Harry Potter und der Halbblutprinz
misch für ein paar Tage ’ier’ergebracht, damit isch seine Familie rischtisch kennen lerne. Isch ’ab misch so gefreut, als isch ge’ört ’ab, dass du kommst – es gibt ’ier nischt viel su tun, außer man mag Kochen und Küken! Also – genieß dein Frühstück, ’Arry!«
Mit diesen Worten drehte sie sich graziös um, schwebte förmlich aus dem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
Mrs Weasley machte ein Geräusch, das wie »Tscha!« klang.
»Mum hasst sie«, sagte Ginny leise.
»Ich hasse sie nicht!«, flüsterte Mrs Weasley ärgerlich. »Ich meine nur, dass sie es mit dieser Verlobung zu eilig hatten, das ist alles!«
»Sie kennen sich seit einem Jahr«, sagte Ron, der merkwürdig angeschlagen wirkte und auf die geschlossene Tür starrte.
»Also, das ist nicht sehr lang! Ich weiß natürlich, warum es passiert ist. Wegen dieser ganzen Unsicherheit, seit Du-weißt-schon-wer wieder zurück ist, die Leute denken, dass sie morgen schon tot sein könnten, also treffen sie alle möglichen überstürzten Entscheidungen, mit denen sie sich normalerweise Zeit lassen würden. Als er das letzte Mal mächtig war, war es genau dasselbe, wo du hinkamst, haben sich die Leute gegenseitig an den Hals geworfen –«
»Auch du und Dad«, sagte Ginny verschmitzt.
»Na ja, dein Vater und ich waren füreinander geschaffen, wieso hätten wir warten sollen?«, sagte Mrs Weasley. »Während Bill und Fleur … nun … was haben sie denn wirklich gemeinsam? Er ist ein fleißiger, bodenständiger Typ, sie dagegen ist –«
»Eine Kuh«, sagte Ginny und nickte. »Aber Bill ist gar nicht so bodenständig. Er ist ein Fluchbrecher, stimmt’s, er mag’s gern ein bisschen abenteuerlich, ein bisschen glamourös … Ich glaube, deshalb fährt er auf Schleim ab.«
»Hör auf, sie so zu nennen, Ginny«, sagte Mrs Weasley scharf, während Harry und Hermine lachten. »Also, ich geh jetzt besser … Iss dein Rührei, solang es noch warm ist, Harry.«
Sie verließ das Zimmer, offenbar vergrämt. Ron wirkte immer noch ein wenig durcheinander; er schüttelte probehalber den Kopf, wie ein Hund, der Wasser in den Ohren loswerden will.
»Gewöhnt man sich nicht an sie, wenn sie im selben Haus wohnt?«, fragte Harry.
»Doch, schon«, sagte Ron. »Aber wenn sie sich überraschend auf dich stürzt, wie vorhin …«
»Es ist erbärmlich«, sagte Hermine wütend, marschierte so weit wie möglich von Ron weg, bis sie die Wand erreichte, und drehte sich dann mit verschränkten Armen wieder zu ihm um.
»Du willst sie doch nicht im Ernst ständig um dich haben?«, fragte Ginny Ron ungläubig. Als er nur die Achseln zuckte, sagte sie: »Also, Mum wird dem ein Ende bereiten, wenn sie kann, da geh ich jede Wette mit dir ein.«
»Wie will sie das schaffen?«, fragte Harry.
»Sie bemüht sich ständig, dass Tonks zum Abendessen kommt. Ich glaube, sie hofft, dass Bill sich dann stattdessen in Tonks verliebt. Das hoffe ich auch, ich hätte viel lieber Tonks in der Familie.«
»Jaah, das wird sicher funktionieren«, sagte Ron sarkastisch. »Hör mal, kein Typ, der sie noch alle hat, wird sich in Tonks verknallen, solange Fleur in der Nähe ist. Ich meine, Tonks sieht okay aus, wenn sie nicht gerade blödsinnige Sachen mit ihrem Haar und ihrer Nase anstellt, aber –«
»Sie ist verdammt viel netter als Schleim«, sagte Ginny.
»Und sie ist intelligenter, sie ist ein Auror!«, meldete sich Hermine aus der Ecke.
»Fleur ist nicht dumm, sie war so gut, dass sie es bis ins Trimagische Turnier geschafft hat«, sagte Harry.
»Du nicht auch noch!«, sagte Hermine verbittert.
»Ich schätze, du magst die Art, wie Schleim immer ›’Arry‹ sagt, was?«, bemerkte Ginny verächtlich.
»Nein«, erwiderte Harry und wünschte sofort, er hätte gar nichts gesagt. »Ich hab nur gesagt, dass Schleim – ich meine, Fleur –«
»Ich hätte viel lieber Tonks in der Familie«, sagte Ginny. »Sie ist wenigstens lustig.«
»In letzter Zeit war sie gar nicht so lustig«, stellte Ron fest. »Jedes Mal, wenn ich sie getroffen habe, sah sie eher aus wie die Maulende Myrte.«
»Das ist nicht fair«, fauchte Hermine. »Sie ist immer noch nicht über das weggekommen, was passiert ist … du weißt … ich meine, er war verwandt mit ihr!«
Harry wurde das Herz schwer. Sie waren bei Sirius angelangt. Er nahm eine Gabel und fing an, sich Rührei in den Mund zu schaufeln, in der Hoffnung, dass er damit jede Aufforderung abwehren konnte, sich an diesem Teil
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