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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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knackenden Zweigen durchbrochen: Harry dachte, dass es eher von Tieren herrührte als von Menschen, hielt seinen Zauberstab jedoch fest und bereit. In seinen Eingeweiden, die sowieso schon wegen der kärglichen Portion gummiartiger Pilze rumorten, kribbelte es unangenehm.
    Er hatte gedacht, dass er in Hochstimmung sein würde, sobald sie es geschafft hätten, den Horkrux zurückzustehlen, doch davon konnte keine Rede sein; er saß da und spähte in die Dunkelheit, die sein Zauberstab nur zu einem winzigen Teil erhellte, und das Einzige, was er empfand, war Sorge darüber, was als Nächstes passieren würde. Es war, als ob er seit Wochen, Monaten, vielleicht sogar Jahren auf diesen Punkt zugerast wäre, doch nun abrupt stehen geblieben war, weil der Weg ins Nichts führte.
    Irgendwo dort draußen gab es noch weitere Horkruxe, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie stecken könnten. Er wusste nicht einmal von allen, woraus sie bestanden. Außerdem hatte er keine Idee, wie sie den einzigen, den sie gefunden hatten, zerstören sollten, den Horkrux, der in diesem Moment auf seiner Brust lag. Seltsam, dass er seine Körperwärme nicht angenommen hatte, sondern so kalt an seiner nackten Haut ruhte, als wäre er gerade aus eisigem Wasser aufgetaucht. Von Zeit zu Zeit dachte Harry, oder bildete es sich vielleicht ein, dass er das unregelmäßige Ticken des kleinen Herzens neben seinem eigenen spüren konnte.
    Unbeschreibliche Vorahnungen beschlichen ihn, wie er da im Dunkeln saß: Er versuchte gegen sie anzukämpfen, sie wegzuschieben, doch sie ließen ihn nicht los. Keiner kann leben, während der Andere überlebt . Ron und Hermine, die sich jetzt hinter ihm im Zelt leise miteinander unterhielten, konnten weggehen, wenn sie wollten: Er konnte es nicht. Und während er dasaß und versuchte, seiner eigenen Furcht und Erschöpfung Herr zu werden, kam es Harry vor, als ob der Horkrux an seiner Brust mit seinem Ticken die Zeit verrinnen ließ, die Harry noch hatte … Dumme Vorstellung, sagte er sich, denk nicht so was …
    Seine Narbe begann wieder zu stechen. Er hatte Angst, dass er es selbst auslöste, indem er solchen Gedanken nachhing, und versuchte sie in eine andere Richtung zu lenken. Er dachte an den armen Kreacher, der sie zu Hause erwartet und es stattdessen mit Yaxley zu tun bekommen hatte. Würde der Elf schweigen, oder würde er dem Todesser alles erzählen, was er wusste? Harry wollte glauben, dass Kreacher im vergangenen Monat zu ihm übergewechselt war, dass er nun zu ihm halten würde, doch wer wusste schon, was passieren würde? Was, wenn die Todesser den Elfen folterten? Schlimme Bilder geisterten durch Harrys Kopf, und er versuchte, auch sie zu verscheuchen, denn er konnte nichts für Kreacher tun: Er und Hermine hatten bereits entschieden, dass sie nicht versuchen würden ihn herbeizurufen; was wäre, wenn jemand vom Ministerium mitkam? Sie konnten nicht darauf bauen, dass das Apparieren bei Elfen nicht genau denselben Makel hatte, der auch schuld daran war, dass Yaxley an Hermines Ärmelsaum zum Grimmauldplatz gelangen konnte.
    Harrys Narbe brannte jetzt. Er überlegte, dass es so viel gab, was sie nicht wussten: Lupin hatte Recht gehabt, was die Magie betraf, der sie noch nie begegnet waren und die sie sich nicht einmal vorstellen konnten. Warum hatte Dumbledore nicht mehr erklärt? Hatte er geglaubt, dass noch Zeit wäre; dass er noch jahrelang leben würde, jahrhundertelang vielleicht, wie sein Freund Nicolas Flamel? Wenn ja, dann hatte er sich geirrt … Snape hatte dafür gesorgt … Snape, die schlafende Schlange, die oben auf dem Turm zugeschlagen hatte …
    Und Dumbledore war gefallen … gefallen …
    »Gib ihn mir, Gregorowitsch.«
    Harrys Stimme war hoch, klar und kalt: Eine langfingrige weiße Hand hielt seinen Zauberstab vor ihm umklammert. Der Mann, auf den er gerichtet war, hing kopfüber in der Luft, doch hielten ihn keine Seile; er schwang hin und her, unsichtbar und grausam gefesselt, die Gliedmaßen um sich geschlungen, sein angsterfülltes Gesicht auf Augenhöhe mit Harry, dunkelrot von dem Blut, das in seinen Kopf geschossen war. Er hatte schlohweißes Haar und einen dichten buschigen Bart: ein Weihnachtsmann in Fesseln.
    »Ich habe ihn nicht, ich habe ihn nicht mehr! Er wurde mir gestohlen, vor vielen Jahren!«
    »Lüge nicht vor Lord Voldemort, Gregorowitsch. Er merkt es … er merkt es immer.«
    Die Pupillen des in der Luft hängenden Mannes waren groß, geweitet vor Angst,

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