Harry Potter und der Halbblutprinz
Potter!«, quiekte Dobby, dessen tennisballgroße Augen immer noch in Tränen schwammen. »Dobby wäre es eine Ehre, Harry Potter zu helfen!«
»Wenn ich’s mir recht überlege, wär es ganz gut, euch beide zu nehmen«, sagte Harry. »Also, dann … ich will, dass ihr Draco Malfoy beschattet.«
Ohne auf Rons überraschte und zugleich wütende Miene zu achten, fuhr Harry fort: »Ich will wissen, wo er hingeht, mit wem er sich trifft und was er treibt. Ich will, dass ihr ihm rund um die Uhr folgt.«
»Ja, Harry Potter!«, sagte Dobby sofort und seine großen Augen leuchteten vor Aufregung. »Und wenn Dobby es falsch macht, wird sich Dobby vom höchsten Turm stürzen, Harry Potter!«
»Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Harry hastig.
»Der Herr will, dass ich den jüngsten der Malfoys verfolge?«, krächzte Kreacher. »Der Herr will, dass ich den reinblütigen Großneffen meiner alten Herrin ausspioniere?«
»Genau den«, sagte Harry, ahnte eine große Gefahr und beschloss, ihr sofort vorzubeugen. »Und es ist dir verboten, ihn zu warnen, Kreacher, und ihm zu zeigen, was du vorhast, und überhaupt mit ihm zu sprechen und ihm Botschaften zu schreiben und … und irgendwie Kontakt mit ihm aufzunehmen. Verstanden?«
Er meinte förmlich zu sehen, wie Kreacher verzweifelt nach einem Hintertürchen in den Anweisungen suchte, die er ihm gerade erteilt hatte, und wartete ab. Nach einigen Augenblicken verbeugte sich Kreacher zu Harrys großer Zufriedenheit noch einmal tief und sagte mit bitterem Groll: »Der Herr denkt an alles, und Kreacher muss ihm gehorchen, auch wenn Kreacher viel lieber der Diener des jungen Malfoy wäre, o ja …«
»Dann wäre das also klar«, sagte Harry. »Ich möchte regelmäßige Berichte, aber seht zu, dass niemand in der Nähe ist, wenn ihr auftaucht. Ron und Hermine sind okay. Und sagt keinem, was ihr macht. Bleibt einfach an Malfoy kleben wie zwei Warzenpflaster.«
Lord Voldemorts Gesuch
Harry und Ron verließen den Krankenflügel gleich am Montagmorgen, dank der Pflege durch Madam Pomfrey vollkommen genesen, und konnten nun die Vorteile genießen, die es mit sich brachte, k. o. geschlagen und vergiftet worden zu sein, und der beste davon war, dass Hermine sich wieder mit Ron versöhnt hatte. Hermine begleitete sie sogar hinunter zum Frühstück und brachte die Neuigkeit mit, dass Ginny sich mit Dean gestritten hatte. Die Kreatur, die in Harrys Brust schlummerte, hob plötzlich den Kopf und schnupperte Morgenluft.
»Worüber haben sie sich in die Haare gekriegt?«, fragte er in bemüht lässigem Ton. Sie bogen gerade in einen Korridor im siebten Stock ab, in dem niemand war außer einem ganz kleinen Mädchen, das einen Wandbehang mit Trollen in Ballettröckchen betrachtete. Beim Anblick der näher kommenden Sechstklässler geriet sie offenbar in Panik und ließ die schwere Messingwaage fallen, die sie in der Hand hielt.
»Ist ja schon gut!«, sagte Hermine freundlich und eilte ihr zu Hilfe. »Hier …« Sie tippte mit dem Zauberstab gegen die zerbrochene Waage und sagte »Reparo« .
Das Mädchen bedankte sich nicht. Es blieb wie angewurzelt stehen, während sie vorbeigingen, und sah ihnen nach; Ron blickte zu ihr zurück.
»Ich schwöre, die werden immer kleiner«, bemerkte er.
»Lass sie in Frieden«, sagte Harry mit einem Anflug von Ungeduld. »Worüber haben sich Ginny und Dean gestritten, Hermine?«
»Oh, Dean hat darüber gelacht, wie McLaggen dir diesen Klatscher um die Ohren gehauen hat«, erzählte Hermine.
»Das muss schon komisch ausgesehen haben«, gab Ron zu bedenken.
»Es hat überhaupt nicht komisch ausgesehen«, erwiderte Hermine hitzig. »Es hat schrecklich ausgesehen, und wenn Coote und Peakes Harry nicht aufgefangen hätten, dann hätte er sich wirklich schwer verletzen können!«
»Na ja, deswegen hätten sich Ginny und Dean doch nicht gleich trennen müssen«, sagte Harry, immer noch bemüht lässig. »Oder sind sie noch zusammen?«
»Ja, schon – aber warum interessiert dich das so?«, fragte Hermine und warf Harry einen durchdringenden Blick zu.
»Ich will nur nicht wieder so ein Durcheinander in meiner Quidditch-Mannschaft!«, sagte er hastig, aber Hermine schaute weiterhin argwöhnisch, und er war sehr erleichtert, als eine Stimme hinter ihnen »Harry!« rief und er einen Vorwand hatte, ihr den Rücken zuzukehren.
»Oh, hi, Luna.«
»Ich war im Krankenflügel und hab dich gesucht«, sagte Luna und stöberte in ihrer Tasche. »Aber sie haben
Weitere Kostenlose Bücher