Harry Potter und der Stein der Weisen
buschigen Augenbrauen entdeckte Harry ein liebevolles Lächeln.
»Mach dir keine Sorgen, Harry. Du wirst alles noch schnell genug lernen. In Hogwarts fangen sie alle ganz von vorne an, es wird dir sicher gut gehen. Sei einfach du selbst. Ich weiß, es ist schwer. Du bist auserwählt worden und das ist immer schwer. Aber du wirst eine tolle Zeit in Hogwarts verbringen – wie ich damals – und heute noch, um genau zu sein.«
Hagrid half Harry in den Zug, der ihn zu den Dursleys zurückbringen würde, und reichte ihm dann einen Umschlag.
»Deine Fahrkarte nach Hogwarts«, sagte er. »Am 1. September Bahnhof King’s Cross – steht alles drauf. Wenn du irgendwelche Schwierigkeiten mit den Dursleys hast, schick mir deine Eule, sie weiß, wo sie mich findet … Bis bald, Harry.«
Der Zug fuhr aus dem Bahnhof hinaus. Harry wollte Hagrid beobachten, bis er außer Sicht war; er setzte sich auf und drückte die Nase gegen das Fenster. Doch er blinzelte und schon war Hagrid verschwunden.
Abreise von Gleis neundreiviertel
Harrys letzter Monat bei den Dursleys war nicht besonders lustig. Gewiss, Dudley hatte nun so viel Angst vor Harry, dass er nicht im selben Zimmer mit ihm bleiben wollte, und Tante Petunia und Onkel Vernon schlossen Harry nicht mehr in den Schrank ein, zwangen ihn zu nichts und schrien ihn nicht an – in Wahrheit sprachen sie kein Wort mit ihm. Halb entsetzt, halb wütend taten sie, als ob der Stuhl, auf dem Harry saß, leer wäre. So ging es ihm in mancher Hinsicht besser als zuvor, doch mit der Zeit wurde er ein wenig niedergeschlagen.
Harry blieb gerne in seinem Zimmer in Gesellschaft seiner Eule. Er hatte beschlossen, sie Hedwig zu nennen, ein Name, den er in der Geschichte der Zauberei gefunden hatte. Seine Schulbücher waren sehr interessant. Er lag auf dem Bett und las bis spät in die Nacht, während Hedwig durchs offene Fenster hinaus- oder hereinflatterte, wie es ihr gefiel. Ein Glück, dass Tante Petunia nicht mehr mit dem Staubsauger hereinkam, denn andauernd brachte Hedwig tote Mäuse mit. Harry hatte einen Monatskalender an die Wand geheftet, und jede Nacht, bevor er einschlief, hakte er einen weiteren Tag ab.
Am letzten Augusttag fiel ihm ein, dass er wohl mit Onkel und Tante darüber reden müsse, wie er am nächsten Tag zum Bahnhof King’s Cross kommen sollte. Er ging hinunter ins Wohnzimmer, wo sie sich ein Fernsehquiz ansahen. Als er sich räusperte, um auf sich aufmerksam zu machen, schrie Dudley auf und rannte davon.
»Ähm – Onkel Vernon?«
Onkel Vernon grunzte zum Zeichen, dass er hörte.
»Ähm – ich muss morgen nach King’s Cross, um … um nach Hogwarts zu fahren.«
Onkel Vernon grunzte erneut.
»Würde es dir etwas ausmachen, mich hinzufahren?«
Ein Brummen. Harry nahm an, dass es Ja hieß.
»Danke.«
Er war schon auf dem Weg zur Treppe, als Onkel Vernon tatsächlich den Mund aufmachte.
»Komische Art, zu einer Zaubererschule zu kommen, mit dem Zug. Die fliegenden Teppiche haben wohl alle Löcher, was?«
Harry schwieg.
»Wo ist diese Schule überhaupt?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Harry, selbst davon überrascht. Er zog die Fahrkarte, die Hagrid ihm gegeben hatte, aus der Tasche.
»Ich nehme einfach den Zug um elf Uhr von Gleis neundreiviertel«, las er laut.
Tante und Onkel starrten ihn an.
»Gleis wie viel?«
»Neundreiviertel.«
»Red keinen Stuss«, sagte Onkel Vernon, »es gibt kein Gleis neundreiviertel.«
»Es steht auf meiner Fahrkarte.«
»Total verrückt«, sagte Onkel Vernon, »vollkommen übergeschnappt, das ganze Pack. Du wirst sehen. Wart’s nur ab. Gut, wir fahren dich nach King’s Cross. Wir müssen morgen ohnehin nach London, sonst würd ich mir die Mühe ja nicht machen.«
»Warum fahrt ihr nach London?«, fragte Harry, um das Gespräch ein wenig freundlich zu gestalten.
»Wir bringen Dudley ins Krankenhaus«, knurrte Onkel Vernon. »Bevor er nach Smeltings kommt, muss dieser vermaledeite Schwanz weg.«
Am nächsten Morgen wachte Harry um fünf Uhr auf, viel zu aufgeregt und nervös, um wieder einschlafen zu können. Er stieg aus dem Bett und zog seine Jeans an, weil er nicht in seinem Zaubererumhang auf dem Bahnhof erscheinen wollte – er würde sich dann im Zug umziehen. Noch einmal ging er die Liste für Hogwarts durch, um sich zu vergewissern, dass er alles Nötige dabeihatte, und schloss Hedwig in ihren Käfig ein. Dann ging er im Zimmer auf und ab, darauf wartend, dass die Dursleys aufstanden. Zwei Stunden
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