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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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angucken?«
    »Das – hier, zwischen den Deichseln! Vor die Kutsche gespannt! Direkt da vor deiner –«
    Doch während Ron weiterhin verwirrt dreinsah, ging Harry ein merkwürdiger Gedanke durch den Kopf.
    »Kannst du … kannst du sie nicht sehen?«
    »Was denn sehen?«
    »Kannst du nicht sehen, von wem die Kutschen gezogen werden?«
    Ron sah jetzt ernstlich besorgt aus.
    »Alles in Ordnung mit dir, Harry?«
    »Ich … jaah …«
    Harry war völlig bestürzt. Das Pferd stand zum Greifen nah vor ihm, es schimmerte unverkennbar im schwachen Licht, das aus den Bahnhofsfenstern hinter ihnen drang, und stieß aus seinen Nüstern Dampf in die kalte Nachtluft. Und doch, wenn Ron nicht flunkerte – und das wäre ein ziemlich schlechter Scherz –, konnte er nichts davon sehen.
    »Steigen wir jetzt ein, oder was?«, fragte Ron verunsichert und blickte Harry an, als würde er sich Sorgen um ihn machen.
    »Ja«, sagte Harry. »Ja, geh schon …«
    »Alles in Ordnung«, sagte eine verträumte Stimme neben Harry, als Ron ins dunkle Kutscheninnere verschwand. »Du wirst nicht verrückt oder so. Ich kann sie auch sehen.«
    »Wirklich?«, sagte Harry begierig und wandte sich zu Luna um. Er sah, dass sich die Pferde mit ihren Fledermausflügeln in ihren weiten silbrigen Augen spiegelten.
    »O ja«, sagte Luna, »ich hab sie schon an meinem ersten Tag hier gesehen. Die haben die Kutschen immer gezogen. Mach dir keine Sorgen. Du bist genauso wenig verrückt wie ich.«
    Mit einem matten Lächeln kletterte sie Ron hinterher in die muffige Kutsche. Harry folgte ihr nicht sonderlich beruhigt.

 
Das neue Lied des Sprechenden Huts
    Harry mochte den anderen nicht erzählen, dass Luna und er die gleiche Halluzination hatten, wenn es denn eine war. So setzte er sich in die Kutsche, schlug die Tür hinter sich zu und sagte kein Wort mehr über die Pferde. Und dennoch sah er wie gebannt aus dem Fenster und beobachtete, wie sich ihre Silhouetten bewegten.
    »Habt ihr die olle Raue-Pritsche gesehen?«, fragte Ginny. »Was hat die hier unten eigentlich zu suchen? Hagrid kann doch nicht weg sein, oder?«
    »Da wär ich ganz froh drüber«, meinte Luna, »er ist kein guter Lehrer, findet ihr nicht auch?«
    »Doch, ist er!«, erwiderten Harry, Ron und Ginny wütend.
    Harry sah Hermine streng an. Sie räusperte sich und sagte rasch: »Ähm … doch … er ist sehr gut.«
    »Nun ja, wir in Ravenclaw halten ihn für ’ne Art Witzfigur«, sagte Luna ungerührt.
    »Dann ist euer Sinn für Humor eben zum Kotzen«, fauchte Ron, als die Räder unter ihnen sich knarrend in Bewegung setzten.
    Luna ließ sich durch Rons Grobheit offensichtlich nicht aus der Ruhe bringen, im Gegenteil. Sie betrachtete ihn nur ein Weilchen wie eine mäßig spannende Fernsehsendung.
    Die Kutschenkolonne ratterte und schwankte den Weg hoch. Als sie die hohen Steinsäulen mit den geflügelten Ebern zu beiden Seiten des Tores passierten und auf das Schulgelände fuhren, beugte sich Harry vor, um nachzusehen, ob in Hagrids Hütte am Verbotenen Wald Lichter brannten, doch auf den Ländereien herrschte vollkommene Dunkelheit. Schloss Hogwarts jedoch rückte dräuend näher: ein hoch aufragendes Massiv aus Türmen, pechschwarz gegen den dunklen Himmel, und hie und da strahlte ein Fenster feuerhell in die Nacht hinaus.
    Die Kutschen hielten klirrend an der Steintreppe, die zu den Eichenportalen hinaufführte, und Harry stieg als Erster aus. Noch einmal wandte er sich um und spähte nach einem beleuchteten Fenster am Waldrand, doch aus Hagrids Hütte drang eindeutig kein Lebenszeichen. Widerwillig wandte er den Blick erneut den unheimlichen Skelettgeschöpfen zu, die ruhig und mit leeren, schimmernd weißen Augen in der kalten Nachtluft standen, denn halben Herzens hatte er gehofft, sie wären verschwunden.
    Harry hatte schon einmal erlebt, dass er etwas sah, was Ron nicht sehen konnte, aber damals war es ein Spiegelbild gewesen, etwas viel Ungreifbareres als hundert sehr handfest aussehende Tierwesen, die stark genug waren, eine ganze Armada von Kutschen zu ziehen. Wenn er Luna Glauben schenken konnte, dann waren diese Tiere, wenn auch unsichtbar, immer schon da gewesen. Warum also konnte Harry sie plötzlich sehen und Ron nicht?
    »Kommst du jetzt, oder was?«, sagte Ron neben ihm.
    »Oh … ja«, gab Harry rasch zurück, und sie schlossen sich den Scharen an, die über die steinerne Treppe hoch ins Schloss eilten.
    Die Eingangshalle stand in loderndem Fackellicht und hallte wider

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