Harry Potter und der Feuerkelch
nicht alles sein, was Bagman sagen wollte, denn er hätte ihm auch vor Ron und Hermine gratulieren können. Bagman schien es jedoch nicht allzu eilig zu haben, mit der Sprache rauszurücken. Harry bemerkte, wie er im Spiegel zu den Kobolden hinübersah, die ihn und Harry mit ihren dunklen, schrägen Augen beobachteten.
»Ein Alptraum, sag ich dir«, murmelte Bagman Harry zu, als er bemerkt hatte, dass auch Harry die Kobolde beobachtete. »Ihr Englisch ist nicht allzu gut … als ob ich mich wieder mit diesen Bulgaren bei der Weltmeisterschaft rumschlagen müsste … aber die haben wenigstens eine Zeichensprache benutzt, die ein normaler Mensch entziffern kann. Diese Bande da quasselt ständig in Koboldogack … und ich kenne nur ein Wort in Koboldogack. Bladwack. Das bedeutet ›Spitzhacke‹. Sag ich natürlich nicht, sonst meinen die noch, ich würde sie bedrohen.« Er lachte kurz und dröhnend auf.
»Was wollen die?«, fragte Harry, dem auffiel, dass die Kobolde Bagman immer noch scharf im Visier hatten.
»Ähm – nun ja …«, sagte Bagman und schien plötzlich nervös geworden. »Sie … ähm … sie suchen nach Barty Crouch.«
»Und warum ausgerechnet hier?«, sagte Harry. »Er ist doch in London im Ministerium?«
»Ähm … ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung, wo er steckt«, sagte Bagman. »Er hat gewissermaßen … aufgehört zu arbeiten. Taucht schon seit einigen Wochen nicht mehr auf. Der junge Percy, sein Assistent, behauptet, er sei krank. Offenbar hat er vor kurzem per Eulenpost Anweisungen geschickt. Aber das bleibt doch unter uns, Harry? Rita Kimmkorn schnüffelt nämlich immer noch überall rum, und ich wette, sie bläst Bartys Krankheit zu irgendeiner üblen Geschichte auf. Dann heißt es wahrscheinlich noch, er werde vermisst, wie Bertha Jorkins.«
»Haben Sie etwas von Bertha Jorkins gehört?«, fragte Harry.
»Nein«, sagte Bagman und wieder schien er angespannt. »Ich hab natürlich ein paar Leute auf die Suche geschickt …« (Wurde allmählich auch Zeit, dachte Harry), »doch das ist alles sehr merkwürdig. Wir wissen jetzt, dass sie in Albanien angekommen ist, weil sie dort ihren Cousin zweiten Grades getroffen hat. Und dann hat sie das Haus ihres Cousins in Richtung Süden verlassen, um eine Tante zu besuchen … aber unterwegs ist sie offenbar spurlos verschwunden. Verdammt, wenn ich nur wüsste, wo sie steckt … sie scheint jedenfalls nicht der Typ zu sein, der einfach durchbrennt … aber was soll’s … was reden wir hier überhaupt von Kobolden und Bertha Jorkins? Ich wollte dich was ganz anderes fragen« – er senkte die Stimme – »wie kommst du mit dem goldenen Ei voran?«
»Ähm … nicht schlecht«, schwindelte Harry.
Bagman schien zu wissen, dass er nicht die Wahrheit sagte.
»Hör zu, Harry«, sagte er (immer noch mit gedämpfter Stimme), »ich komme mir bei dieser ganzen Sache ziemlich schlecht vor … du bist einfach ins Turnier reingerasselt, du hast dich nicht freiwillig gemeldet … und wenn« (er sprach jetzt so leise, dass Harry ihm das Ohr zuneigen musste, um ihn zu verstehen) »… wenn ich dir irgendwie helfen kann … ein kleiner Tipp, wo’s langgehen könnte … weißt du, irgendwie mag ich dich … und wie du an diesem Drachen vorbeigekommen bist … Also, du brauchst nur ein Wort zu sagen.«
Harry blickte auf und sah in Bagmans rundes, rosiges Gesicht und die geweiteten, babyblauen Augen.
»Wir sollen doch das Rätsel allein lösen, oder?«, sagte er, darauf bedacht, lässig zu klingen und nicht so, als ob er den Chef der Abteilung für Magische Spiele beschuldigen würde, die Regeln zu brechen.
»Ja, schon richtig«, sagte Bagman ungeduldig, »aber – nun stell dich nicht so an, Harry, wir wollen doch alle einen Sieger aus Hogwarts, oder?«
»Haben Sie Cedric auch Hilfe angeboten?«, fragte Harry.
Auf Bagmans glattem Gesicht erschienen sehr feine Runzeln.
»Nein, hab ich nicht«, sagte er. »Ich – nun, wie gesagt, ich mag dich inzwischen ganz gern. Dachte eben, ich könnte dir ein wenig unter die Arme …«
»Nett von Ihnen«, sagte Harry, »aber ich glaube, ich hab dieses Eierrätsel fast gelöst … brauch vielleicht nur noch ein paar Tage.«
Er war sich nicht ganz sicher, warum er Bagmans Hilfe ablehnte, er wusste nur, dass er Bagman eigentlich gar nicht kannte, und wenn er seine Hilfe annehmen würde, hätte er viel eher das Gefühl, er würde mogeln, als wenn er Ron, Hermine oder Sirius um Rat fragte.
Bagman sah fast beleidigt aus,
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