Harry Potter und der Halbblutprinz
hochzufrieden. »Nun«, fuhr er fort und wies auf den Kessel neben dem Ravenclaw-Tisch, »dieser hier ist recht bekannt … wurde kürzlich auch in einigen Merkblättern des Ministeriums erwähnt … wer kann –?«
Hermines Hand war wieder die schnellste.
»Es ist der Vielsaft-Trank, Sir«, sagte sie.
Auch Harry hatte die gemächlich blubbernde, schlammartige Substanz im zweiten Kessel erkannt, nahm es Hermine jedoch nicht übel, dass sie das Lob für die Beantwortung der Frage einheimste; immerhin war sie es gewesen, der es damals in ihrem zweiten Schuljahr gelungen war, ihn herzustellen.
»Ausgezeichnet, ausgezeichnet! Nun, dieser hier … Ja, meine Liebe?« Slughorn blickte nun leicht verwirrt, als Hermines Hand erneut in die Luft schoss.
»Das ist Amortentia!«
»In der Tat. Es scheint fast töricht zu fragen«, sagte Slughorn, der schwer beeindruckt aussah, »aber ich nehme an, Sie wissen, was er bewirkt?«
»Er ist der mächtigste Liebestrank der Welt!«, antwortete Hermine.
»Völlig richtig! Wie ich annehme, haben Sie ihn aufgrund seines charakteristischen Perlmuttschimmers erkannt?«
»Und wegen des Dampfes, der ganz typisch in Spiralen aufsteigt«, sagte Hermine schwärmerisch, »und der angeblich für jeden von uns anders riecht, je nachdem, was wir anziehend finden – ich kann frisch gemähtes Gras und ein neues Pergament und …«
Aber sie lief leicht rosa an und beendete den Satz nicht.
»Darf ich Ihren Namen erfahren, meine Liebe?«, fragte Slughorn, ohne Hermines Verlegenheit zu beachten.
»Hermine Granger, Sir.«
»Granger? Granger? Sind Sie womöglich verwandt mit Hector Dagworth-Granger, der die Extraordinäre Zunft der Trankmeister gegründet hat?«
»Nein, ich glaube nicht, Sir. Ich stamme von Muggeln ab, wissen Sie.«
Harry sah, wie Malfoy sich dicht zu Nott beugte und etwas flüsterte; beide kicherten, aber Slughorn war kein Entsetzen anzumerken; im Gegenteil, er strahlte und blickte von Hermine zu Harry, der neben ihr saß.
»Oho! Eine sehr gute Freundin von mir ist muggelstämmig und sie ist die Beste in unserem Jahrgang! Ich nehme an, das ist diese Freundin, von der Sie sprachen, Harry?«
»Ja, Sir«, sagte Harry.
»Schön, schön, nehmen Sie zwanzig wohlverdiente Punkte für Gryffindor, Miss Granger«, sagte Slughorn liebenswürdig.
Malfoy schaute ungefähr so drein wie damals, als Hermine ihm ins Gesicht geschlagen hatte. Hermine drehte sich freudestrahlend zu Harry um und flüsterte: »Hast du wirklich zu ihm gesagt, dass ich die Beste in unserem Jahrgang bin? Oh, Harry!«
»Na und, was ist so beeindruckend daran?«, flüsterte Ron, der aus irgendeinem Grund verärgert aussah. »Du bist die Beste im Jahrgang – ich hätte es ihm auch gesagt, wenn er mich gefragt hätte!«
Hermine lächelte, legte jedoch den Finger an den Mund und machte »Schh!«, damit sie hören konnten, was Slughorn sagte. Ron schien leicht verstimmt.
»Amortentia erzeugt natürlich nicht wirklich Liebe . Es ist unmöglich, Liebe herzustellen oder nachzubilden. Nein, er verursacht nur starke Schwärmerei oder Besessenheit. Es ist der wohl gefährlichste und stärkste Zaubertrank in diesem Raum – o ja«, sagte er und nickte ernst zu Malfoy und Nott hinüber, die beide skeptisch grinsten. »Wenn Sie so viel vom Leben gesehen haben wie ich, werden Sie die Macht besessener Liebe nicht unterschätzen … Und nun«, fuhr Slughorn fort, »ist es an der Zeit, dass wir mit der Arbeit beginnen.«
»Sir, Sie haben uns nicht gesagt, was in dem dort drin ist«, bemerkte Ernie Macmillan und deutete auf einen kleinen schwarzen Kessel, der auf Slughorns Pult stand. Der Trank darin spritzte munter umher; er hatte die Farbe von geschmolzenem Gold, und große Tropfen hüpften wie Goldfische über die Oberfläche, aber kein bisschen war bisher verschüttet worden.
»Oho«, sagte Slughorn erneut. Harry war sicher, dass Slughorn den Zaubertrank gar nicht vergessen, sondern wegen der dramatischen Wirkung gewartet hatte, bis man ihn danach fragte. »Ja. Dieser. Nun, dieser hier, meine Damen und Herren, ist ein höchst kurioser kleiner Trank namens Felix Felicis. Ich nehme an«, und er wandte sich lächelnd Hermine zu, die hörbar nach Luft schnappte, »dass Sie wissen, was Felix Felicis bewirkt, Miss Granger?«
»Es ist flüssiges Glück«, sagte Hermine aufgeregt. »Es bewirkt, dass man Glück hat!«
Die ganze Klasse schien sich ein wenig aufzurichten. Da Malfoy nun Slughorn endlich seine volle und ungeteilte
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