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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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Wirbelwind aus Farben und Klängen …

 
Die verlorene Prophezeiung
    Harrys Füße schlugen auf festem Boden auf; seine Knie knickten leicht ein und der goldene Zaubererkopf fiel mit einem dröhnenden Klonk zu Boden. Er blickte sich um und sah, dass er in Dumbledores Büro angekommen war.
    Während der Abwesenheit des Schulleiters schien sich alles selbst wiederhergestellt zu haben. Die zierlichen silbernen Instrumente standen wieder auf den storchbeinigen Tischen und pafften und sirrten gelassen. Die Porträts der Schulleiter und Schulleiterinnen dösten in ihren Rahmen, die Köpfe nach hinten in die Sessel oder an die Bilderrahmen gelehnt. Harry blickte aus dem Fenster. Eine kühle, blassgrüne Linie war entlang des Horizonts zu sehen: Der Morgen brach an.
    Die Stille und Ruhe, unterbrochen nur vom gelegentlichen Grunzen oder Schniefen eines schlafenden Porträts, lastete unerträglich auf ihm. Wenn diese Umgebung seine Gefühle hätte widerspiegeln können, dann hätten die Bilder vor Schmerz geschrien. Rasch atmend ging er in dem stillen, schönen Büro umher und versuchte nicht zu denken. Aber er musste denken … es gab kein Entrinnen …
    Es war seine Schuld, dass Sirius gestorben war, alles war seine Schuld. Wenn er nicht so dumm gewesen wäre, auf Voldemorts List hereinzufallen, wenn er nicht so überzeugt gewesen wäre, dass das, was er im Traum gesehen hatte, Wirklichkeit war, wenn er in seinem Denken nur die Möglichkeit zugelassen hätte, dass Voldemort, wie Hermine gemeint hatte, auf Harrys Vorliebe, den Helden zu spielen, gesetzt hatte …
    Es war unerträglich, er wollte nicht darüber nachdenken, er hielt es nicht aus … in ihm war eine schreckliche Leere, und er wollte sie nicht spüren oder erforschen, ein dunkles Loch, wo Sirius gewesen war, in dem Sirius verschwunden war; er wollte nicht allein sein müssen mit diesem großen, stillen Büro, er konnte es nicht ertragen –
    Aus einem Bild hinter ihm drang ein besonders lautes, grunzendes Schnarchen und eine kühle Stimme sagte: »Ah … Harry Potter …«
    Phineas Nigellus gähnte herzhaft und streckte die Arme aus, während er Harry mit schlauem Blick aus schmalen Augen ansah.
    »Und was führt dich in den frühen Morgenstunden hierher?«, sagte Phineas schließlich. »Zu diesem Büro hat eigentlich niemand Zutritt außer dem rechtmäßigen Schulleiter. Oder hat Dumbledore dich hergeschickt? Ach, sag bloß nicht …« Er gähnte von neuem und schauderte. »Noch eine Nachricht für meinen unwürdigen Ururenkel?«
    Harry brachte kein Wort hervor. Phineas Nigellus wusste nicht, dass Sirius tot war, aber Harry konnte es ihm nicht sagen. Es laut auszusprechen hieße, dass es endgültig, absolut, unwiderrufbar sein würde.
    Noch ein paar Porträts rührten sich jetzt. Harry graute es davor, befragt zu werden, und so durchquerte er mit zügigen Schritten das Zimmer und packte den Türknauf.
    Er ließ sich nicht drehen. Harry war eingeschlossen.
    »Ich hoffe, das heißt«, sagte der korpulente rotnasige Zauberer, der an der Wand hinter dem Schreibtisch des Schulleiters hing, »dass Dumbledore bald wieder unter uns weilen wird?«
    Harry wandte sich um. Der Zauberer musterte ihn mit großem Interesse. Harry nickte. Er rüttelte weiter an dem Türknauf hinter seinem Rücken, doch er ließ sich immer noch nicht bewegen.
    »Oh, gut«, sagte der Zauberer. »Es war sehr trist ohne ihn, sehr trist, in der Tat.«
    Er ließ sich auf dem thronartigen Stuhl nieder, auf dem er gemalt worden war, und lächelte Harry wohlwollend an.
    »Dumbledore hält sehr viel von dir, wie du sicher weißt«, sagte er mit Behagen. »O ja. Hat große Hochachtung vor dir.«
    Die Schuld, die Harrys Brust wie ein gewaltiger, schwerer Parasit erfüllte, krümmte und schlängelte sich jetzt. Harry konnte es nicht ertragen, er konnte es nicht mehr ertragen, er selbst zu sein … er hatte sich noch nie so sehr in seinem eigenen Kopf und Körper gefangen gefühlt, sich nie so heftig gewünscht, jemand anderer sein zu können, irgendjemand …
    Im leeren Kamin loderten smaragdgrüne Flammen auf, und Harry sprang von der Tür zurück und starrte auf den Mann, der darin wirbelte. Als Dumbledores hohe Gestalt sich aus dem Feuer löste, schreckten die Hexen und Zauberer an den Wänden ringsum aus dem Schlaf, und viele von ihnen ließen Willkommensrufe hören.
    »Danke«, sagte Dumbledore leise.
    Er blickte Harry zunächst nicht an, sondern ging hinüber zu der Vogelstange neben der Tür, zog

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