Harry Potter und der Gefangene von Askaban
dasselbe für mich getan. Mutig von dir, nicht erst einen Lehrer zu holen. Ich bin dir dankbar … es wird alles viel leichter machen …«
Die höhnische Bemerkung über seinen Vater klang in Harrys Ohren nach, als ob Black ihn angeschrien hätte. Brennender Hass loderte in seiner Brust hoch und ließ für Angst keinen Platz. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er den Zauberstab nicht zurückhaben, um sich zu verteidigen, sondern um anzugreifen … zu töten. Ohne zu wissen, was er tat, wollte er losstürzen, doch neben ihm gab es eine rasche Bewegung und zwei Paar Hände packten ihn und hielten ihn zurück – »Nein, Harry!«, flüsterte Hermine, die Augen schreckensstarr; Ron jedoch sprach zu Black.
»Wenn Sie Harry töten wollen, dann müssen Sie uns auch töten!«, sagte er grimmig, doch die Anstrengung, aufrecht zu stehen, trieb ihm den letzten Rest Farbe aus dem Gesicht und er schwankte ein wenig.
In Blacks schattigen Augen flackerte etwas auf.
»Leg dich hin«, sagte er leise zu Ron. »Du schadest deinem Bein nur noch mehr.«
»Haben Sie mich gehört?«, sagte Ron schwach, doch er klammerte sich an Harry, um nicht zu fallen. »Sie müssen uns alle drei umbringen!«
»Es wird heute Nacht nur einen Mord geben«, sagte Black und sein Grinsen wurde breiter.
»Warum das denn?«, fauchte Harry und versuchte sich dem Griff von Ron und Hermine zu entwinden. »Das letzte Mal hat’s Sie doch auch nicht gekümmert, oder? All diese Muggel abzuschlachten, um an Pettigrew zu kommen, hat Ihnen nichts ausgemacht … was ist los, haben sie Sie weich gekriegt in Askaban?«
»Harry!«, wimmerte Hermine. »Sei still!«
»Er hat meine Mum und meinen Dad umgebracht!«, brüllte Harry. Mit einem heftigen Ruck befreite er sich von Hermine und Ron und stürzte sich Black entgegen.
Harry hatte alle Zauberei vergessen – er hatte vergessen, dass er klein und mager und dreizehn war, Black dagegen ein großer, ausgewachsener Mann. Harry wusste nur, dass er Black Schmerz zufügen wollte, so viel wie möglich, und dass es ihm gleich war, wenn Black ihm ebenfalls wehtat.
Vielleicht war Black einen Augenblick zu verdutzt, weil Harry etwas so Dummes tat, jedenfalls hob er die Zauberstäbe nicht rechtzeitig – Harry packte Blacks ausgezehrtes Handgelenk und schob die Zauberstäbe von sich weg; mit der anderen Hand schlug er gegen Blacks Schläfe, dass ihm die Knöchel schmerzten, und beide krachten gegen die Wand.
Hermine schrie auf; Ron brüllte; aus den Zauberstäben in Blacks Hand schossen blendende Lichtblitze, und ein Funkenstrahl verfehlte Harrys Kopf um Haaresbreite; Harry spürte, wie Black den ausgemergelten Arm, den Harry umklammert hielt, verzweifelt losreißen wollte, doch er umklammerte ihn noch fester und schlug mit der anderen Hand wie von Sinnen auf Black ein.
Doch Blacks freie Hand hatte den Weg zu Harrys Gurgel gefunden.
»Nein«, zischte er, »ich hab zu lange gewartet.«
Seine Hand zog sich zu, Harry würgte, die Brille hing ihm schief auf der Nase.
Dann schoss Hermines Fuß wie aus dem Nichts hervor; ächzend vor Schmerz ließ Black Harry los; Ron hatte sich auf Blacks Zauberstabhand geworfen und Harry hörte leises Geklapper.
Er kämpfte sich aus dem Körperknäuel frei und sah seinen Zauberstab über den Boden rollen; er hechtete hinüber, doch –
»Aaarh!«
Krummbein hatte sich ins Getümmel geworfen; die Klauen beider Vorderpfoten gruben sich tief in Harrys Arm; Harry schüttelte ihn ab, doch Krummbein schoss jetzt zu Harrys Zauberstab.
»Nein, das tust du nicht!«, brüllte Harry und versetzte Krummbein einen Fußtritt, der ihn fauchend in die Ecke fliegen ließ; Harry schnappte sich den Zauberstab und wandte sich um.
»Aus dem Weg!«, rief er Ron und Hermine zu.
Sie ließen es sich nicht zweimal sagen. Hermine sprang japsend beiseite und warf sich mit blutenden Lippen auf ihren und Rons Zauberstab. Ron kroch hinüber zum Bett und brach röchelnd darauf zusammen. Sein weißes Gesicht war grün angelaufen und mit beiden Händen umklammerte er das gebrochene Bein.
Black lag ausgestreckt an der Wand. Seine flache Brust hob und senkte sich rasch, während er mit den Augen Harry folgte, der langsam auf ihn zuging, den Zauberstab direkt auf Blacks Herz gerichtet.
»Wirst du mich töten, Harry?«, flüsterte er.
Harry blieb über ihm stehen, den Zauberstab unverwandt auf Blacks Brust gerichtet, und sah zu ihm hinab. Ein bläulicher Bluterguss zog sich um sein linkes Auge, und seine Nase
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