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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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Stunden schlafen, einverstanden?«
    Er nickte; hier wurde ihm eine Ausrede mundgerecht serviert, damit er nicht mit den anderen reden musste, genau das hatte er gebraucht, und als Mrs Weasley die Haustür geöffnet hatte, eilte er geradewegs am Trollbein-Schirmständer vorbei die Treppe hoch und in das Schlafzimmer, das er mit Ron teilte.
    Drinnen begann er auf und ab zu gehen, an den beiden Betten und an Phineas Nigellus’ leerem Bilderrahmen vorbei, und in seinem Kopf schwirrte und wimmelte es von Fragen und immer schrecklicheren Gedanken.
    Wie war er zu einer Schlange geworden? Vielleicht war er ein Animagus … nein, das konnte nicht sein, das wüsste er doch … vielleicht war Voldemort ein Animagus … ja, dachte Harry, das würde passen, natürlich würde er sich in eine Schlange verwandeln … und wenn er von mir Besitz ergreift, dann verwandeln wir uns beide … das erklärt immer noch nicht, wie ich in rund fünf Minuten nach London und wieder zurück in mein Bett gekommen bin … aber immerhin ist Voldemort so ziemlich der mächtigste Zauberer der Welt, abgesehen von Dumbledore, es ist wahrscheinlich überhaupt kein Problem für ihn, jemanden so ohne weiteres von einem zum anderen Ort zu befördern.
    Und dann, in einem fürchterlichen Anflug von Panik, dachte er: Aber das ist doch wahnsinnig – wenn ich von Voldemort besessen bin, dann liefere ich ihm in diesem Augenblick den besten Einblick in das Hauptquartier des Phönixordens! Er wird erfahren, wer im Orden ist und wo Sirius ist … ich habe eine Menge gehört, was mir gar nicht hätte zu Ohren kommen sollen, alles, was mir Sirius an meinem ersten Abend hier erzählt hat …
    Es gab nur eins: Er musste das Haus am Grimmauldplatz sofort verlassen. Er würde Weihnachten ohne die anderen in Hogwarts verbringen, dann würden sie zumindest während der Ferien in Sicherheit sein … aber nein, das reichte nicht, in Hogwarts gab es noch genug Leute, die er verletzen und verstümmeln konnte. Was, wenn als Nächste Seamus, Dean oder Neville an der Reihe waren? Er blieb stehen und starrte auf den leeren Rahmen von Phineas Nigellus. Etwas Bleiernes senkte sich in seine Magengrube. Er hatte keine Wahl: Er musste in den Ligusterweg zurückkehren und sich strikt von den anderen Zauberern fernhalten.
    Nun, wenn er es tun musste, dachte er, hatte es keinen Sinn, hier rumzuhängen. Er versuchte mit aller Kraft die Vorstellung zu verdrängen, wie die Dursleys reagieren würden, wenn er sechs Monate früher als erwartet vor ihrer Haustür stünde, ging hinüber zu seinem Koffer, schlug den Deckel zu und schloss ihn ab. Dann sah er sich instinktiv nach Hedwig um, bis ihm einfiel, dass sie immer noch in Hogwarts war – nun, dann musste er nicht auch noch ihren Käfig tragen –, er packte den Koffer am einen Ende und schleifte ihn halb zur Tür, als eine höhnische Stimme sagte: »Wir hauen ab, stimmt’s?«
    Er wandte sich um. Phineas Nigellus war auf der Leinwand seines Porträts erschienen, hatte sich gegen den Rahmen gelehnt und betrachtete Harry mit belustigter Miene.
    »Nein, ich haue nicht ab«, sagte Harry knapp und zog seinen Koffer noch ein paar Schritte durchs Zimmer.
    »Ich dachte«, sagte Phineas Nigellus und strich sich über seinen Spitzbart, »wenn man zum Hause Gryffindor gehört, sollte man eigentlich mutig sein? Mir kommt’s vor, als wärst du besser in meinem Haus aufgehoben gewesen. Wir Slytherins sind mutig, ja, aber nicht auf den Kopf gefallen. Wenn wir zum Beispiel die Wahl haben, werden wir uns immer dafür entscheiden, unseren eigenen Hals zu retten.«
    »Ich rette nicht meinen Hals«, sagte Harry kurz angebunden und zerrte den Koffer über ein Stück besonders welligen, mottenzerfressenen Teppich direkt vor die Tür.
    »Oh, ich verstehe«, sagte Phineas Nigellus und strich unentwegt über seinen Bart, »das ist keine feige Flucht – du bist edelmütig.«
    Harry beachtete ihn nicht weiter. Seine Hand lag auf dem Türknauf, als Phineas Nigellus träge sagte: »Ich habe eine Botschaft für dich von Albus Dumbledore.«
    Harry wirbelte herum.
    »Wie lautet sie?«
    »›Bleib, wo du bist.‹«
    »Ich hab mich nicht gerührt!«, sagte Harry, die Hand immer noch auf dem Türknauf. »Also, wie lautet die Botschaft?«
    »Ich hab es dir gerade gesagt, du Dummkopf«, sagte Phineas Nigellus glatt. »Dumbledore sagt: ›Bleib, wo du bist.‹«
    »Warum?«, wollte Harry begierig wissen und ließ den Koffer los. »Warum will er, dass ich bleibe? Was hat er

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