Harry Potter und der Feuerkelch
Mum … na, wie auch immer. ’türlich war ich nie der große Magier, stimmt schon … aber wenigstens hat er nich erlebt, wie sie mich rausgeworfen haben. Ist nämlich schon in meinem zweiten Schuljahr gestorben …
Dumbledore war der Einzige, der sich nach dem Tod von meinem Dad für mich eingesetzt hat. Hat mir diese Wildhüterstelle besorgt … vertraut einfach Leuten, ist doch wahr. Gibt ihnen noch ’ne zweite Schangse … ganz anders als die anderen Schulleiter, wisst ihr. Er nimmt jeden auf in Hogwarts, wenn er nur begabt ist. Weiß, dass was Gutes aus den Leuten werden kann, auch wenn ihre Familien … wie sagt man … nicht so respektierlich war’n. Aber manche verstehn das einfach nich. ’s gibt welche, die halten dir das immer wieder vor … manche von unserem Schlag tun sogar so, als hätten sie nur große Knochen, statt den Mund aufzumachen und zu sagen – ich bin, was ich bin, und ich schäm mich nich dafür. ›Schäm dich nie‹, hat mein alter Dad immer gesagt, ›’s gibt immer welche, die’s dir vorwerfen, aber mit denen brauchst du dich gar nich abzugeben.‹ Und er hat Recht gehabt. Ich war ’n Idiot. Mit der geb ich mich nich mehr ab, das versprech ich euch. Große Knochen … erzählt mir was von wegen große Knochen.«
Harry, Ron und Hermine warfen sich nervöse Blicke zu; Harry wäre eher mit fünfzig Knallrümpfigen Krötern spazieren gegangen, als Hagrid zu gestehen, dass er ihn bei seiner Unterhaltung mit Madame Maxime belauscht hatte, doch Hagrid redete weiter, offenbar nicht ahnend, was er ausgeplaudert hatte.
»Weißt du was, Harry?«, sagte er und sah mit leuchtenden Augen vom Foto seines Vaters auf. »Als ich dich kenn gelernt hab, hast du mich ein bisschen an mich selbst erinnert. Mum und Dad nicht mehr da, und du hattest das Gefühl, dass du gar nicht nach Hogwarts passt, weißt du noch? Warst nicht sicher, ob du es überhaupt schaffst … und nu schau dich mal an, Harry! Schul-Schämpion!«
Sein Blick verweilte einen Moment lang auf Harry, dann sagte er tiefernst: »Weißt du, was ich wirklich gut finden würd, Harry? Ich fänd’s wirklich gut, wenn du gewinnst, sag ich dir. Dann hättest du’s allen gezeigt … du brauchst nicht reinblütig zu sein, um es zu schaffen. Du brauchst dich nicht zu schämen, weil du so bist, wie du bist. Dann würden sie sehen, dass es Dumbledore ist, der Recht hat und alle aufnimmt, wenn sie nur zaubern können. Wie steht’s eigentlich mit dem Ei, Harry?«
»Großartig«, sagte Harry. »Wirklich großartig.«
Auf Hagrids verweintem Gesicht brach sich ein breites, feuchtes Lächeln Bahn. »Gut gemacht, Junge … Du zeigst es denen, Harry, du zeigst es denen. Schlägst sie alle.«
Hagrid anzulügen war nicht ganz dasselbe, wie irgendjemanden anzulügen. Später am Nachmittag, als Harry mit Ron und Hermine zum Schloss zurückging, konnte er das Bild von Hagrids bartumwuchertem Gesicht nicht aus seinen Gedanken verbannen, das so glücklich ausgesehen hatte bei der Vorstellung, Harry würde das Turnier gewinnen. Das rätselhafte Ei lastete an diesem Abend schwer auf Harrys Gewissen, und als er im Bett lag, hatte er seinen Entschluss schon gefasst – es war an der Zeit, seinen Stolz zu vergessen und herauszufinden, ob Cedrics rätselhafter Hinweis irgendetwas taugte.
Das Ei und das Auge
Da Harry keine Ahnung hatte, wie lange er baden musste, um das Geheimnis des goldenen Eis zu lüften, beschloss er, nachts zu gehen, wenn er sich so viel Zeit nehmen konnte, wie er brauchte. Es widerstrebte ihm zwar, einem weiteren Ratschlag von Cedric zu folgen, doch er entschied sich, das Bad der Vertrauensschüler zu benutzen. Nur wenige durften dort rein und so würde er eher ungestört bleiben.
Harry plante seine Unternehmung mit Sorgfalt, denn schon einmal hatte ihn Filch, der Hausmeister, mitten in der Nacht aufgegriffen, als er sich verbotenerweise im Schloss herumgetrieben hatte, und er hatte nicht das Bedürfnis, dies noch einmal zu erleben. Natürlich würde der Tarnumhang entscheidend sein, und als zusätzliche Vorkehrung wollte er die Karte des Rumtreibers mitnehmen, die neben dem Umhang das nützlichste Werkzeug fürs Regelbrechen war, das Harry besaß. Die Karte zeigte ganz Hogwarts, auch die vielen Abkürzungen und Geheimgänge, und vor allem zeigte sie die Leute im Schloss als winzige, beschriftete Punkte, die sich durch die Gänge bewegten, so dass Harry gewarnt sein würde, wenn sich jemand dem Badezimmer näherte.
Donnerstagnacht
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