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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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halbhohen Raum unter den Rohren hatte sich Kreacher etwas eingerichtet, das wie ein Nest aussah. Ein Sammelsurium verschiedener Lumpen und muffiger alter Tücher war am Boden aufgehäuft, und die kleine Kuhle in der Mitte des Haufens zeigte, wo sich Kreacher allnächtlich zum Schlafen einrollte. Auf den Stofffetzen lagen trockene Brotkrumen und verschimmelte Käsereste verstreut. In einer unzugänglichen Ecke schimmerten kleine Gegenstände und Münzen, die, wie Harry vermutete, Kreacher wohl wie eine Elster vor Sirius’ Säuberungsaktion im Haus gerettet haben musste, und er hatte es auch geschafft, die silbergerahmten Familienfotos, die Sirius im Laufe des Sommers weggeworfen hatte, aus dem Müll zu fischen. Ihr Deckglas mochte gesprungen sein, doch die kleinen schwarz-weißen Leute in ihnen spähten ihn hochmütig an, darunter auch – und es versetzte ihm einen leichten Stoß im Magen – die dunkle, schwerlidrige Frau, deren Prozess er in Dumbledores Denkarium mitverfolgt hatte: Bellatrix Lestrange. Wie es schien, war dies Kreachers Lieblingsporträt; er hatte es vor allen anderen aufgestellt und das Glas unbeholfen mit Zauberklebeband repariert.
    »Ich glaub, ich lass ihm sein Geschenk einfach hier«, sagte Hermine, legte das Päckchen sorgsam mitten in die Vertiefung in dem Lumpen- und Tücherhaufen und schloss leise die Tür. »Er wird’s später finden, das ist dann schon okay.«
    »Wo ihr gerade von ihm sprecht«, sagte Sirius, der aus der Speisekammer trat, als sie die Schranktür schlossen, und einen großen Truthahn in den Händen hielt, »hat in letzter Zeit eigentlich jemand Kreacher gesehen?«
    »Ich hab ihn seit dem Abend, als wir hierher zurückkamen, nicht mehr gesehen«, sagte Harry. »Du hast ihn aus der Küche geschmissen.«
    »Ja …«, sagte Sirius stirnrunzelnd. »Ich glaub, da hab ich ihn auch das letzte Mal gesehen … er muss sich irgendwo oben versteckt halten.«
    »Er kann doch wohl nicht abgehauen sein?«, sagte Harry. »Als du ›raus‹ sagtest, dachte er da womöglich, er solle aus dem Haus verschwinden?«
    »Nein, nein, Hauselfen können nicht einfach weggehen, außer sie haben Kleidung bekommen. Sie sind an das Haus ihrer Familie gebunden«, sagte Sirius.
    »Sie können das Haus verlassen, wenn sie wirklich wollen«, widersprach ihm Harry. »Dobby zum Beispiel hat vor drei Jahren die Malfoys verlassen, um mich zu warnen. Er musste sich hinterher selbst bestrafen, aber er hat es trotzdem geschafft.«
    Sirius schien für einen Moment leicht beunruhigt, dann sagte er: »Ich such später nach ihm, wahrscheinlich finde ich ihn oben, wie er sich vor dem alten Liebestöter meiner Mutter die Augen ausheult oder irgend so was. Er kann natürlich auch in den Trockenschrank gekrochen und dort gestorben sein … aber ich sollte mir nicht zu große Hoffnungen machen.«
    Fred, George und Ron lachten; Hermine jedoch setzte eine vorwurfsvolle Miene auf.
    Sobald sie mit dem Weihnachtsessen fertig waren, wollten die Weasleys, Harry und Hermine, eskortiert von Mad-Eye und Lupin, noch einmal Mr Weasley besuchen. Mundungus, der es geschafft hatte, sich für diese Gelegenheit einen Wagen zu »borgen«, da die U-Bahn am Weihnachtstag nicht fuhr, erschien gerade noch rechtzeitig zu Plumpudding und Biskuitdessert. Das Auto – Harry bezweifelte stark, dass Mundungus es mit Zustimmung des Besitzers ausgeliehen hatte – war mit einem Zauber vergrößert worden wie einst der alte Ford Anglia der Weasleys. Obwohl es von außen gesehen normal groß war, fanden zehn Personen mit Mundungus am Steuer bequem im Innenraum Platz. Mrs Weasley zögerte, bevor sie einstieg – Harry wusste, dass ihre Abneigung gegen Mundungus mit ihrem Abscheu vor Reisen ohne Magie kämpfte –, doch schließlich triumphierten die Kälte und das inständige Bitten ihrer Kinder, und sie ließ sich guten Mutes auf dem Rücksitz zwischen Fred und Bill nieder.
    Die Fahrt zum St. Mungo ging recht schnell, denn es herrschte sehr wenig Verkehr. Auf der ansonsten menschenleeren Straße war ein Rinnsal Hexen und Zauberer verstohlen unterwegs zu Besuchen im Krankenhaus. Harry und die anderen stiegen aus dem Wagen, und Mundungus fuhr um die Ecke, wo er auf sie warten wollte. Sie schlenderten lässig auf das Schaufenster mit der Puppe in grünem Nylon zu und schritten nacheinander durch die Scheibe.
    Der Empfangsbereich wirkte angenehm festlich: Die Kristallsphären, die St. Mungo beleuchteten, waren nun rot und golden gefärbt und zu riesigen,

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