mit seiner großen zitternden Hand warf er den Umhang ab, der einen halben Meter über seinen Knöcheln hing, zog den anderen an und schlüpfte in Goyles bootgroße Schuhe. Er hob die Hand, um sich das Haar vor den Augen wegzuwischen, traf aber nur den kurzen drahtigen Stoppelwuchs tief auf seiner Stirn. Dann erkannte er, dass seine Brille ihm den Blick vernebelte, weil Goyle sie offenbar nicht brauchte – er nahm sie ab und rief:
»Seid ihr okay?« Goyles leise Raspelstimme drang aus seinem Mund.
»Ja«, hörte er Crabbes tiefes Grunzen zu seiner Rechten.
Harry öffnete seine Tür und trat vor den zerbrochenen Spiegel. Aus dumpfen, tief liegenden Augen starrte ihn Goyle an. Harry kratzte sich am Ohr. Goyle tat es ihm gleich.
Rons Tür ging auf. Sie starrten sich an. Ron sah blass und entsetzt aus, war aber sonst von Crabbe nicht zu unterscheiden, vom puddingschüsselförmigen Haarschnitt bis zu den langen Gorillaarmen.
»Das ist unglaublich«, sagte Ron. Er trat vor den Spiegel und tippte sich gegen Crabbes platte Nase. »Unglaublich.«
»Wir sollten uns beeilen«, sagte Harry
Weitere Kostenlose Bücher