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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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jedem Schritt, den er machte, schien sich Benommenheit in seinem Kopf auszubreiten, doch er zwang sich, an Hermine und Ron zu denken, die ihn brauchten.
    Zwischen den hoch aufragenden schwarzen Gestalten hindurchzugehen war Grauen erregend: Die augenlosen Gesichter, die unter ihren Kapuzen verborgen waren, wandten sich ihm zu, während er vorüberkam, und er war sicher, dass sie ihn spürten, vielleicht die Anwesenheit eines Menschen spürten, der noch ein wenig Hoffnung, ein wenig Widerstandskraft besaß …
    Und dann, jäh und erschreckend inmitten der eisigen Stille, wurde eine der Kerkertüren auf der linken Seite des Korridors aufgerissen, und Schreie drangen heraus.
    »Nein, nein, ich bin Halbblüter, ich bin Halbblüter, das versichere ich Ihnen! Mein Vater war ein Zauberer, wirklich, schauen Sie nach, Arkie Alderton, er ist ein bekannter Besenkonstrukteur, schauen Sie nach, ich versichere es Ihnen – lassen Sie mich los, lassen Sie mich –«
    »Dies ist Ihre letzte Verwarnung«, sagte Umbridges leise Stimme, magisch verstärkt, so dass sie über die verzweifelten Schreie des Mannes hinweg deutlich zu hören war. »Wenn Sie sich wehren, werden Sie den Kuss des Dementors zu spüren bekommen.«
    Die Schreie des Mannes erstarben, doch trockenes Schluchzen hallte durch den Korridor.
    »Bringt ihn weg«, sagte Umbridge.
    Zwei Dementoren erschienen in der Tür des Gerichtsraums, ihre modrigen, verschorften Hände umklammerten die Oberarme des Zauberers, der offenbar ohnmächtig wurde. Sie glitten mit ihm den Korridor entlang, und die Dunkelheit, die sie hinter sich herzogen, verschluckte ihn.
    »Der Nächste – Mary Cattermole«, rief Umbridge.
    Eine kleine Frau erhob sich; sie zitterte am ganzen Leib. Ihr dunkles Haar war straff zu einem Knoten nach hinten gebunden und sie trug einen langen schlichten Umhang. Ihr Gesicht war vollkommen blutleer. Als sie an den Dementoren vorbeiging, sah Harry sie erschaudern.
    Er tat es instinktiv, ohne irgendeinen Plan, weil er nicht mit ansehen konnte, wie sie da allein in den Kerker ging: In dem Moment, als die Tür zuschwang, schlüpfte er hinter ihr in den Gerichtsraum.
    Es war nicht der Raum, in dem er einst wegen unzulässigen Gebrauchs von Magie verhört worden war. Dieser hier war viel kleiner, doch die Decke war genauso hoch; sie vermittelte einem das klaustrophobische Gefühl, auf dem Boden eines tiefen Brunnens festzusitzen.
    Hier drinnen waren weitere Dementoren, die ihre eiskalte Aura überall verströmten; sie standen wie gesichtslose Wächter in den Ecken, die am weitesten von dem hoch aufragenden Podium entfernt waren. Dort, hinter einer Balustrade, saß Umbridge, mit Yaxley auf der einen und Hermine, genauso bleich wie Mrs Cattermole, auf der anderen Seite. Am Fuß des Podiums schlich eine silbrig leuchtende, langhaarige Katze unentwegt auf und ab, und Harry begriff, dass sie die Ankläger vor der Verzweiflung schützen sollte, die von den Dementoren ausging: Die war für die Angeklagten bestimmt, nicht für die Kläger.
    »Setzen Sie sich«, sagte Umbridge mit ihrer zarten, weichen Stimme.
    Mrs Cattermole wankte zu dem einzelnen Stuhl mitten unter dem erhöhten Podium. Kaum hatte sie sich gesetzt, rasselten Ketten aus den Armlehnen des Stuhls und fesselten sie daran.
    »Sie sind Mary Elizabeth Cattermole?«, fragte Umbridge.
    Mrs Cattermole nickte einmal zitternd mit dem Kopf.
    »Verheiratet mit Reginald Cattermole von der Abteilung Zauberei-Zentralverwaltung?«
    Mrs Cattermole brach in Tränen aus.
    »Ich weiß nicht, wo er ist, wir wollten uns hier treffen!«
    Umbridge ignorierte sie.
    »Mutter von Maisie, Ellie und Alfred Cattermole?«
    Mrs Cattermole schluchzte noch mehr.
    »Sie haben Angst, sie glauben, ich würde vielleicht nicht wieder nach Hause kommen –«
    »Verschonen Sie uns«, zischte Yaxley. »Die Bälger von Schlammblütern erregen nicht unser Mitgefühl.«
    Mrs Cattermoles Schluchzen übertönte Harrys Schritte, während er vorsichtig zu der Treppe ging, die zum Podium hinaufführte. In dem Moment, als er über die Linie getreten war, auf der die Patronus-Katze patrouillierte, spürte er, dass die Temperatur sich änderte: Hier war es warm und behaglich. Der Patronus, dessen war er sicher, gehörte zu Umbridge, und er leuchtete hell, weil sie so glücklich hier war, in ihrem Element, eine Hüterin der verdrehten Gesetze, die sie mitverfasst hatte. Langsam und äußerst vorsichtig schob er sich hinter Umbridge, Yaxley und Hermine das Podium

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