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Harry Potter und der Feuerkelch

Harry Potter und der Feuerkelch

Titel: Harry Potter und der Feuerkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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zuschnappen – und dann schrak er so heftig zusammen, dass er das Ei fallen ließ. Scheppernd rollte es über den Marmorboden davon. Jemand sprach.
    »Ich würde es einfach mal ins Wasser legen, wenn ich du wäre.«
    Harry hatte vor Schreck eine beträchtliche Menge Seifenblasen geschluckt. Prustend richtete er sich auf und sah den Geist eines sehr verdrossen aussehenden Mädchens mit übergeschlagenen Beinen auf einem der Wasserhähne sitzen. Es war die Maulende Myrte, die man normalerweise im Abflussrohr eines Klos drei Stockwerke weiter unten schluchzen hören konnte.
    »Myrte!«, sagte Harry empört. »Ich – ich hab überhaupt nichts an!«
    Der Schaum war so dicht, dass es kaum eine Rolle spielte, aber er hatte das unangenehme Gefühl, dass Myrte ihn aus einem der Hähne heraus beobachtet hatte, schon seit er hereingekommen war.
    »Ich hab die Augen geschlossen, als du reinkamst«, sagte sie und blinzelte ihn durch ihre dicken Brillengläser an. »Du hast mich schon ewig nicht mehr besucht.«
    »Jaah … nun …«, sagte Harry und ging ein wenig in die Knie, nur um vollkommen sicher zu sein, dass Myrte nichts als seinen Kopf sehen konnte, »ich darf doch eigentlich gar nicht in dein Klo. Es ist doch nur für Mädchen.«
    »Früher hat dich das nicht gestört«, schmollte Myrte. »Früher bist du ständig gekommen.«
    Das stimmte, allerdings nur, weil Harry, Ron und Hermine festgestellt hatten, dass Myrtes kaputtes Klo der beste Platz war, um insgeheim einen Vielsaft-Trank zu brauen – einen verbotenen Zaubertrank, der Harry und Ron für eine Stunde in lebende Abbilder von Crabbe und Goyle verwandelt hatte, als die sie sich dann in den Gemeinschaftsraum der Slytherins schmuggeln konnten.
    »Ich hab Ärger gekriegt, weil ich dort rein bin«, sagte Harry, was nur die halbe Wahrheit war; nur Percy hatte ihn einmal erwischt, wie er aus Myrtes Klo kam. »Danach dachte ich, ich lass es lieber bleiben.«
    »Oh … verstehe …«, sagte Myrte und fingerte mit grämlicher Miene an einem Pickel an ihrem Kinn herum. »Ja … wie auch immer … ich würde das Ei mal ins Wasser legen. Das hat Cedric Diggory nämlich getan.«
    »Hast du den auch schon bespitzelt?«, sagte Harry entrüstet. »Was treibst du hier eigentlich – schleichst dich abends einfach rein und siehst zu, wie die Vertrauensschüler baden?«
    »Manchmal«, sagte Myrte verschmitzt, »aber bisher bin ich noch nie aus dem Versteck gekommen, um mit jemandem zu sprechen.«
    »Das ehrt mich aber«, sagte Harry mit finsterer Miene. »Halt dir jetzt bloß die Augen zu!«
    Er vergewisserte sich, dass Myrte ihre Brille gut verdeckt hatte, bevor er sich aus dem Wasser zog, das Badetuch fest um sich wickelte und dann das Ei holen ging.
    Sobald er wieder im Wasser war, spähte Myrte durch ihre Finger hindurch und sagte: »Nun mach schon … öffne es unter Wasser.«
    Harry drückte das Ei unter die schaumige Wasseroberfläche und öffnete es … und diesmal war kein Klagen zu hören. Ein gegurgeltes Lied ertönte, ein Lied, dessen Text er durch das Wasser nicht verstehen konnte.
    »Du musst mit dem Kopf untertauchen«, sagte Myrte, die es offensichtlich zutiefst genoss, ihn herumkommandieren zu können. »Mach schon!«
    Harry holte tief Atem und tauchte unter – und jetzt, da er auf dem marmornen Boden des schaumgefüllten Bades saß, hörte er einen Chor schauriger Stimmen, der aus dem offenen Ei in seinen Händen heraus ein Lied für ihn sang:
    Komm, such, wo unsere Stimmen klingen,
    denn über dem Wasser können wir nicht singen.
    Und während du suchst, überlege jenes:
    Wir nahmen, wonach du dich schmerzlich sehnest.
    In einer Stunde musst du es finden
    und es uns dann auch wieder entwinden.
    Doch brauchst du länger, fehlt dir das Glück,
    zu spät, ’s ist fort und kommt nicht zurück.
    Harry ließ sich nach oben treiben, stieß mit dem Kopf durch die Seifenblasen und schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht.
    »Hast du es gehört?«, fragte Myrte.
    »Ja … ›Komm, such, wo unsere Stimmen klingen …‹ Und wenn ich mich bitten lasse? … Warte, ich muss es noch mal hören …« Wieder tauchte er unter. Harry musste sich das Unterwasserlied noch dreimal anhören, bis er es endlich auswendig konnte; dann dachte er eine Weile im Wasser planschend angestrengt nach, während Myrte dasaß und ihn beobachtete.
    »Ich muss wohl nach Leuten Ausschau halten, die ihre Stimmen über dem Wasser nicht benutzen können …«, sagte er langsam. »Hmh … wer könnte das

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