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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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leben, obwohl er doch immer noch minderjährig war? Oder würde man bald für ihn entscheiden, wohin er zu gehen hätte? War seine Verletzung des Internationalen Geheimhaltungsabkommens so schwer gewesen, dass er in einer Zelle in Askaban landen würde? Immer wenn er daran dachte, glitt Harry unwillkürlich vom Bett und ging erneut im Zimmer auf und ab.
    Es war die vierte Nacht, seit Hedwig fort war, Harry lag wieder einmal stumpf und teilnahmslos auf dem Bett und starrte erschöpft und mit vollkommen leerem Kopf an die Decke, als sein Onkel ins Zimmer trat. Harry drehte sich langsam zu ihm um. Onkel Vernon trug seinen besten Anzug und eine mächtig blasierte Miene.
    »Wir gehen aus«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Wir – das heißt deine Tante, Dudley und ich – wir gehen aus.«
    »Schön«, sagte Harry dumpf und sah wieder zur Decke.
    »Du bleibst in deinem Zimmer, während wir weg sind.«
    »Okay.«
    »Du rührst den Fernseher, die Stereoanlage und auch keine anderen Sachen von uns an.«
    »Gut.«
    »Du stiehlst kein Essen aus dem Kühlschrank.«
    »Okay.«
    »Ich schließe deine Tür ab.«
    »Tu das.«
    Onkel Vernon, offenbar argwöhnisch, weil Harry sich nicht wehrte, warf ihm einen bösen Blick zu, dann stampfte er aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Harry hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und Onkel Vernon schweren Schrittes die Treppe hinunterging. Ein paar Minuten später hörte er Autotüren knallen, einen Motor aufbrummen und das unverwechselbare Geräusch eines Autos, das aus der Einfahrt brauste.
    Dass die Dursleys wegfuhren, kümmerte Harry nicht sonderlich. Ihm war es gleichgültig, ob sie zu Hause waren oder nicht. Er brachte nicht einmal die Kraft auf, vom Bett aufzustehen und das Licht anzumachen. Im Zimmer wurde es allmählich dunkel, und er lag da und lauschte den nächtlichen Geräuschen, die durchs Fenster wehten, das er immer offen ließ in der sehnlichen Hoffnung, Hedwig würde endlich zurückkehren.
    Das leere Haus knarzte um ihn her. Die Rohre gurgelten. Harry lag wie betäubt da, in Trübsal versunken, und dachte an nichts.
    Dann, ganz deutlich, hörte er unten in der Küche ein Klirren.
    Schlagartig saß er kerzengerade im Bett und lauschte angestrengt. Die Dursleys konnten noch nicht zurück sein, es war viel zu früh und außerdem hatte er ihren Wagen nicht gehört.
    Für einige Sekunden trat Stille ein, dann vernahm er Stimmen.
    Einbrecher, dachte er und glitt vom Bett – doch eine Sekunde später schoss ihm durch den Kopf, dass Einbrecher leise reden würden, und wer immer sich in der Küche herumtrieb, machte sich offenbar darüber keine Gedanken.
    Er griff nach seinem Zauberstab auf dem Nachttisch, fixierte reglos die Zimmertür und lauschte, so gut er konnte. Im nächsten Moment zuckte er zusammen, als das Schloss laut klickte und seine Tür aufschwang.
    Harry blieb starr stehen, spähte durch die offene Tür auf den dunklen oberen Treppenabsatz und horchte angespannt nach weiteren Geräuschen, doch er hörte nichts. Nach kurzem Zögern huschte er geräuschlos aus dem Zimmer zur Treppe hinaus.
    Das Herz sprang ihm bis an die Kehle. Unten, im düsteren Flur, standen Leute. Die Straßenbeleuchtung, die durch die Glastür schimmerte, ließ nur ihre Umrisse erkennen; acht oder neun waren es, und soweit er sehen konnte, blickten alle zu ihm hoch.
    »Den Zauberstab runter, Junge, bevor du jemandem das Auge ausstichst«, sagte eine dunkle, knurrende Stimme.
    Harrys Herz fing wild an zu klopfen. Er kannte diese Stimme, aber den Zauberstab ließ er nicht sinken.
    »Professor Moody?«, sagte er unsicher.
    »Den ›Professor‹ lass mal stecken«, knurrte die Stimme, »bin nie groß zum Unterrichten gekommen, oder? Nun aber runter hier, wir wollen dich richtig sehen.«
    Harry ließ den Zauberstab ein wenig sinken, hielt ihn aber weiter fest umklammert und rührte sich auch nicht. Er hatte allen Grund, misstrauisch zu sein. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte er neun Monate in der vermeintlichen Gesellschaft von Mad-Eye Moody verbracht, um schließlich festzustellen, dass es überhaupt nicht Moody gewesen war, sondern ein Doppelgänger; ein Doppelgänger überdies, der Harry hatte töten wollen, bevor er enttarnt wurde. Doch ehe Harry wusste, was er als Nächstes tun sollte, schwebte eine zweite, ein wenig heisere Stimme treppauf.
    »Schon in Ordnung, Harry. Wir sind hier, um dich abzuholen.«
    Harrys Herz machte einen Satz. Auch diese Stimme kannte er, obwohl er

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