Harry Potter und der Feuerkelch
Fast Kopflose Nick, völlig überrascht von der Wirkung seiner Worte. »Mehr als in jedem anderen Hause Britanniens, glaube ich. Über hundert.«
»Ich hab noch nie welche gesehen!«, sagte Hermine.
»Natürlich nicht, sie verlassen tagsüber kaum die Küche«, sagte der Fast Kopflose Nick. »Nachts kommen sie raus, um ein wenig sauber zu machen … nach den Feuern zu schauen und so weiter … außerdem soll man sie ja auch gar nicht sehen. Zeichnet es nicht gerade einen guten Hauselfen aus, dass man ihn überhaupt nicht bemerkt?«
Hermine starrte ihn an.
»Aber sie werden doch bezahlt?«, fragte sie. »Sie kriegen Urlaub, oder nicht? Und – sie sind krankenversichert und bekommen eine Rente?«
Der Fast Kopflose Nick gluckste so heftig, dass ihm die Halskrause herunterrutschte. Sein Kopf fiel zur Seite und blieb baumelnd an dem Fingerbreit Gespensterhaut und Muskelfaser hängen, der ihn noch mit dem Hals verband.
»Krankenversicherung und Rente?«, sagte er, setzte seinen Kopf zurück auf den Hals und befestigte ihn wieder mit der Krause. »Hauselfen wollen sich nicht krankschreiben lassen und auch nicht in Rente gehen!«
Hermine warf einen Blick auf ihr kaum berührtes Essen, legte Messer und Gabel auf den Teller und schob ihn von sich weg.
»Ey, ’ör mal, ’Ermine«, sagte Ron und besprühte Harry versehentlich mit Stückchen seines Yorkshire-Puddings. »Uuhps – Verzeihung, ’Arry –« Er schluckte den Bissen hinunter. »Selbst wenn du dich zu Tode hungerst, kriegen sie kein Recht auf Krankmeldung!«
»Sklavenarbeit«, sagte Hermine und atmete schwer durch die Nase. »Das steckt hinter diesem Abendessen. Sklavenarbeit.«
Und sie weigerte sich, einen weiteren Bissen zu sich zu nehmen.
Noch immer trommelte der Regen hart gegen die hohen, dunklen Fenster. Wieder ließ ein Donnergrollen die Scheiben klirren, am sturmgepeitschten Himmel blitzte es, und die goldenen Teller erstrahlten kurz, während die Reste des ersten Ganges verschwanden und sofort der Nachtisch erschien.
»Siruptorte, Hermine!«, sagte Ron und fächelte mit der Hand den Duft der Torte zu ihr hinüber. »Rosinenpudding, sieh mal! Und Schokoladenkuchen!«
Doch Hermine versetzte ihm einen Blick, der dem Professor McGonagalls in nichts nachstand, und Ron gab klein bei.
Als auch der Nachtisch verschlungen war, die letzten Krümel von den Tellern gefegt und diese wieder blitzblank waren, erhob sich noch einmal Albus Dumbledore. Das Gesumme und Geschnatter, das die Große Halle erfüllte, verstummte jäh, und nur noch das Heulen des Windes und das Trommeln des Regens waren zu hören.
»So!«, sagte Dumbledore und lächelte in die Runde. »Nun, da wir alle gefüttert und gewässert sind« (»Hmfff!«, machte Hermine), »muss ich noch mal um eure Aufmerksamkeit bitten und euch einige Dinge mitteilen.
Mr Filch, der Hausmeister, hat mich gebeten, euch zu sagen, dass die Liste der verbotenen Gegenstände in den Mauern des Schlosses für dieses Jahr erweitert wurde und nun auch Jaulende Jo-Jos, Fangzähnige Frisbees und Bissige Bumerangs enthält. Die vollständige Liste zählt, soviel ich weiß, etwa vierhundertundsiebenunddreißig Gegenstände auf und kann in Mr Filchs Büro eingesehen werden, falls jemand sie zu Rate ziehen will.«
Dumbledores Mundwinkel zuckten.
»Wie immer«, fuhr er fort, »möchte ich euch daran erinnern, dass der Wald auf dem Schlossgelände für Schüler verboten ist, wie auch das Dorf Hogsmeade für alle Schüler der ersten und zweiten Klasse.
Ich habe zudem die schmerzliche Pflicht, euch mitzuteilen, dass der Quidditch-Wettbewerb zwischen den Häusern dieses Jahr nicht stattfinden wird.«
»Was?«, keuchte Harry. Er sah sich nach Fred und George um, seinen Mitspielern im Quidditch-Team. Sie waren offenbar zu entsetzt, um einen Ton hervorzubringen, und von ihren Lippen war nur ein stummes Flehen in Richtung Dumbledore abzulesen.
»Der Grund ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt«, fuhr Dumbledore fort, »und den Lehrern das ganze restliche Schuljahr viel Zeit und Kraft abverlangen wird – doch ich bin sicher, ihr werdet alle viel Spaß dabei haben. Mit größtem Vergnügen möchte ich ankündigen, dass dieses Jahr in Hogwarts –«
Doch in diesem Moment gab es ein ohrenbetäubendes Donnergrollen und die Flügeltüren der Großen Halle schlugen krachend auf.
Ein Mann, auf einen langen Stock gestützt und in einen schwarzen Reiseumhang gehüllt, stand am Eingang. Jeder Kopf in der Großen Halle
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