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Darken 3 - Der Angriff (German Edition)

Darken 3 - Der Angriff (German Edition)

Titel: Darken 3 - Der Angriff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bauers
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K atharina kniete auf dem weichen feuchten Boden und schloss erschöpft die Augen. Ihre Arme und der Rücken schmerzten, ihre Knie spürte sie nicht mehr. Sie wusste nur, sie musste sie finden, sie musste sie unbedingt finden. Panik flutete durch ihren Körper, wellenartig, ungleichmäßig. Das Einzige, was sie vernahm, war ihr eigener lauter Atem, der von Schluchzen und Stöhnen unterbrochen wurde.
    Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Ein leichter Geruch von Verwesung und Blut drang ihr in die Nase und dann nahm sie plötzlich ihre Umgebung wahr. Katharina kniete in einem Feld von Leichen, in einer Ansammlung von Körperteilen, die teilweise vom Rumpf getrennt worden waren. Sie unterdrückte einen reflexartigen Brechreiz und suchte mit ihren Händen weiter. Nachdem ihre Kraft es nicht mehr zuließ, weitere blutige Rümpfe zur Seite zu schieben und umzudrehen, konzentrierte sie sich auf lange blonde Haare, trennte brünett von blond. Immer wieder glitt sie auf Innereien aus und strauchelte, aber nichts konnte sie aufhalten. Die panische Angst, den einen Menschen, den sie unter den Toten suchte, nicht zu finden, ihn für immer verloren zu haben, trieb sie voran. Sie musste die langen blonden Haare finden!
    Der Druck in ihrer Brust wurde stärker. Inzwischen wurde es schnell dunkler und Katharina drohte in der Dunkelhe it zu ertrinken, ohne sie! Ihr ganzer Körper klebte von fremdem Blut. Endlos schien sich die Zeit hinzuziehen, während sie wühlte, vorwärtskroch und weinte. Am Ende ließ sie sich kraftlos und verzweifelt in das feuchte Grauen sinken und blieb liegen, unfähig sich zu rühren. In einem letzten schmerzvollen Akt der Verzweiflung bäumte sie sich auf. Sah fremde Menschen am Rand des Schlachtfelds stehen und erkannte ihre mitleidigen und verängstigten Blicke.
    Plötzlich veränderte sich ihre Perspektive und sie sah auf sich selbst herab, sah sich in einem Meer von Blut knien, erkannte, dass die Frau dort unten zwischen den Verstümmelten am Ende ihrer Kraft war, als sie die Arme in die Höhe riss. Sie hörte, wie sie mit letzter Kraft einen Namen schrie: „Sequana!“
    Stechender Schmerz durchfuhr ihre Hüfte, als sie auf dem harten Boden vor dem Bett in der kleinen Hütte hinter der Werft aufschlug.
    Katharina rang nach Atem und erkannte, dass sie geträumt hatte. Sie versuchte ihren zitternden Körper zu beruhigen, indem sie sich eng umschlungen hielt, bis sich ihr Puls wieder beruhigte.
    „Ich habe sie verloren, ich habe sie verloren“, stammelte sie zwischen Tränen und Schluchzen, ohne dass sie hätte sagen können, um wen sie trauerte. Die Unruhe in ihrem Körper ließ nach, der Schweiß auf ihrer Haut kühlte sie, aber noch hatte sie sich nicht beruhigt. Zitternd versuchte sie aufzustehen, sie musste sich festhalten, ihre Beine wollten sie nicht tragen. Langsam wankte sie zur Tür, verließ ihre kleine Hütte und lief hinaus. Mit jedem Schritt schien sich ihr Körper zu beruhigen und als sie endlich am Strand ankam, ging sie geradewegs ins Wasser und lief gegen die Wellen an, bis sie keinen Boden mehr unter ihren Füßen spürte. Dann ließ sie sich fallen und tauchte in die Dunkelheit ab.
    Stille. Kalte, endlose Stille.
    Als ihr Körper sich aufbäumte, tauchte Katharina schließlich wieder auf, schnappte gierig nach Luft und schüttelte sich. Das Wasser half. Warum war es nicht gnädig genug, sie endlich mitzunehmen?
    Langsam schwamm sie ein paar Züge, bis sie den Sand unter ihren Zehen wieder spüren konnte. Je weiter sie auf den Strand zuging, desto schwerer fühlte sie sich. Im Wasser war alles so leicht, warum nur konnte sie ihren Körper nicht zwingen, für einen kleinen Augenblick länger auf den Sauerstoff zu verzichten?
    Mit hängendem Kopf lief sie schweigend und frierend zurück zu ihrer Hütte.
    Seit sie hier war, waren ihre Träume intensiver denn je. Als sie das erste Mal ins Wasser gegangen war, hatte sie darum gebetet, nicht wieder aufzutauchen. Ihr Wunsch wurde ihr nicht erfüllt, damals nicht, nie. Sie hatte aber das Wasser als Wohltat und Erlösung entdeckt und das kalte Nass lieben gelernt. Wann immer sie den Trost des Wassers suchte, schenkte es ihr seine kraftvolle Wirkung. Wenn sie es verließ, dann flüsterten seine Wellen ihr zu, dass sie nun für den Rest der Nacht endlich Ruhe finden würde.
     

Die letzten Ferientage vergingen im Handumdrehen. Am Donnerstag flogen Ténoch und sein Schüler Matthea wieder zurück

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