Harry Potter und der Feuerkelch
dass die Seite aus dem Tagespropheten in seiner Hand zitterte, als er sich umdrehte und mit leerem Blick hinüber zu dem Einhorn starrte, dessen magische Eigenschaften Professor Raue-Pritsche jetzt mit lauter Stimme aufzählte, damit auch die Jungen etwas mitbekamen.
»Ich kann nur hoffen, dass diese Frau bleibt!«, sagte Parvati Patil nach dem Ende der Stunde, als sie zum Mittagessen ins Schloss zurückgingen. »Genau so hab ich mir Pflege magischer Geschöpfe immer vorgestellt … richtige Tiere wie dieses Einhorn, keine Monster …«
»Und was ist mit Hagrid?«, sagte Harry wütend, als sie die Treppe hochgingen.
»Was soll mit ihm sein?«, sagte Parvati mit harter Stimme. »Er kann doch immer noch den Wildhüter machen, oder?«
Seit dem Ball war Parvati gegenüber Harry ziemlich kühl. Ihm war klar, dass er ihr vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätte schenken sollen, doch sie schien sich trotz allem gut amüsiert zu haben. Jedenfalls erzählte sie allen, die es hören wollten, dass sie sich für den nächsten Wochenendausflug nach Hogsmeade mit dem Jungen von Beauxbatons verabredet hatte.
»Das war nun wirklich mal eine gute Unterrichtsstunde«, sagte Hermine, als sie die Große Halle betraten. »Ich hätte nicht mal die Hälfte von dem gewusst, was uns Professor Raue-Pritsche über Ein–«
»Schau dir das an!«, knurrte Harry und hielt ihr den Artikel des Tagespropheten unter die Nase.
Hermine ging beim Lesen langsam der Mund auf. Sie reagierte genau wie Ron. »Wie hat diese fürchterliche Kimmkorn das rausbekommen? Du glaubst doch nicht, Hagrid selbst hat es ihr erzählt?«
»Nein«, sagte Harry, ging voraus zum Gryffindor-Tisch und ließ sich zornig auf einen Stuhl fallen. »Er hat es doch nicht mal uns erzählt, oder? Ich schätze, sie war sauer, weil er ihr keine Horrorgeschichten über mich erzählt hat, und hat dann rumgeschnüffelt, um es ihm heimzuzahlen.«
»Vielleicht hat sie gehört, wie er es am Ballabend Madame Maxime erzählt hat«, sagte Hermine leise.
»Dann hätten wir sie draußen im Garten sehen müssen!«, sagte Ron. »Außerdem darf sie sich in der Schule ja gar nicht mehr blicken lassen, Hagrid meinte, Dumbledore hätte ihr Hausverbot erteilt …«
»Vielleicht hat sie einen Tarnumhang«, sagte Harry und schöpfte sich so wütend Hühnerfrikassee auf den Teller, dass er es nach allen Seiten verspritzte.
»Das sieht ihr ähnlich, sich in Büschen zu verstecken und Leute zu belauschen.«
»Wie du und Ron, willst du sagen«, entgegnete Hermine.
»Wir wollten ihn ja gar nicht belauschen!«, sagte Ron entrüstet. »Wir hatten keine andere Wahl! Der Trottel plaudert über seine Riesenmutter, wo ihn doch jeder hätte hören können!«
»Wir müssen zu ihm und sehen, wie es ihm geht«, sagte Harry. »Heute Abend, nach Wahrsagen. Ihm sagen, dass wir ihn wiederhaben wollen … Du willst ihn doch auch wieder?«, fragte er mit wütendem Blick zu Hermine gewandt.
»Ich – nun ja, ich will nicht so tun, als wär es keine schöne Abwechslung gewesen, mal eine richtige Stunde Pflege magischer Geschöpfe –« Unter Harrys wütendem Blick gab sie jedoch klein bei und setzte rasch hinzu: »– aber natürlich will ich Hagrid wiederhaben!«
Und so gingen die drei nach dem Abendessen noch einmal aus dem Schloss und über den gefrorenen Abhang hinunter zu Hagrids Hütte. Sie klopften und Fang antwortete mit freudigem Gebelle.
»Hagrid, wir sind’s!«, rief Harry und trommelte gegen die Tür. »Mach auf!«
Er gab keine Antwort. Sie hörten Fang an der Tür kratzen und winseln, doch Hagrid machte nicht auf. Zehn Minuten lang hämmerten sie gegen die Tür; Ron ging sogar um die Ecke und klopfte an ein Fenster, aber nichts rührte sich.
»Warum will er uns nicht sehen?«, fragte Hermine, als sie schließlich aufgegeben hatten und zurück zum Schloss gingen. »Er denkt doch nicht etwa, es würde uns was ausmachen, dass er ein Halbriese ist?«
Doch es hatte ganz den Anschein, als würde es Hagrid selbst etwas ausmachen. Die ganze Woche war keine Spur von ihm zu sehen. Er erschien nicht zum Essen am Lehrertisch, er ging offenbar auch nicht seinen Pflichten als Wildhüter auf den Ländereien nach, und Pflege magischer Geschöpfe hatten sie auch weiterhin bei Professor Raue-Pritsche. Malfoy feixte bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
»Sehnst dich wohl nach deinem Mischlingskumpel?«, wisperte er ständig Harry zu, wenn ein Lehrer in der Nähe war, um vor Harrys Vergeltung sicher zu
Weitere Kostenlose Bücher