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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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aus einer Innentasche seines Umhangs den kleinen, hässlichen, federlosen Fawkes hervor und setzte ihn sachte auf die Schale mit weicher Asche unter der goldenen Stange, auf welcher der ausgewachsene Fawkes normalerweise hockte.
    »Nun, Harry«, sagte Dumbledore und wandte sich endlich von dem neugeborenen Vogel ab, »du wirst dich freuen zu hören, dass keiner deiner Mitschüler von den Ereignissen dieser Nacht einen bleibenden Schaden zurückbehalten wird.«
    Harry versuchte »gut« zu sagen, doch er brachte keinen Laut hervor. Er hatte den Eindruck, als würde Dumbledore ihn an den furchtbaren Schaden erinnern, den er verursacht hatte, und obwohl Dumbledore ihn nun endlich einmal offen ansah und seine Miene freundlich und nicht anklagend war, brachte Harry es nicht über sich, ihm direkt in die Augen zu sehen.
    »Madam Pomfrey flickt sie alle zusammen«, sagte Dumbledore. »Nymphadora Tonks wird wohl ein wenig im St. Mungo bleiben müssen, aber es sieht so aus, als würde sie sich vollkommen erholen.«
    Harry beschied sich damit, dem Teppich zuzunicken, der immer heller wirkte, während der Himmel draußen bleicher wurde. Er war sicher, dass alle Porträts rundum begierig auf jedes Wort lauschten, das Dumbledore sprach, und sich fragten, wo Dumbledore und Harry gewesen waren und warum es Verletzte gegeben hatte.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst, Harry«, sagte Dumbledore sehr leise.
    »Nein, das wissen Sie nicht«, erwiderte Harry und seine Stimme war plötzlich laut und stark; weiß glühender Zorn kochte in ihm hoch; Dumbledore wusste nichts von seinen Gefühlen.
    »Sehen Sie, Dumbledore?«, sagte Phineas Nigellus hinterlistig. »Versuchen Sie nie, die Schüler zu verstehen. Sie hassen es. Sie möchten viel eher tragisch missverstanden sein, sich in Selbstmitleid suhlen, schmoren in ihrem eigenen –«
    »Das genügt, Phineas«, sagte Dumbledore.
    Harry wandte Dumbledore den Rücken zu und starrte entschlossen aus dem Fenster. In der Ferne konnte er das Quidditch-Stadion sehen. Sirius war einst dort erschienen, getarnt als zottiger schwarzer Hund, damit er Harry spielen sehen konnte … wahrscheinlich war er gekommen, um zu sehen, ob Harry so gut war wie einst James … Harry hatte ihn nie danach gefragt …
    »Du hast keinen Grund, dich für das, was du fühlst, zu schämen, Harry«, sagte Dumbledores Stimme. »Im Gegenteil … die Tatsache, dass du auf solche Weise Schmerz empfinden kannst, ist deine größte Stärke.«
    Harry spürte, wie der weiß glühende Zorn an seinen Eingeweiden leckte, in der schrecklichen Leere aufflammte und ihn mit dem Verlangen erfüllte, Dumbledore wegen seiner Gelassenheit und seiner hohlen Worte Schmerz zuzufügen.
    »Meine größte Stärke, tatsächlich?«, sagte Harry, und seine Stimme zitterte, während er hinausstarrte in Richtung des Quidditch-Stadions, das er längst nicht mehr sah. »Sie haben keine Ahnung … Sie wissen nicht …«
    »Was weiß ich nicht?«, fragte Dumbledore ruhig.
    Es war zu viel. Bebend vor Wut wandte Harry sich um.
    »Ich will nicht darüber sprechen, wie ich mich fühle, in Ordnung?«
    »Harry, dass du so leidest, beweist, dass du noch immer ein Mensch bist! Dieser Schmerz gehört zum Menschsein –«
    » DANN – WILL – ICH – KEIN – MENSCH – SEIN !«, brüllte Harry, und er packte das zierliche silberne Instrument auf dem Tisch neben ihm und schleuderte es durch den Raum; es zerbrach an der Wand in hundert winzige Stücke. Von mehreren Bildern kamen zornige und verängstigte Rufe und das Porträt von Armando Dippet sagte: »Also wirklich!«
    » IST MIR EGAL !«, schrie Harry sie an, schnappte sich ein Lunaskop und warf es in den Kamin. » ICH HAB GENUG, ICH HAB GENUG GESEHEN, ICH WILL RAUS, ICH WILL, DASS ES AUFHÖRT, MIR IST JETZT ALLES EGAL –«
    Er packte den Tisch, auf dem das silberne Instrument gestanden hatte, und warf auch ihn um. Er zerbrach am Boden und seine Beine rollten kreuz und quer davon.
    »Es ist dir nicht egal«, sagte Dumbledore. Er hatte nicht mit der Wimper gezuckt und auch keinen Finger gerührt, um Harry daran zu hindern, sein Büro zu demolieren. Sein Gesichtsausdruck war ruhig, beinahe gleichgültig. »Es ist dir so wenig egal, dass du das Gefühl hast, du würdest vor Schmerz darüber verbluten.«
    » TU – ICH – NICHT !«, schrie Harry, so laut, dass er meinte, seine Kehle könnte reißen, und einen Augenblick lang wollte er auf Dumbledore losstürmen und auch ihn zerbrechen; dieses ruhige alte Gesicht

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