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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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vor allem angesichts dessen, was er in nächster Zeit vorhatte. Er nahm sich vor, Hermine zu fragen, wie es funktionierte, und wischte mit einem Haufen Klopapier möglichst viel von dem Tee auf. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück und schlug die Tür hinter sich zu.
    Harry hatte den ganzen Vormittag lang seinen Schulkoffer komplett ausgeräumt, zum ersten Mal seit er ihn vor sechs Jahren gepackt hatte. Seither hatte er zu Beginn jedes Schuljahres immer nur drei Viertel der Sachen oben herausgenommen, wieder hineingelegt oder durch neue ersetzt, so dass sich unten am Boden eine Schicht Kleinkram angesammelt hatte – alte Federkiele, getrocknete Käferaugen, einzelne Socken, die nicht mehr passten. Ein paar Minuten zuvor hatte Harry die Hand in diesen Mulch getaucht, einen stechenden Schmerz im vierten Finger seiner rechten Hand verspürt und viel Blut gesehen, als er sie herausgezogen hatte.
    Jetzt fuhr er ein wenig vorsichtiger fort. Er kniete sich wieder neben den Koffer, suchte am Boden herum und holte einen alten Anstecker heraus, der müde zwischen »Ich bin für CEDRIC DIGGORY « und » POTTER STINKT « hin und her zuckte, ein zerbrochenes und abgenutztes Spickoskop sowie ein goldenes Medaillon, in dem eine Notiz mit der Signatur »R. A. B.« versteckt worden war, bis er endlich den scharfen Splitter entdeckte, an dem er sich geschnitten hatte. Er wusste sofort, um was es sich handelte. Es war ein fünf Zentimeter langes Stück des Zauberspiegels, den er von seinem verstorbenen Paten Sirius bekommen hatte. Harry legte es beiseite und tastete vorsichtig im Koffer nach dem Rest, aber von dem letzten Geschenk seines Paten war nichts weiter übrig als zerbröseltes Glas, das wie Glitzerpulver an der untersten Schicht des Plunders klebte.
    Harry richtete sich auf und untersuchte das gezackte Bruchstück, an dem er sich geschnitten hatte, doch er sah nur sein eigenes hellgrünes Auge darin widergespiegelt. Dann legte er die Scherbe auf den Tagespropheten vom Morgen, der ungelesen auf dem Bett lag, und versuchte gegen die plötzliche Flut schmerzlicher Erinnerungen anzukämpfen, gegen den stechenden Schmerz und die Sehnsucht, die der Fund des zerbrochenen Spiegels ausgelöst hatte, indem er sich über den restlichen Kleinkram im Koffer hermachte.
    Er brauchte noch eine Stunde, um ihn vollständig auszuräumen, die nutzlosen Dinge wegzuwerfen und das Übrige auf Haufen zu verteilen, je nachdem, ob er die Sachen künftig brauchen konnte oder nicht. Seine Schul- und Quidditch-Umhänge, Kessel, Pergament, Federkiele und die meisten Schulbücher lagen auf einem Stapel in einer Ecke, die würde er zurücklassen. Er fragte sich, was seine Tante und sein Onkel damit tun würden; wahrscheinlich alles mitten in der Nacht verbrennen, als wären es Beweisstücke für irgendein schreckliches Verbrechen. Seine Muggelkleidung, den Tarnumhang, die Zaubertrankausrüstung, bestimmte Bücher, das Fotoalbum, das Hagrid ihm einst geschenkt hatte, einen Stapel Briefe und seinen Zauberstab hatte er in einen alten Rucksack umgepackt. In einer Vordertasche steckten die Karte des Rumtreibers und das Medaillon mit der Notiz darin, die mit »R. A. B.« unterzeichnet war. Das Medaillon erhielt diesen Ehrenplatz nicht, weil es kostbar gewesen wäre – es war nach allen gängigen Maßstäben wertlos –, sondern weil der Preis, es zu bekommen, so hoch gewesen war.
    Jetzt blieb nur noch ein ansehnlicher Stapel Zeitungen auf dem Schreibtisch neben seiner Schneeeule Hedwig: eine für jeden Tag, den Harry diesen Sommer im Ligusterweg verbracht hatte.
    Er stand auf, streckte sich und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. Hedwig regte sich nicht, als er anfing die Zeitungen zu überfliegen und sie dann eine nach der anderen zum Müll warf; die Eule schlief oder tat jedenfalls so; sie war böse auf Harry, weil sie im Augenblick immer nur für kurze Zeit aus dem Käfig durfte.
    Als Harry fast am Ende des Zeitungsstapels angelangt war, wurde er langsamer und suchte nach einer bestimmten Ausgabe, die, wie er wusste, zu Beginn der Sommerferien kurz nach seiner Rückkehr im Ligusterweg eingetroffen war; er erinnerte sich noch daran, dass auf der Titelseite eine kurze Meldung über den Rücktritt von Charity Burbage gestanden hatte, der Muggelkundelehrerin von Hogwarts. Schließlich fand er die Ausgabe. Er schlug Seite zehn auf, sank auf seinen Schreibtischstuhl und las den Artikel, den er gesucht hatte, noch einmal durch.
    ERINNERUNGEN AN ALBUS

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