Harry Potter und der Halbblutprinz
Gemeinschaftsraum zurückkehrten, wo sie sich widerwillig an Snapes Hausaufgaben machten. Die erwiesen sich als so kompliziert, dass die beiden noch immer nicht fertig waren, als Hermine sich für die Freistunde nach dem Mittagessen wieder zu ihnen gesellte (allerdings beschleunigte sie die Arbeit beträchtlich). Als es am Nachmittag zur Doppelstunde Zaubertränke läutete, waren sie gerade fertig und machten sich auf den vertrauten Weg hinunter in den Kerkerraum, der so lange Snapes Klassenzimmer gewesen war.
Im Korridor angelangt, sahen sie, dass nur ein Dutzend Leute hier bis zum UTZ weitermachten. Crabbe und Goyle hatten den erforderlichen ZAG offensichtlich nicht geschafft, aber vier Slytherins waren durchgekommen, darunter Malfoy. Vier Ravenclaws waren da und ein Hufflepuff, Ernie Macmillan, den Harry trotz seiner recht wichtigtuerischen Art mochte.
»Harry«, sagte Ernie selbstgefällig und streckte ihm, als er sich näherte, die Hand entgegen, »wir hatten keine Gelegenheit, uns heute Morgen in Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterhalten. Einwandfreie Stunde, fand ich, aber Schildzauber sind für uns alte DA -Hasen natürlich ein alter Hut … und wie geht’s euch, Ron – Hermine?«
Ehe sie mehr als »gut« sagen konnten, ging die Kerkertür auf und Slughorns Bauch kam ihm voran durch die Tür. Während sie einer nach dem anderen den Raum betraten, strahlte Slughorn, dass sich der große Walrossbart über seinem Mund bog, und er begrüßte Harry und Zabini besonders entzückt.
Der Kerker war, ganz ungewohnt, bereits von Dämpfen und seltsamen Gerüchen erfüllt. Harry, Ron und Hermine schnupperten interessiert, während sie an großen, brodelnden Kesseln vorbeigingen. Die vier Slytherins setzten sich zusammen an einen Tisch, ebenso die vier Ravenclaws. So blieb Harry, Ron und Hermine nichts anderes übrig, als sich einen Tisch mit Ernie zu teilen. Sie wählten den, der einem goldfarbenen Kessel am nächsten stand, von dem einer der verführerischsten Düfte ausging, die Harry je eingeatmet hatte: Irgendwie erinnerte er ihn gleichzeitig an Siruptorte, den holzigen Geruch eines Besenstiels und etwas Blumenartiges, von dem er meinte, es vielleicht im Fuchsbau schon einmal gerochen zu haben. Er merkte, dass er ganz langsam und tief atmete und dass die Dämpfe der Mischung in ihn hineinzusickern schienen wie ein Getränk. Eine große Zufriedenheit breitete sich in ihm aus; er grinste zu Ron hinüber, der träge zurückgrinste.
»Nun denn, nun denn, nun denn«, sagte Slughorn, dessen gewaltige Umrisse durch die vielen schimmernden Dämpfe waberten. »Bitte alle die Waagen hervorholen und Trankzutaten, und vergessen Sie Zaubertränke für Fortgeschrittene nicht …«
»Sir?«, sagte Harry und hob die Hand.
»Harry, mein Junge?«
»Ich habe kein Buch und keine Waage oder sonst was – und Ron auch nicht – wir wussten nicht, dass wir den UTZ doch machen können, verstehen Sie –«
»Ah, ja, Professor McGonagall hat das erwähnt … kein Problem, mein lieber Junge, gar kein Problem. Sie können heute Zutaten aus dem Vorratsschrank nehmen, und wir können Ihnen sicher eine Waage leihen und haben auch einen kleinen Bestand an alten Büchern hier, das wird reichen, bis Sie an Flourish & Blotts schreiben können …«
Slughorn ging zügig hinüber zu einem Eckschrank, und nach kurzem Stöbern tauchte er mit zwei sehr lädiert wirkenden Exemplaren Zaubertränke für Fortgeschrittene von Libatius Borage auf, die er Harry und Ron zusammen mit zwei angelaufenen Waagen überreichte.
»Nun denn«, sagte Slughorn, kehrte vor die Klasse zurück und blähte seine ohnehin schon gewölbte Brust, dass die Knöpfe an seiner Weste abzuspringen drohten, »ich habe ein paar Zaubertränke für Sie vorbereitet, nur mal zum Anschauen, rein aus Interesse, verstehen Sie? Diese Art von Tränken sollten Sie herstellen können, wenn Sie Ihren UTZ abgelegt haben. Auch wenn Sie sie noch nicht selbst gemacht haben, dürften Sie von ihnen gehört haben. Kann mir jemand sagen, was das hier für einer ist?«
Er zeigte auf den Kessel neben dem Slytherin-Tisch. Harry erhob sich ein wenig und sah etwas wie klares Wasser darin köcheln.
Hermines gut geübte Hand fuhr in die Höhe, noch ehe sonst jemand sich meldete; Slughorn deutete auf sie.
»Das ist Veritaserum, ein farbloser, geruchloser Zaubertrank, der den Trinkenden zwingt, die Wahrheit zu sagen«, erklärte Hermine.
»Sehr gut, sehr gut!«, erwiderte Slughorn
Weitere Kostenlose Bücher