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Harry Potter und der Stein der Weisen

Harry Potter und der Stein der Weisen

Titel: Harry Potter und der Stein der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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über die Eulen gesehen hatte. Nur die Fotos auf dem Kaminsims führten einem vor Augen, wie viel Zeit verstrichen war. Zehn Jahre zuvor hatten dort eine Menge Bilder gestanden, auf denen etwas, das an einen großen rosa Strandball erinnerte, zu sehen war und Bommelhüte in verschiedenen Farben trug – doch Dudley Dursley war nun kein Baby mehr, und jetzt zeigten die Fotos einen großen, blonden Jungen, mal auf seinem ersten Fahrrad, mal auf dem Rummelplatz Karussell fahrend, mal beim Computerspiel mit dem Vater und schließlich, wie ihn die Mutter knuddelte und küsste. Nichts in dem Zimmer ließ ahnen, dass in diesem Haus auch noch ein anderer Junge lebte.
    Doch Harry Potter war immer noch da, er schlief gerade, aber nicht mehr lange. Seine Tante Petunia war schon wach und ihre schrille Stimme durchbrach die morgendliche Stille.
    »Aufstehen, aber dalli!«
    Mit einem Schlag war Harry hellwach. Noch einmal trommelte seine Tante gegen die Tür.
    »Aufstehen!«, kreischte sie. Harry hörte, wie sie in die Küche ging und dort die Pfanne auf den Herd stellte. Er drehte sich auf den Rücken und versuchte sich an den Traum zu erinnern, den er gerade noch geträumt hatte. Es war ein guter Traum. Ein fliegendes Motorrad war darin vorgekommen. Er hatte das merkwürdige Gefühl, den Traum schon einmal geträumt zu haben.
    Draußen vor der Tür stand jetzt schon wieder seine Tante.
    »Bist du schon auf den Beinen?«, fragte sie.
    »Fast«, sagte Harry.
    »Beeil dich. Ich möchte, dass du auf den Schinken aufpasst. Und lass ihn ja nicht anbrennen, an Duddys Geburtstag muss alles tipptopp sein.«
    Harry stöhnte.
    »Was hast du gesagt?«, keifte seine Tante durch die Tür.
    »Nichts, nichts …«
    Dudleys Geburtstag – wie konnte er den nur vergessen haben? Langsam kletterte Harry aus dem Bett und begann nach Socken zu suchen. Unter seinem Bett fand er ein Paar, zupfte eine Spinne davon weg und zog sie an. Harry war an Spinnen gewöhnt, weil es im Schrank unter der Treppe von Spinnen wimmelte. Und in diesem Schrank schlief Harry.
    Als er angezogen war, ging er den Flur entlang und betrat die Küche. Der ganze Tisch war über und über bedeckt mit Geburtstagsgeschenken. Offenbar hatte Dudley den neuen Computer bekommen, den er sich gewünscht hatte, und, der Rede gar nicht wert, auch noch den zweiten Fernseher und das Rennrad. Warum Dudley eigentlich ein Rennrad haben wollte, war Harry ein Rätsel, denn Dudley war sehr dick und verabscheute Sport – außer natürlich, wenn es darum ging, andern eine reinzuhauen. Dudleys Lieblingsopfer war Harry, doch den bekam er nicht so oft zu fassen. Man sah es Harry zwar nicht an, aber er konnte sehr schnell rennen.
    Vielleicht hatte es damit zu tun, dass er in einem dunklen Schrank lebte, jedenfalls war Harry für sein Alter immer recht klein und dürr gewesen. Er sah sogar noch kleiner und dürrer aus, als er in Wirklichkeit war, denn alles, was er zum Anziehen hatte, waren die abgelegten Klamotten Dudleys, und der war etwa viermal so dick wie Harry. Harry hatte ein schmales Gesicht, knubbelige Knie, schwarzes Haar und hellgrüne Augen. Er trug eine Brille mit runden Gläsern, die, weil Dudley ihn auf die Nase geschlagen hatte, mit viel Klebeband zusammengehalten wurden. Das Einzige, das Harry an seinem Aussehen mochte, war eine sehr feine Narbe auf seiner Stirn, die an einen Blitz erinnerte. So weit er zurückdenken konnte, war sie da gewesen, und seine allererste Frage an Tante Petunia war gewesen, wie er zu dieser Narbe gekommen war.
    »Durch den Autounfall, bei dem deine Eltern starben«, hatte sie gesagt. »Und jetzt hör auf zu fragen.«
    Hör auf zu fragen – das war die erste Regel, wenn man bei den Dursleys ein ruhiges Leben fristen wollte.
    Onkel Vernon kam in die Küche, als Harry gerade den Schinken umdrehte.
    »Kämm dir die Haare!«, bellte er als Morgengruß.
    Etwa einmal die Woche spähte Onkel Vernon über seine Zeitung und rief, Harry müsse endlich einmal zum Friseur. Harry musste öfter beim Friseur gewesen sein als alle Jungen seiner Klasse zusammen, doch es half nichts. Sein Haar wucherte einfach vor sich hin – wie ein wilder Garten.
    Harry briet gerade Eier, als Dudley mit seiner Mutter in die Küche kam. Dudley sah Onkel Vernon auffällig ähnlich. Er hatte ein breites, rosa Gesicht, nicht viel Hals, kleine, wässrige blaue Augen und dichtes blondes Haar, das glatt auf seinem runden, fetten Kopf lag. Tante Petunia sagte oft, dass Dudley aussehe wie ein kleiner

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