Harry Potter und der Stein der Weisen
verspeist zu haben.
Albus Dumbledore war aufgestanden. Mit einem strahlenden Lächeln blickte er in die Runde der Schüler, die Arme weit ausgebreitet, als ob nichts ihm mehr Freude machen könnte, als sie alle hier versammelt zu sehen.
»Willkommen!«, rief er. »Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir mit unserem Bankett beginnen, möchte ich ein paar Worte sagen. Und hier sind sie: Schwachkopf! Schwabbelspeck! Krimskrams! Quiek!
Danke sehr!«
Er nahm wieder Platz. Alle klatschten und jubelten. Harry wußte nicht recht, ob er lachen sollte.
»Ist er … ist er ein bisschen verrückt?«, fragte er Percy unsicher.
»Verrückt?«, sagte Percy unbekümmert. »Er ist ein Genie! Der beste Zauberer der Welt! Aber ein bisschen verrückt ist er, ja. Kartoffeln, Harry?«
Harry staunte mit offenem Mund. Die Platten vor ihm auf dem Tisch waren überladen mit Essen. Er hatte noch nie so vieles, das er mochte, auf einem einzigen Tisch gesehen: Roastbeef, Brathähnchen, Schweine- und Lammkoteletts, Würste, Schinken, Steaks, Pellkartoffeln, Bratkartoffeln, Pommes, Yorkshire-Pudding, Erbsen, Karotten, Bratensoße, Ketschup und, aus irgendeinem merkwürdigen Grund, Pfefferminzbonbons.
Die Dursleys hatten Harry nicht gerade hungern lassen, aber er hatte nie so viel essen dürfen, wie er wollte. Dudley hatte Harry immer das weggenommen, was er wirklich mochte, selbst wenn Dudley schlecht davon wurde. Harry häufte von allem etwas auf seinen Teller, nur die Pfefferminzbonbons ließ er aus. Er begann zu essen und es schmeckte köstlich.
»Das sieht wahrhaft gut aus«, sagte der Geist mit der Halskrause traurig, während er Harry dabei zusah, wie er sein Steak zerschnitt.
»Können Sie nicht –?«
»Ich habe seit fast fünfhundert Jahren nichts mehr gegessen«, sagte der Geist. »Ich muss natürlich nicht, aber man vermisst es ja doch. Habe ich mich eigentlich schon vorgestellt? Sir Nicholas de Mimsy-Porpington, zu Ihren Diensten. Hausgeist von Gryffindor; ich wohne im Turm.«
»Ich weiß, wer Sie sind!«, platzte Ron los. »Meine Brüder haben mir von Ihnen erzählt. Sie sind der Fast Kopflose Nick!«
»Ich zöge es doch vor , wenn Sie mich Sir Nicholas de Mimsy nennen würden –«, erwiderte der Geist leicht pikiert, doch der rotblonde Seamus Finnigan unterbrach sie.
» Fast kopflos? Wie kann man fast kopflos sein?«
Sir Nicholas sah höchst verdrossen drein, als ob diese kleine Unterhaltung überhaupt nicht in seinem Sinne verliefe.
»Eben so «, sagte er leicht verärgert. Er packte sein linkes Ohr und zog daran. Sein ganzer Kopf kippte vom Hals weg, als ob er an einem Scharnier hinge, und fiel ihm auf die Schulter. Offensichtlich hatte jemand versucht ihn zu köpfen, aber das Geschäft nicht richtig erledigt. Der Fast Kopflose Nick freute sich über die verdutzten Gesichter um ihn herum, klappte seinen Kopf zurück auf den Hals, hustete und sagte: »So – die neuen Gryffindors! Ich hoffe, ihr strengt euch an, dass wir die Hausmeisterschaft dieses Jahr gewinnen? Gryffindor war noch nie so lange ohne Sieg. Slytherin hat den Pokal jetzt sechs Jahre in Folge! Der Blutige Baron wird langsam unerträglich – er ist der Geist von Slytherin.«
Harry blickte hinüber zum Tisch der Slytherins und sah dort einen fürchterlichen Geist sitzen, mit leeren, stierenden Augen, einem ausgemergelten Gesicht und einem mit silbrigem Blut bespritzten Umhang. Er saß auf dem Platz neben Malfoy, der, wie Harry vergnügt feststellte, über die Sitzordnung nicht gerade glücklich war.
»Wie hat er sich so mit Blut bespritzt?«, fragte Seamus mächtig interessiert.
»Ich habe ihn nie gefragt«, sagte der Fast Kopflose Nick taktvoll.
Als alle gegessen hatten, so viel sie konnten, verschwanden die Reste von den Tellern und hinterließen sie so funkelnd sauber wie zuvor. Einen Augenblick später erschien der Nachtisch: ganze Blöcke von Eiskrem in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, Apfelkuchen, Siruptorten, Schoko-Eclairs und marmeladegefüllte Donuts, Biskuits, Erdbeeren, Wackelpeter, Reispudding …
Während Harry eine Siruptorte verspeiste, wandte sich das Gespräch ihren Familien zu.
»Ich bin halb und halb«, sagte Seamus. »Mein Vater ist ein Muggel. Mum hat ihm nicht erzählt, dass sie eine Hexe ist, bis sie verheiratet waren. War doch ein kleiner Schock für ihn.«
Die andern lachten.
»Und wie steht’s mit dir, Neville?«, fragte Ron.
»Meine Oma hat mich aufgezogen und sie ist eine Hexe«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher