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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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augenlosen Dementoren zurückzulassen, die zwischen den Muggeln dahinglitten, die sie vielleicht nicht sehen konnten, aber ganz sicher die Verzweiflung spürten, die sie überall verbreiteten, wo sie auch waren.
    »Das heißt, es gibt immer noch nichts zu essen.«
    »Sei still, Ron«, fauchte Hermine. »Harry, was ist passiert? Warum, glaubst du, hast du deinen Patronus nicht zustande gebracht? Gestern hast du es tadellos geschafft!«
    »Ich weiß nicht.«
    Er saß tief in einem von Perkins’ alten Sesseln und fühlte sich mehr und mehr gedemütigt. Er hatte Angst, dass irgendetwas in seinem Inneren zerbrochen war. Gestern schien lange her zu sein: Heute hätte er wieder jener Dreizehnjährige sein können, der als Einziger im Hogwarts-Express zusammengeklappt war.
    Ron trat gegen ein Stuhlbein.
    »Was ist?«, knurrte er Hermine an. »Ich bin am Verhungern! Seit ich fast verblutet bin, hab ich nichts als ein paar Giftpilze gegessen!«
    »Dann geh du doch und schlag dich mit den Dementoren rum«, sagte Harry gereizt.
    »Würde ich ja, aber ich hab einen Arm in der Schlinge, falls dir das noch nicht aufgefallen ist!«
    »Wie praktisch.«
    »Und was willst du damit –?«
    »Natürlich!«, rief Hermine und schlug sich mit der Hand an die Stirn, worauf beide überrascht verstummten. »Harry, gib mir das Medaillon! Los!«, sagte sie ungeduldig und schnippte mit den Fingern, als er nicht reagierte, »der Horkrux, Harry, du hast ihn immer noch um!«
    Sie streckte die Hände aus und Harry zog sich die goldene Kette über den Kopf. Sobald das Medaillon nicht mehr auf seiner Haut lag, fühlte er sich frei und seltsam leicht. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er klamm war oder dass ihm etwas Schweres auf dem Magen lastete, bis beide Gefühle verflogen waren.
    »Besser?«, fragte Hermine.
    »Ja, und wie!«
    »Harry«, sagte sie, kauerte sich vor ihm nieder und sprach mit einer Stimme, die für Harry klang, als würde sie einen Schwerkranken besuchen, »könnte es nicht vielleicht sein, dass es von dir Besitz ergriffen hat?«
    »Was? Nein!«, sagte er abwehrend. »Ich erinnere mich an alles, was wir gemacht haben, während ich es umhatte. Wenn es von mir Besitz ergriffen hätte, dann wüsste ich nicht mehr, was ich gemacht hab, oder? Ginny hat mir erzählt, dass sie sich damals zeitweise an gar nichts mehr erinnern konnte.«
    »Hm«, sagte Hermine und blickte auf das schwere Medaillon hinunter. »Nun, vielleicht sollten wir es nicht tragen. Wir können es doch einfach im Zelt aufbewahren.«
    »Wir lassen diesen Horkrux nicht irgendwo herumliegen«, stellte Harry entschieden fest. »Wenn wir ihn verlieren, wenn er gestohlen wird –«
    »Oh, schon gut, schon gut«, sagte Hermine, hängte sich das Medaillon um den Hals und steckte es vorne unter ihr T-Shirt. »Aber wir wechseln uns ab, damit es keiner zu lange trägt.«
    »Großartig«, sagte Ron säuerlich, »und jetzt, wo das geklärt ist, können wir uns bitte was zu essen besorgen?«
    »Gut, aber dafür gehen wir erst mal woandershin«, sagte Hermine mit einem kurzen Blick auf Harry. »Es ist sinnlos, hierzubleiben, wenn wir wissen, dass überall Dementoren rumschwirren.«
    Schließlich bauten sie ihr Nachtlager in einem weit abgelegenen Feld auf, das zu einem einsamen Bauernhof gehörte, wo sie sich Eier und Brot hatten beschaffen können.
    »Das ist kein Diebstahl, oder?«, fragte Hermine mit besorgter Stimme, während sie Rühreier auf Toast verschlangen. »Wo ich doch ein wenig Geld unter dem Hühnerverschlag gelassen hab?«
    Ron verdrehte die Augen und sagte mit dicken Backen: »Er-mie-nee, du mascht dir tschu viel Schorgen. Entschpann disch!«
    Und tatsächlich, mit angenehm gefülltem Bauch konnten sie sich viel leichter entspannen: Der Streit wegen der Dementoren war an diesem Abend über ihrem Gelächter bald vergessen, und Harry war vergnügt, ja sogar hoffnungsvoll, als er die erste der drei Nachtwachen antrat.
    Hier machten sie zum ersten Mal die Erfahrung, dass ein voller Magen gute Laune brachte; ein leerer eher Streit und gedrückte Stimmung. Harry überraschte das am wenigsten, denn er hatte bei den Dursleys Zeiten durchgemacht, in denen er fast verhungert war. Hermine hielt sich ziemlich tapfer an jenen Abenden, an denen sie außer Beeren und trockenen Keksen nichts hatten auftreiben können, nur platzte ihr vielleicht etwas schneller als sonst der Kragen, und ihr Schweigen wirkte ein wenig mürrisch. Ron jedoch war von jeher an drei köstliche Mahlzeiten am

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