Harry Potter und der Halbblutprinz
Büro zu erscheinen, obwohl ich ihn wiederholt einbestellt habe, Draco –«
»Dann lassen Sie mich doch nachsitzen! Zeigen Sie mich bei Dumbledore an!«, höhnte Malfoy.
Wieder trat eine Pause ein. Dann sagte Snape: »Sie wissen ganz genau, dass ich weder das eine noch das andere tun möchte.«
»Dann bestellen Sie mich einfach nicht mehr in Ihr Büro!«
»Hören Sie zu«, sagte Snape, nun mit so leiser Stimme, dass Harry das Ohr ganz fest gegen das Schlüsselloch pressen musste, um sie zu hören. »Ich versuche Ihnen zu helfen. Ich habe Ihrer Mutter geschworen, ich würde Sie beschützen. Ich habe einen Unbrechbaren Schwur geleistet, Draco –«
»Dann sieht es ganz so aus, als müssten Sie ihn brechen, weil ich Ihren Schutz nicht brauche! Es ist mein Auftrag, er hat ihn mir erteilt, und ich führe ihn aus. Ich habe einen Plan und der wird funktionieren, es dauert nur ein bisschen länger, als ich dachte!«
»Worin besteht Ihr Plan?«
»Das geht Sie nichts an!«
»Wenn Sie mir sagen, was Sie tun wollen, kann ich Ihnen dabei helfen –«
»Ich habe jede Hilfe, die ich brauche, danke, ich bin nicht allein!«
»Heute Abend waren Sie zweifellos allein, was äußerst töricht war, Sie sind durch die Korridore gestreift, ohne Wachposten oder Absicherung. Das sind elementare Fehler –«
»Ich hätte Crabbe und Goyle bei mir gehabt, wenn Sie sie nicht hätten nachsitzen lassen!«
»Nicht so laut!«, zischte Snape, denn Malfoys Stimme war vor Aufregung lauter geworden. »Wenn Ihre Freunde Crabbe und Goyle die Absicht haben, diesmal ihre ZAGs in Verteidigung gegen die dunklen Künste zu bestehen, dann müssen sie ein wenig fleißiger arbeiten, als sie es gegenwär–«
»Was spielt das für eine Rolle?«, sagte Malfoy. »Verteidigung gegen die dunklen Künste – das ist doch alles nur ein Witz, oder, ein Theaterspiel? Als ob irgendeiner von uns vor den dunklen Künsten geschützt werden müsste –«
»Es ist ein Theaterspiel, das entscheidend ist für den Erfolg, Draco!«, sagte Snape. »Wo, glauben Sie, wäre ich all die Jahre geblieben, wenn ich nicht gewusst hätte, wie man Theater spielt? Nun hören Sie mir zu! Sie sind unvorsichtig, streifen des Nachts umher, lassen sich erwischen, und wenn Sie Ihr Vertrauen in Gehilfen wie Crabbe und Goyle setzen –«
»Die sind nicht die Einzigen, ich hab noch andere Leute auf meiner Seite, bessere!«
»Warum vertrauen Sie sich dann nicht mir an, ich kann –«
»Ich weiß, was Sie vorhaben! Sie wollen mir den Ruhm stehlen!«
Wieder trat eine Pause ein, dann sagte Snape kühl: »Sie reden wie ein Kind. Ich verstehe vollkommen, dass die Gefangennahme und Inhaftierung Ihres Vaters Sie aufgewühlt hat, aber –«
Harry war kaum eine Sekunde vorgewarnt; er hörte Malfoys Schritte auf der anderen Seite der Tür und hechtete aus dem Weg, gerade als sie aufsprang; Malfoy marschierte den Korridor entlang davon, an der offenen Tür zu Slughorns Büro vorbei, und verschwand weit hinten um die Ecke.
Harry wagte kaum zu atmen und blieb zusammengekauert, während Snape langsam aus dem Klassenzimmer kam. Mit unergründlicher Miene kehrte er zum Fest zurück. Harry blieb unter seinem Tarnumhang verborgen auf dem Boden sitzen und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Sehr frostige Weihnachten
»Also hat Snape ihm seine Hilfe angeboten? Er hat ihm eindeutig seine Hilfe angeboten?«
»Wenn du mich das noch einmal fragst«, erwiderte Harry, »dann steck ich dir diesen Rosenkohl –«
»Ich wollt ja nur wissen!«, sagte Ron. Sie standen zu zweit am Spülbecken in der Küche des Fuchsbaus und putzten für Mrs Weasley einen Berg Rosenkohl. Draußen vor dem Fenster trieb Schnee vorbei.
»Ja, Snape hat ihm seine Hilfe angeboten!«, sagte Harry. »Er hat angeblich Malfoys Mutter versprochen, ihn zu beschützen, er hat einen Unbrechbaren Eid oder so was geleistet –«
»Einen Unbrechbaren Schwur?«, sagte Ron mit verdutzter Miene. »Ach was, das kann nicht sein … bist du sicher?«
»Ja, allerdings«, sagte Harry. »Wieso, was bedeutet das?«
»Nun, man kann einen Unbrechbaren Schwur nicht brechen …«
»Komisch, aber da wär ich auch selbst draufgekommen. Also, was passiert, wenn man ihn bricht?«
»Man stirbt«, sagte Ron schlicht. »Als ich fünf war, haben Fred und George mal versucht, mich zu so was zu bringen. Ich war auch schon fast so weit, hab Freds Hand gehalten und alles, und in dem Moment hat Dad uns gefunden. Er ist völlig ausgerastet«, sagte
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