Harry Potter und der Feuerkelch
eine eklige und doch eigenartig befriedigende Arbeit. Aus jeder Geschwulst, die sie ausdrückten, quoll eine große Menge gelblich grüner Flüssigkeit, die stark nach Benzin roch. Sie fingen sie in Flaschen auf, wie Professor Sprout gesagt hatte, und am Ende der Stunde hatten sie einige Liter beisammen.
»Madam Pomfrey wird ganz entzückt sein«, sagte Professor Sprout und stöpselte die letzte Flasche mit einem Korken zu. »Ein hervorragendes Mittel gegen die hartnäckigeren Formen der Akne, dieser Bubotubler-Eiter. Sollte einige von euch, die ihre Pickel loswerden wollen, von Verzweiflungstaten abhalten.«
»Wie die arme Eloise Midgeon«, sagte Hannah Abbott, eine Hufflepuff, mit schüchterner Stimme. »Sie hat versucht ihre Pickel wegzufluchen.«
»Dummes Mädchen«, sagte Professor Sprout kopfschüttelnd. »Aber Madam Pomfrey hat ihr die Nase dann wieder ordentlich anwachsen lassen.«
Vom Schloss jenseits der regennassen Wiesen wehte eindringliches Glockengeläut herüber und verkündete das Ende der Stunde. Die Schüler trennten sich; die Hufflepuffs stiegen die Steintreppe zum Verwandlungsunterricht hoch, die Gryffindors gingen in die andere Richtung, den sanft abfallenden Rasen hinunter zu Hagrids kleiner Holzhütte am Rand des Verbotenen Waldes.
Hagrid erwartete sie bereits an der Tür, die eine Hand am Halsband seines riesigen schwarzen Saurüden Fang. Um ihn herum lagen mehrere offene Holzkisten, und der winselnde Fang, offenbar ganz scharf darauf, ihren Inhalt genauer in Augenschein zu nehmen, zog und zerrte an seinem Halsband. Als sie näher kamen, drang ein merkwürdiges Rasseln an ihre Ohren, offenbar durchsetzt mit kleineren Explosionen.
»Moin!«, sagte Hagrid und grinste Harry, Ron und Hermine an. »Wir warten besser auf die Slytherins, die wollen das sicher nicht verpassen, die Knallrümpfigen Kröter!«
»Wie bitte?«, sagte Ron.
Hagrid deutete auf die Kisten.
»Uuärrh!«, würgte Lavender Brown hervor und sprang einen Schritt zurück.
»Uuärrh« war aus Harrys Sicht eine ziemlich treffende Beschreibung der Knallrümpfigen Kröter. Sie sahen aus wie missgestaltete, schalenlose Hummer, scheußlich fahl und schleimig, mit Beinen, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen aus dem Körper ragten, während Köpfe nicht zu erkennen waren. In jeder Kiste lagen etwa hundert dieser Geschöpfe, jedes um die fünfzehn Zentimeter lang, sie krabbelten blind durcheinander und stießen gegen die Kistenwände. Ein sehr starker Gestank nach verfaultem Fisch ging von ihnen aus. Hin und wieder stoben Funken aus dem Rumpf eines der Kröter und schleuderten ihn mit einem leisen ffhhht ein paar Zentimeter weiter.
»Frisch ausgebrütet«, sagte Hagrid stolz, »jetzt könnt ihr sie selbst großziehn! Dachte, wir machen so was wie ’n Projekt draus!«
»Und warum eigentlich sollen wir die großziehen?«, sagte eine kalte Stimme. Die Slytherins waren angekommen. Wer sprach, war Draco Malfoy. Crabbe und Goyle taten glucksend ihren Beifall für seine Worte kund.
Die Frage schien Hagrid in Verlegenheit zu stürzen.
»Ich meine, wozu sind die denn nütze?«, fragte Malfoy. »Was ist der Witz dabei?«
Hagrid öffnete den Mund, offenbar angestrengt nachdenkend; ein paar Sekunden herrschte Schweigen, dann sagte er barsch: »In’ner nächsten Stunde, Malfoy. Heut füttert ihr sie nur. Probiert doch mal ’n paar verschiedene Sachen aus – ich hab sie noch nie gehabt, weiß nich, was sie lecker finden – hab Ameiseneier und Froschlebern und ’n Stück Ringelnatter – nehmt einfach von allem etwas.«
»Erst Eiter und jetzt das hier«, murrte Seamus.
Einzig und allein ihre tiefe Zuneigung zu Hagrid brachte Harry, Ron und Hermine dazu, glitschige Froschlebern in die Hände zu nehmen und sie in die Kisten gleiten zu lassen, um die Knallrümpfigen Kröter zum Essen zu verführen. Harry konnte den Verdacht nicht unterdrücken, dass das Ganze vollkommen sinnlos war, denn die Knallrümpfigen Kröter schienen keine Mäuler zu haben.
»Autsch!«, schrie Dean Thomas nach etwa zehn Minuten. »Mich hat’s erwischt!«
Hagrid eilte mit besorgtem Blick zu ihm hinüber.
»Sein Rumpf ist explodiert!«, sagte Dean säuerlich und zeigte Hagrid eine Brandblase an seiner Hand.
»Hmh, ja, kann passieren, wenn sie losknallen«, nickte Hagrid.
»Uuärrh!«, kam es erneut von Lavender Brown. »Uuärrh, Hagrid, was ist das für ein spitzes Ding auf dem da?«
»Hmh, ja, ’n paar von denen ham Stacheln«, sagte Hagrid
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