Harry Potter und der Halbblutprinz
des Gesprächs zu beteiligen.
»Tonks und Sirius kannten sich kaum!«, sagte Ron. »Sirius war ihr halbes Leben lang in Askaban und davor haben sich ihre Familien nie getroffen –«
»Darum geht’s nicht«, sagte Hermine. »Sie meint, es war ihre Schuld, dass er umgekommen ist!«
»Wie kommt sie denn darauf?«, sagte Harry unwillkürlich.
»Na ja, sie hat schließlich gegen Bellatrix Lestrange gekämpft. Ich glaube, sie denkt, wenn sie Bellatrix nur erledigt hätte, dann hätte Bellatrix Sirius nicht töten können.«
»Das ist Unsinn«, erwiderte Ron.
»Das ist das Schuldgefühl der Überlebenden«, sagte Hermine. »Ich weiß, dass Lupin versucht hat, ihr das auszureden, aber sie ist immer noch ziemlich fertig. Sie hat sogar Schwierigkeiten mit ihrem Metamorphosieren!«
»Mit ihrem –?«
»Sie kann nicht mehr wie früher ihr Aussehen verändern«, erklärte Hermine. »Ich glaube, ihre Kräfte sind wahrscheinlich durch einen Schock oder irgendwas angegriffen worden.«
»Ich wusste nicht, dass so was passieren kann«, sagte Harry.
»Ich auch nicht«, erwiderte Hermine, »aber ich nehme an, wenn du wirklich deprimiert bist …«
Die Tür ging von neuem auf und Mrs Weasley steckte den Kopf herein.
»Ginny«, flüsterte sie, »komm runter und hilf mir mit dem Mittagessen.«
»Ich unterhalte mich gerade!«, sagte Ginny empört.
»Sofort!«, sagte Mrs Weasley und ging wieder.
»Sie will mich nur unten dabeihaben, damit sie nicht mit Schleim allein sein muss!«, sagte Ginny mürrisch. Sie schwenkte ihr langes rotes Haar ganz genau wie Fleur durch die Luft und tänzelte mit erhobenen Armen wie eine Ballerina quer durchs Zimmer.
»Ihr solltet besser auch schnell runterkommen«, sagte sie beim Hinausgehen.
Harry nutzte die zeitweilige Stille, um weiterzufrühstücken. Hermine spähte in Freds und Georges Kartons, warf jedoch ab und zu Seitenblicke auf Harry. Ron, der sich inzwischen von Harrys Toast bediente, starrte immer noch träumerisch auf die Tür.
»Was ist das denn?«, fragte Hermine schließlich und hielt etwas hoch, das wie ein kleines Teleskop aussah.
»Keine Ahnung«, sagte Ron, »aber wenn Fred und George es hiergelassen haben, ist es wahrscheinlich noch nicht fertig für den Scherzladen, also sei lieber vorsichtig.«
»Deine Mum meinte, dass der Laden gut läuft«, sagte Harry. »Fred und George hätten ein echtes Händchen für gute Geschäfte.«
»Das ist untertrieben«, sagte Ron. »Die schwimmen in Galleonen! Ich kann’s gar nicht erwarten, bis ich den Laden mal sehe. Wir waren noch nicht in der Winkelgasse, weil Mum will, dass Dad sicherheitshalber mitkommt, und der hatte in letzter Zeit bei der Arbeit so viel zu tun, aber es hört sich absolut spitze an.«
»Und was ist mit Percy?«, fragte Harry. Der drittälteste Weasley-Bruder hatte sich mit dem Rest der Familie zerstritten. »Redet er wieder mit deiner Mum und deinem Dad?«
»Von wegen«, sagte Ron.
»Aber er weiß, dass dein Dad die ganze Zeit über Recht hatte, wegen Voldemort, dass er jetzt zurück ist –«
»Dumbledore meint, dass es den Menschen viel leichter fällt, anderen zu verzeihen, wenn sie sich geirrt haben, als wenn sie Recht hatten«, sagte Hermine. »Ich hab gehört, wie er das zu deiner Mum gesagt hat, Ron.«
»Klingt ganz nach Dumbledore, diese Art von Weisheit«, sagte Ron.
»Er will mir dieses Jahr Einzelunterricht geben«, warf Harry beiläufig ein.
Ron verschluckte sich an seinem Stück Toast, und Hermine schnappte nach Luft.
»Das hast du uns verschwiegen!«, sagte Ron.
»Ist mir eben erst wieder eingefallen«, beteuerte Harry. »Er hat es mir letzte Nacht in eurem Besenschuppen gesagt.«
»Wahnsinn … Einzelunterricht bei Dumbledore!«, sagte Ron und sah beeindruckt aus. »Ich frag mich, warum er …?«
Seine Stimme erstarb. Harry sah ihn und Hermine Blicke austauschen. Er legte Messer und Gabel weg, und sein Herz pochte ziemlich schnell, wenn man bedachte, dass er nichts tat, außer im Bett zu sitzen. Dumbledore hatte gesagt, dass er es tun sollte … warum nicht jetzt? Er starrte seine Gabel an, die im Sonnenlicht glitzerte, das in seinen Schoß fiel, und sagte: »Ich weiß nicht genau, warum er mir Unterricht geben will, aber ich denke, es muss wegen der Prophezeiung sein.«
Weder Ron noch Hermine sagten etwas. Harry hatte den Eindruck, dass beide erstarrt waren. Er fuhr fort und sprach dabei nach wie vor zu seiner Gabel: »Ihr wisst schon, die sie versucht haben, aus dem Ministerium zu
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