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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter und der Halbblutprinz

Titel: Harry Potter und der Halbblutprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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genau im Auge zu behalten, und das tat ich auch. Ich kann nicht behaupten, dass meine Beobachtungen in der ersten Zeit sonderlich fruchtbar gewesen wären. Er war mir gegenüber sehr zurückhaltend; ich bin sicher, er glaubte, er hätte mir vor lauter Freude, entdeckt zu haben, wer er wirklich war, ein wenig zu viel erzählt. Er war sorgsam darauf bedacht, nie wieder so viel zu verraten, aber was ihm in seiner Aufregung herausgerutscht war, konnte er nicht wieder zurücknehmen, und auch das nicht, was Mrs Cole mir anvertraut hatte. Er war aber klug genug und versuchte nie, mich zu umgarnen, wie er so viele meiner Kollegen umgarnt hat.
    Im Lauf seiner Schuljahre scharte er eine Gruppe treuer Freunde um sich; ich nenne sie so, weil ich keinen besseren Ausdruck weiß, auch wenn Riddle, wie bereits gesagt, zweifellos keine Zuneigung für irgendeinen von ihnen empfand. Diese Gruppe strahlte im Schloss eine Art düsteren Glanz aus. Es war eine bunt zusammengewürfelte Truppe; eine Mischung aus Schwachen, die Schutz suchten, Ehrgeizigen, die etwas vom Ruhm abhaben wollten, und aus Schlägertypen, die sich zu einem Führer hingezogen fühlten, der ihnen noch subtilere Formen von Grausamkeit zeigen konnte. Mit anderen Worten, sie waren die Vorläufer der Todesser, und einige von ihnen wurden tatsächlich die ersten Todesser, nachdem sie Hogwarts verlassen hatten.
    Unter Riddles strenger Herrschaft wurden sie nie auf frischer Tat ertappt, während ihre sieben Jahre in Hogwarts im Zeichen einiger übler Vorkommnisse standen, mit denen sie nie überzeugend in Verbindung gebracht werden konnten. Der gefährlichste Zwischenfall war natürlich die Öffnung der Kammer des Schreckens, die zum Tod eines Mädchens führte. Wie du weißt, wurde Hagrid zu Unrecht dieses Verbrechens beschuldigt.
    Ich konnte in Hogwarts nicht viele Erinnerungen an Riddle finden«, sagte Dumbledore und legte seine verschrumpelte Hand auf das Denkarium. »Nur wenige, die ihn damals kannten, sind bereit, über ihn zu reden; sie haben zu viel Angst. Was ich weiß, habe ich herausgefunden, als er Hogwarts verlassen hatte, nach vielen sorgfältigen Bemühungen, nachdem ich die wenigen Leute ausfindig gemacht hatte, die man durch eine List zum Reden bringen konnte, nachdem ich alte Aufzeichnungen durchsucht und Muggel- sowie Zaubererzeugen befragt hatte.
    Die Leute, die ich überreden konnte zu sprechen, haben mir erzählt, dass Riddle von der Frage nach seiner Herkunft besessen war. Das ist verständlich; er war in einem Waisenhaus aufgewachsen und wollte natürlich wissen, wie er dorthin gekommen war. Es scheint, als hätte er vergeblich auf den Schilden im Pokalzimmer nach einer Spur von Tom Riddle senior gesucht, und auch auf den Listen der Vertrauensschüler in den alten Schulakten und selbst in den Büchern über Zaubereigeschichte. Schließlich musste er sich wohl oder übel eingestehen, dass sein Vater nie den Fuß über die Schwelle von Hogwarts gesetzt hatte. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt legte er den Namen für immer ab, nahm die Identität von Lord Voldemort an und begann mit seinen Nachforschungen über die zuvor verhasste Familie seiner Mutter – jener Frau, von der er geglaubt hatte, wie du dich sicher erinnerst, dass sie keine Hexe sein konnte, weil sie die schändliche menschliche Schwäche gezeigt hatte und gestorben war.
    Sein einziger Anhaltspunkt war nur der Name ›Vorlost‹, der, wie er von den Betreuern im Waisenhaus wusste, der Name des Vaters seiner Mutter gewesen war. Nach gewissenhafter Suche in alten Chroniken von Zaubererfamilien entdeckte er schließlich, dass es noch lebende Nachfahren der Slytherin-Linie gab. In dem Sommer, als er sechzehn war, verließ er das Waisenhaus, in das er Jahr für Jahr zurückgekehrt war, und machte sich auf die Suche nach seinen Verwandten, den Gaunts. Und nun, Harry, steh bitte auf …«
    Dumbledore erhob sich, und Harry sah, dass er wieder eine kleine Kristallflasche in der Hand hielt, die mit wirbelnder, perlweißer Erinnerung gefüllt war.
    »Ich hatte großes Glück, dass ich mir dies hier beschaffen konnte«, sagte er, als er die schimmernde Masse in das Denkarium schüttete. »Was du verstehen wirst, wenn wir es erlebt haben. Wollen wir?«
    Harry trat an das steinerne Bassin und neigte sich gehorsam, bis sein Gesicht durch die Oberfläche der Erinnerung drang; er spürte das vertraute Gefühl, durch ein Nichts zu fallen, und landete dann in fast völliger Dunkelheit auf einem schmutzigen

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