Harry Potter und der Feuerkelch
stahl sich Harry hoch in den Schlafsaal, warf sich den Tarnumhang über, schlich nach unten und wartete, wie in jener Nacht, als Hagrid ihn zu den Drachen geführt hatte, bis sich das Porträtloch öffnete. Diesmal war es Ron, mit dem er sich abgesprochen hatte; er stand auf der anderen Seite des Porträtlochs, sagte der fetten Dame das Passwort (»Bananeneis«), stieg in den Gemeinschaftsraum, murmelte Harry »viel Glück« zu, und Harry schlüpfte hinaus.
Heute Nacht fiel es ihm schwer, sich mit dem Tarnumhang zu bewegen, denn er trug das schwere Ei unter dem einen Arm und hielt sich mit dem anderen die Karte vor die Augen. Die mondbeschienenen Gänge waren jedoch ausgestorben und still, und indem Harry gelegentlich anhielt und die Karte vorsorglich prüfte, gelang es ihm, unliebsame Begegnungen zu vermeiden. Als er die Statue von Boris dem Bekloppten erreichte, einem ratlos in die Gegend schauenden Zauberer mit Handschuhen, bei denen er links und rechts verwechselt hatte, sah er die richtige Tür, neigte sich zu ihr und murmelte das Passwort »Pinienfrisch«, wie Cedric ihm gesagt hatte.
Knarrend öffnete sich die Tür. Harry glitt hinein, schob den Riegel vor, zog den Tarnumhang vom Kopf und sah sich um.
Sein erster Eindruck war, dass es sich durchaus lohnen würde, Vertrauensschüler zu werden, nur um dieses Badezimmer benutzen zu dürfen. Ein stattlicher kerzenbestückter Kronleuchter tauchte das Bad in sein warmes Licht. Es war ganz aus Marmor, auch das in der Mitte des Raums eingelassene rechteckige Becken, das eher wie ein leerer Swimmingpool aussah. Rund hundert goldene Wasserhähne ragten aus den Seitenwänden des Beckens und in jedem Drehknopf war ein andersfarbener Juwel eingelassen. Auch ein Sprungbrett gab es hier. An den Fenstern hingen lange, weiße Leinenvorhänge; in einer Ecke fand sich ein großer Stapel flaumig weicher weißer Badetücher und an der Wand hing ein einzelnes, goldgerahmtes Gemälde. Darauf war eine blonde Meerjungfrau zu sehen, die tief schlafend auf einem Felsen lag und deren langes Haar bei jedem Schnarcher über ihr Gesicht flatterte.
Harry legte seinen Umhang, das Ei und die Karte auf den Boden und ging, sich umsehend, auf das Becken zu, wobei seine Schritte von den Wänden widerhallten. Gewiss, dieses Bad war herrlich – und er hatte große Lust, ein paar von diesen Wasserhähnen auszuprobieren –, doch nun, da er hier war, kam ihm der unangenehme Gedanke, dass Cedric ihn vielleicht auf den Arm genommen hatte. Wie um alles in der Welt sollte ihm dieses Bad helfen, das Geheimnis des Eis zu lösen? Trotz allem legte er eines der flaumigen Tücher an den Rand des swimmingpoolgroßen Beckens, legte den Umhang, die Karte und das Ei dazu, kniete sich nieder und drehte ein paar Wasserhähne auf.
Sofort war ihm klar, dass jeder Wasserstrahl eine andere Sorte Schaumbad enthielt, aber es war Schaumbad, wie Harry es noch nie erlebt hatte. Aus einem Hahn blubberten rosa und blaue Blasen von Fußballgröße, aus einem anderen quoll eisweißer Schaum, so dicht und fest, dass Harry sicher war, er würde ihn über das Wasser tragen; aus einem dritten Hahn sprühten schwer parfümierte purpurne Wolken, die über dem Wasser schweben blieben. Harry drehte eine Weile nach Lust und Laune an den Hähnen, und besonders einer gefiel ihm, dessen Strahl auf der Wasseroberfläche abprallte und in großen Bogen darüber hinweghüpfte. Als das tiefe Becken mit heißem Wasser, feinem Schaum und mächtigen Blasen gefüllt war (was bei seiner Größe doch schnell gegangen war), drehte Harry alle Hähne zu, zog Morgenrock, Pyjama und Badeschlappen aus und ließ sich ins Wasser gleiten.
Es war so tief, dass seine Füße kaum den Boden berührten, und so schwamm er tatsächlich ein paar Runden, dann lehnte er sich an den Beckenrand, planschte ein wenig im Wasser und nahm das Ei unter die Lupe. So toll es auch war, im heißen und schaumigen Wasser durch wabernde bunte Dampfwolken zu schwimmen, es hatte ihn kein Geistesblitz getroffen noch war ihm plötzlich etwas wie Schuppen von den Augen gefallen.
Harry streckte die Arme aus, hob das Ei mit nassen Händen hoch und öffnete es. Das klagende, kreischende Lärmen erfüllte das Bad und hallte zitternd von den Marmorwänden wider, doch es klang so unbegreiflich wie immer, und im Gewirr der Echos vielleicht noch rätselhafter. Aus Sorge, der Lärm könnte Filch auf den Plan rufen, wie es Cedric vielleicht sogar beabsichtigt hatte, ließ er das Ei wieder
Weitere Kostenlose Bücher