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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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sonst noch gesagt?«
    »Rein gar nichts«, sagte Phineas Nigellus und zog eine schmale schwarze Augenbraue hoch, als würde er Harry unverschämt finden.
    Harrys Wut brach sich Bahn wie eine Schlange, die aus hohem Gras hervorstößt. Er war erschöpft, er war über alle Maßen verwirrt, er hatte in den letzten zwölf Stunden grauenhafte Angst durchlebt, Erleichterung, dann wieder Angst, und immer noch wollte Dumbledore nicht mit ihm reden!
    »Also, das ist alles, ja?«, sagte er laut. »›Bleib, wo du bist‹? Das war auch alles, was man mir sagen konnte, nachdem diese Dementoren mich angegriffen hatten! Bleib einfach sitzen, während die Erwachsenen die Sache regeln, Harry! Wir machen uns nicht erst die Mühe, dir irgendwas zu erzählen, weil dein winziges Gehirn vielleicht gar nicht damit klarkommt!«
    »Weißt du«, sagte Phineas Nigellus noch lauter als Harry, »das ist genau der Grund, warum ich den Lehrerberuf gehasst habe! Junge Leute sind derart felsenfest davon überzeugt, dass sie in allem vollkommen Recht haben. Ist dir nicht mal der Gedanke gekommen, du armer aufgeblasener Windbeutel, dass es einen guten Grund geben könnte, warum der Schulleiter von Hogwarts dir nicht jedes kleinste Detail seiner Pläne anvertraut? Hast du nie innegehalten, wenn du dich gerade mal wieder schlecht behandelt fühltest, und überlegt, dass es dir noch nie geschadet hat, Dumbledores Anweisungen zu befolgen? Nein. Nein, wie alle jungen Leute bist du absolut sicher, dass du als Einziger fühlst und denkst, dass du als Einziger Gefahr erkennst, dass du als Einziger klug genug bist zu wissen, was der Dunkle Lord womöglich vorhat –«
    »Er hat also tatsächlich etwas mit mir vor?«, sagte Harry rasch.
    »Hab ich das gesagt?«, erwiderte Phineas Nigellus und betrachtete gelassen seine Seidenhandschuhe. »Nun, wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe Besseres zu tun, als jugendlichem Gejammer zu lauschen … einen schönen Tag noch.«
    Und er schlenderte zum Rand seines Rahmens und verschwand.
    »Schön, dann gehen Sie doch!«, brüllte Harry den leeren Rahmen an. »Und sagen Sie Dumbledore danke für nichts!«
    Die leere Leinwand blieb stumm. Außer sich vor Zorn schleifte Harry den Koffer zurück zum Fußende seines Bettes, dann warf er sich mit dem Gesicht auf die mottenzerfressene Decke, die Augen geschlossen, der Körper schwer und schmerzend.
    Er hatte das Gefühl, eine lange, lange Reise hinter sich zu haben … es schien unmöglich, dass vor kaum vierundzwanzig Stunden Cho Chang unter den Misteln auf ihn zugekommen war … er war so müde … er hatte Angst zu schlafen … doch er wusste nicht, wie lange er gegen den Schlaf ankämpfen konnte … Dumbledore hatte ihm ausrichten lassen, er solle bleiben … das musste bedeuten, dass er schlafen durfte … aber er hatte Angst … was, wenn es wieder passierte?
    Er versank in Schatten …
    Es war, als ob ein Film in seinem Kopf nur darauf gewartet hätte, anlaufen zu können. Er ging einen verlassenen Korridor entlang auf eine schlichte schwarze Tür zu, an groben Steinwänden und an Fackeln vorbei und an einem Durchgang, der linker Hand zu einer Steintreppe nach unten führte …
    Er gelangte zu der schwarzen Tür, konnte sie aber nicht öffnen … er stand da, starrte sie an und verlangte verzweifelt Einlass … etwas, das er von ganzem Herzen begehrte, lag dahinter … eine Beute jenseits aller Träume … wenn nur seine Narbe aufhören würde zu pochen … dann könnte er klarer denken …
    »Harry«, sagte Rons Stimme von weit, weit weg. »Mum sagt, das Abendessen ist fertig, aber sie würde dir was aufheben, wenn du im Bett bleiben willst.«
    Harry schlug die Augen auf, doch Ron war schon hinausgegangen.
    Er will nicht mit mir alleine sein, dachte Harry. Nicht, nachdem er gehört hat, was Moody gesagt hat.
    Vermutlich wollten sie ihn allesamt nicht mehr hier haben, nun, da sie wussten, was in ihm steckte.
    Er würde nicht hinunter zum Abendessen gehen; er würde ihnen nicht seine Gesellschaft aufzwingen. Er drehte sich auf die andere Seite und versank nach einer Weile wieder in Schlaf. Er schlief lange und wachte erst in den frühen Morgenstunden auf. Seine Eingeweide schmerzten vor Hunger und Ron schnarchte im Nachbarbett. Er spähte im Raum umher und sah den dunklen Umriss von Phineas Nigellus wieder in seinem Porträt stehen, und ihm fiel ein, dass Dumbledore Phineas Nigellus wahrscheinlich zu seiner Bewachung geschickt hatte, für den Fall, dass er wieder

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