Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Nase gedrückt!«
»Das Wappen der Peverells?«, sagte Hermine scharf. »Hast du mitbekommen, wie es aussah?«
»Nicht so richtig«, sagte Harry und versuchte sich zu erinnern. »Soweit ich erkennen konnte, war da nichts Großartiges drauf; vielleicht ein paar Kratzer. Ich hab ihn erst richtig aus der Nähe gesehen, als er schon aufgespalten war.«
Hermine riss plötzlich die Augen auf, und Harry wusste, dass sie begriffen hatte. Ron sah mit verblüffter Miene beide nacheinander an.
»Mensch … du meinst, da war auch das Zeichen drauf? Das Zeichen der Heiligtümer?«
»Warum nicht?«, sagte Harry aufgeregt. »Vorlost Gaunt war ein ahnungsloser alter Widerling, der wie ein Schwein lebte, das einzig Wichtige für ihn waren seine Vorfahren. Wenn dieser Ring über die Jahrhunderte weitergegeben wurde, wusste er vielleicht gar nicht, was er in Wirklichkeit war. In diesem Haus gab es keine Bücher, und glaubt mir, der war nicht der Typ, der seinen Kindern Märchen vorliest. Er hat sicher liebend gern geglaubt, dass diese Kratzer auf dem Ring ein Wappen waren, denn reines Blut machte einen seiner Meinung nach geradezu königlich.«
»Ja … und das ist alles sehr interessant«, sagte Hermine behutsam, »aber, Harry, wenn du denkst, was ich denke, was du denkst –«
»Ja, warum denn nicht? Warum nicht?« , erwiderte Harry und ließ alle Vorsicht außer Acht. »Es war ein Stein, richtig?« Er wandte sich Hilfe suchend an Ron. »Was, wenn es der Stein der Auferstehung war?«
Ron klappte der Mund auf. »Ich fass es nicht – aber würde der immer noch funktionieren, wenn Dumbledore ihn zerbrochen –«
»Funktionieren? Funktionieren? Er hat nie funktioniert, Ron! So was wie einen Stein der Auferstehung gibt es nicht!« Hermine war aufgesprungen, entnervt und zornig. »Harry, du versuchst alles in diese Geschichte von den Heiligtümern hineinzuschustern –«
»Alles hineinzuschustern?« , erwiderte er. »Hermine, es passt von alleine! Ich weiß, dass das Symbol der Heiligtümer des Todes auf diesem Stein drauf war! Gaunt sagte, er würde von den Peverells abstammen!«
»Gerade hast du uns noch erzählt, dass du das Zeichen auf dem Stein gar nicht richtig erkennen konntest!«
»Wo, glaubst du, ist der Ring jetzt?«, fragte Ron Harry. »Was hat Dumbledore damit gemacht, nachdem er ihn aufgebrochen hat?«
Aber Harrys Phantasie eilte voraus, weit über die von Ron und Hermine hinaus …
Drei Gegenstände, oder Heiligtümer, die, wenn sie vereint sind, ihren Besitzer zum Gebieter des Todes machen … zum Gebieter … Meister … Bezwinger … der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod …
Und er sah sich, im Besitz der Heiligtümer, Voldemort entgegentreten, dessen Horkruxe ihnen nicht gewachsen waren … keiner kann leben, während der Andere überlebt … war das die Antwort? Heiligtümer gegen Horkruxe? Gab es am Ende doch eine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass er derjenige war, der den Sieg davontrug? Wenn er der Gebieter der Heiligtümer des Todes wäre, wäre er dann gerettet?
»Harry?«
Doch er hörte Hermine kaum: Er hatte seinen Tarnumhang hervorgezogen und ließ ihn durch die Finger gleiten, diesen Stoff, der so geschmeidig war wie Wasser, so leicht wie Luft. Während seiner fast sieben Jahre in der Zaubererwelt hatte er nie etwas gesehen, das ihm gleichgekommen war. Der Tarnumhang war genau das, was Xenophilius beschrieben hatte: ein Umhang, der seinen Träger wirklich und wahrhaftig vollkommen unsichtbar macht und ewig haltbar ist, der dauerhaft und unaufspürbar verbirgt, welchen Zaubern er auch ausgesetzt sein mag …
Und dann erinnerte er sich und der Atem stockte ihm.
»Dumbledore hatte meinen Tarnumhang in der Nacht, als meine Eltern starben!«
Seine Stimme bebte, und er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, doch es kümmerte ihn nicht. »Meine Mutter hat Sirius geschrieben, dass Dumbledore sich den Umhang ausgeliehen hat! Das war der Grund! Er wollte ihn untersuchen, weil er dachte, er sei das dritte Heiligtum! Ignotus Peverell liegt in Godric’s Hollow begraben …« Harry lief ziellos im Zelt umher mit dem Gefühl, als würden sich überall um ihn herum neue, großartige Ausblicke auf die Wahrheit auftun. »Er ist mein Vorfahr! Ich stamme von dem dritten Bruder ab! Das ist alles plausibel!«
Er fühlte sich mit Gewissheit gewappnet, mit seinem Glauben an die Heiligtümer, als ob die bloße Vorstellung, sie zu besitzen, ihn schützen würde, und wandte sich
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