Harry Potter und der Halbblutprinz
Mrs Weasley zögernd. »Bist du sicher –?«
»Natürlich bin ich sicher!«, sagte Mr Weasley. »Die Jungs würden so etwas nicht tun, nicht jetzt, wo alle Leute so verzweifelt nach Schutz suchen!«
»Deshalb hast du dich also verspätet, wegen der Metamorph-Medaillen?«
»Nein, wir haben Wind bekommen von einem üblen Bumerang-Fluch unten in Elephant and Castle, aber zum Glück hatte das Magische Strafverfolgungskommando die Lage schon unter Kontrolle, als wir dort ankamen …«
Harry unterdrückte hinter vorgehaltener Hand ein Gähnen.
»Ins Bett mit dir«, sagte Mrs Weasley prompt, die es gleich bemerkt hatte. »Ich hab das Zimmer von Fred und George für dich hergerichtet, du hast es ganz für dich allein.«
»Warum, wo sind sie?«
»Oh, sie sind in der Winkelgasse und schlafen in der kleinen Wohnung über ihrem Scherzladen, weil sie so viel zu tun haben«, sagte Mrs Weasley. »Ich muss gestehen, zuerst hat es mir nicht gefallen, aber sie scheinen tatsächlich ein Händchen für gute Geschäfte zu haben! Komm jetzt, mein Lieber, dein Koffer ist schon oben.«
»Nacht, Mr Weasley«, sagte Harry und schob seinen Stuhl zurück. Krummbein sprang leichtfüßig von seinem Schoß und schlich aus dem Zimmer.
»Gut Nacht, Harry«, sagte Mr Weasley.
Als sie die Küche verließen, sah Harry, wie Mrs Weasley einen Blick auf die Uhr im Wäschekorb warf. Alle Zeiger wiesen wieder auf tödliche Gefahr .
Das Zimmer von Fred und George lag im zweiten Stock. Mrs Weasley richtete ihren Zauberstab auf eine Lampe am Nachttisch, die sofort aufleuchtete und den Raum in einen behaglichen goldenen Schimmer tauchte. Eine große Vase voller Blumen stand auf einem Schreibtisch vor dem kleinen Fenster, doch ihr Duft konnte den in der Luft hängenden Geruch nicht überdecken, der Harry an Schießpulver erinnerte. Zahlreiche unbeschriftete und versiegelte Pappkartons nahmen einen beträchtlichen Teil des Fußbodens ein, und mittendrin stand Harrys Schulkoffer. Das Zimmer machte den Eindruck, als würde es provisorisch als Lagerraum benutzt.
Hedwig schrie Harry von ihrem Platz oben auf einem großen Kleiderschrank aus glücklich entgegen und flog dann durchs Fenster davon; Harry wusste, dass sie auf ihn gewartet hatte, ehe sie jagen ging. Er wünschte Mrs Weasley gute Nacht, zog den Schlafanzug an und schlüpfte in eines der Betten. Im Kopfkissenbezug war etwas Hartes. Er schob die Hand hinein und zog eine klebrige lila-orange Süßigkeit hervor, die er gleich erkannte: Es war eine Kotzpastille. Mit einem leisen Lächeln drehte er sich auf die Seite und schlief sofort ein.
Sekunden später, jedenfalls kam es Harry so vor, weckte ihn eine Art Kanonendonner, mit dem die Tür aufsprang. Er saß kerzengerade im Bett und hörte, wie jemand die Vorhänge mit einem Ratschen zurückzog: Blendendes Sonnenlicht stach ihm heftig in beide Augen. Er hielt sich schützend eine Hand davor und tastete mit der anderen verzweifelt nach seiner Brille.
»Wasnlos?«
»Wir wussten nicht, dass du schon da bist!«, sagte eine laute und aufgeregte Stimme, und er bekam einen heftigen Schlag auf den Kopf.
»Ron, hau ihn nicht!«, sagte eine Mädchenstimme vorwurfsvoll.
Harry hatte seine Brille gefunden und setzte sie auf, doch das Licht war so hell, dass er ohnehin kaum etwas sehen konnte. Ein langer, zitternder Schatten ragte einen Moment lang vor ihm auf; Harry blinzelte, und dann erkannte er allmählich Ron Weasley, der zu ihm heruntergrinste.
»Alles klar?«
»Bestens«, sagte Harry, rieb sich den Kopf und ließ sich in die Kissen zurückplumpsen. »Und bei dir?«
»Geht so«, sagte Ron, zog einen Karton heran und setzte sich darauf. »Wann bist du gekommen? Mum hat es uns eben erst gesagt!«
»Heute Nacht, gegen eins.«
»Waren die Muggel okay? Haben sie dich anständig behandelt?«
»So wie immer«, sagte Harry, während Hermine sich auf seinen Bettrand setzte. »Sie haben nicht viel mit mir geredet, aber das ist mir sowieso lieber. Wie geht’s dir, Hermine?«
»Oh, mir geht’s gut«, erwiderte sie und musterte Harry, als ob er krank wäre.
Er glaubte zu wissen, was der Grund dafür war, und da er im Augenblick keine Lust hatte, über Sirius’ Tod oder irgendein anderes trauriges Thema zu reden, sagte er: »Wie viel Uhr ist es? Hab ich das Frühstück verpasst?«
»Kein Problem, Mum bringt dir ein Tablett hoch, sie findet, dass du unterernährt aussiehst«, sagte Ron und rollte die Augen. »Also, was war bei dir los?«
»Nicht viel,
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