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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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wankte die Treppe zu den »Damen« hinunter. Harry und Ron schlossen sich einigen seltsam gekleideten Männern an, die offenbar in eine ganz gewöhnliche unterirdische öffentliche Toilette mit schmutzigen schwarzweißen Fliesen hinunterstiegen.
    »Morgen, Reg!«, rief ein weiterer Zauberer in marineblauem Umhang, der sich gerade Zugang zu einer Kabine verschaffte, indem er seine goldene Marke in einen Schlitz an der Tür steckte. »Das ist doch beschissen, oder? Dass wir alle über diesen Weg zur Arbeit müssen! Wer, glauben die denn, soll hier auftauchen, Harry Potter vielleicht?«
    Der Zauberer brüllte vor Lachen über seinen eigenen Witz. Ron ließ ein gepresstes Glucksen hören.
    »Jaah«, sagte er, »bescheuert, was?«
    Und er und Harry ließen sich in benachbarte Kabinen ein.
    Harry hörte links und rechts das Geräusch von Wasserspülungen. Er kauerte sich nieder, spähte durch den Spalt am Boden der Kabine und sah gerade noch, wie ein Paar gestiefelte Füße in die Toilette nebenan stiegen. Er schaute nach links und sah Ron zu sich herüberzwinkern.
    »Müssen wir uns reinspülen?«, flüsterte er.
    »Sieht so aus«, flüsterte Harry zurück; seine Stimme war tief und rau.
    Sie standen beide auf. Harry, der sich ungeheuer albern vorkam, kletterte mühsam in die Toilettenschüssel.
    Er wusste sofort, dass er das Richtige getan hatte; obwohl er scheinbar im Wasser stand, blieben seine Schuhe, seine Füße und sein Umhang völlig trocken. Er hob die Hand, zog an der Kette, und im nächsten Moment war er durch einen kurzen Schacht hinuntergerauscht und tauchte aus einem Kamin im Zaubereiministerium wieder auf.
    Schwerfällig stand er auf; an so viel Körper, wie er jetzt hatte, war er nicht gewöhnt. Das große Atrium wirkte dunkler, als Harry es in Erinnerung hatte. Früher hatte ein goldener Brunnen die Mitte der Halle eingenommen und schimmernde Lichtflecken auf den polierten Holzboden und die Wände geworfen. Nun beherrschte ein gigantisches Denkmal aus schwarzem Stein die Szenerie. Sie wirkte recht beängstigend, diese riesige Skulptur einer Hexe und eines Zauberers, die auf kunstvoll geschnitzten Thronen saßen und auf die Ministeriumsangestellten herabschauten, die aus den Kaminen unter ihnen purzelten. Am Sockel des Denkmals waren in etwa dreißig Zentimeter großen Buchstaben die Worte MAGIE IST MACHT eingraviert.
    Harry bekam einen heftigen Schlag von hinten gegen die Beine: Ein anderer Zauberer war gerade aus dem Kamin hinter ihm geflogen.
    »Platz da, kannst du nicht – oh, Verzeihung, Runcorn!«
    Sichtlich verängstigt, eilte der Zauberer mit schütterem Haar davon. Runcorn, dessen Gestalt Harry angenommen hatte, war offenbar ein einschüchternder Mann.
    »Psst!«, ertönte eine Stimme, und als er sich umsah, erkannte er eine schmächtige kleine Hexe und den frettchenartigen Zauberer von der Zauberei-Zentralverwaltung, die von der anderen Seite des Denkmals zu ihm herüberwinkten. Harry ging rasch zu ihnen.
    »Bist du denn gut reingekommen?«, flüsterte Hermine Harry zu.
    »Nein, er steckt immer noch in der Scheiße«, sagte Ron.
    »Oh, sehr witzig … das ist schrecklich, nicht wahr?«, sagte sie zu Harry, der zu der Skulptur hochstarrte. »Hast du gesehen, worauf die sitzen?«
    Harry schaute genauer hin und erkannte, dass das, was er für zierreich gemeißelte Throne gehalten hatte, in Wirklichkeit Massen von Menschen waren, aus Stein gehauen: Hunderte und Aberhunderte von nackten Körpern, Männer, Frauen und Kinder, alle mit ziemlich dummen, hässlichen Gesichtern, krümmten sich und zwängten sich zusammen, um die Last der schön gekleideten Zauberer zu tragen.
    »Muggel«, flüsterte Hermine. »An ihrem rechtmäßigen Platz. Kommt, wir müssen weiter.«
    Sie schlossen sich den Zauberern und Hexen an, die auf die goldenen Tore am Ende der Halle zuströmten, und schauten sich dabei möglichst unauffällig um, doch von der markanten Gestalt von Dolores Umbridge war nichts zu sehen. Sie gingen durch die Tore in eine kleinere Halle, wo sich vor zwanzig goldenen Gittern, die ebenso viele Aufzüge bargen, Schlangen bildeten. Sie hatten sich kaum bei der nächsten hinten angestellt, als eine Stimme sagte: »Cattermole!«
    Sie blickten sich um: Harrys Magen verkrampfte sich. Einer der Todesser, die dabei gewesen waren, als Dumbledore starb, schritt auf sie zu. Die Ministeriumsangestellten neben ihnen verstummten und senkten den Blick; Harry spürte förmlich, wie eine Welle von Angst sie erfasste.

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