Harry Potter und die Kammer des Schreckens
gespielter Ratlosigkeit, »wer, den wir kennen, denkt, Muggelkinder seien Abschaum?«
Er sah Hermine an. Hermine gab den Blick zurück, nicht gerade überzeugt. »Wenn du von Malfoy redest –«
»Natürlich tue ich das!«, sagte Ron, »du hast ihn gehört – »Ihr seid die Nächsten, Schlammblüter!« –, du musst dir nur sein fieses Rattengesicht ansehen, dann weißt du, dass er es ist –«
»Malfoy, der Erbe von Slytherin?«, sagte Hermine zweifelnd.
»Schau dir seine Familie an«, sagte Harry und schlug ebenfalls seine Bücher zu. »Die ganze Bande war in Slytherin, damit prahlt er doch immer. Sie könnten ohne weiteres die Nachfahren von Slytherin sein. Sein Vater ist böse genug.«
»Vielleicht haben sie schon seit Jahrhunderten den Schlüssel zur Kammer des Schreckens!«, sagte Ron, »geben ihn immer weiter, die Väter den Söhnen …«
»Gut«, Hermine zögerte, »ich denke, es wäre möglich …«
»Aber wie beweisen wir es?«, fragte Harry.
»Es könnte da eine Möglichkeit geben«, sagte Hermine langsam, und mit einem raschen Blick hinüber zu Percy senkte sie ihre Stimme noch weiter. »Natürlich ist es schwierig. Und gefährlich, sehr gefährlich. Wir würden wahrscheinlich fünfzig Schulregeln brechen, fürchte ich –«
»Wenn du irgendwann mal Lust haben solltest, uns das näher zu erklären, vielleicht in einem Monat oder so, dann sag einfach Bescheid?«, sagte Ron gereizt.
»Na gut«, sagte Hermine kühl. »Wir müssen in den Gemeinschaftsraum der Slytherins kommen und Malfoy ein paar Fragen stellen, ohne dass er merkt, dass wir es sind.«
»Aber das ist unmöglich«, sagte Harry, und Ron lachte auf.
»Nein, ist es nicht«, sagte Hermine. »Alles, was wir brauchen, wäre ein wenig Vielsaft-Zaubertrank.«
»Was ist das?«, fragten Ron und Harry wie aus einem Munde.
»Snape hat es neulich im Unterricht erwähnt –«
»Glaubst du, wir haben in Zaubertränke nichts Besseres zu tun, als Snape zuzuhören?«, murrte Ron.
»Er verwandelt einen in jemand anderen. Denkt darüber nach! Wir könnten uns in drei Slytherins verwandeln. Keiner würde wissen, dass wir es sind. Malfoy würde wahrscheinlich alles vor uns ausplaudern. Er prahlt damit bestimmt gerade jetzt im Gemeinschaftsraum der Slytherins, wenn wir ihn nur hören könnten.«
»Dieses Vielsaft-Zeugs klingt mir ein wenig tückisch«, sagte Ron stirnrunzelnd. »Was, wenn wir stecken bleiben und für immer wie drei Slytherins aussehen?«
»Nach einer Weile verliert sich die Wirkung«, sagte Hermine, ungeduldig mit der Hand wedelnd, »aber an das Rezept zu kommen wird schwierig werden. Snape meinte, es sei in einem Buch namens Höchst potente Zaubertränke, und es wird sicher in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek sein.«
Es gab nur eine Möglichkeit, ein Buch aus der Verbotenen Abteilung zu bekommen: Sie brauchten die schriftliche Erlaubnis eines Lehrers.
»Schwer einzusehen, warum wir eigentlich das Buch brauchen sollten«, sagte Ron, »wenn wir nicht einen der Zaubertränke zusammenbrauen wollen.«
»Ich glaube«, sagte Hermine, »wenn wir so tun, als ob wir einfach an der Theorie interessiert wären, haben wir vielleicht eine Chance …«
»Ach komm, kein Lehrer wird darauf reinfallen«, sagte Ron. »Der müsste schon ziemlich blöde sein.«
Der besessene Klatscher
Seit der unrühmlichen Geschichte mit den Wichteln hatte Professor Lockhart keine lebenden Geschöpfe mehr in den Unterricht gebracht. Stattdessen las er ihnen aus seinem Buch vor und manchmal spielte er einige der dramatischeren Geschehnisse daraus nach. Für diese Aufführungen bat er meist Harry um Hilfe. So hatte er ihn schon genötigt, einen einfachen Dörfler aus Transsylvanien zu spielen, den Lockhart von einem Babbelfluch geheilt hatte, einen Yeti mit einem Schnupfen und einen Vampir, der, seit Lockhart sich ihn zur Brust genommen hatte, nichts mehr außer Kopfsalat essen konnte.
Auch in der nächsten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste holte Lockhart Harry vor die Klasse und diesmal musste er einen Werwolf spielen. Er hätte sich am liebsten geweigert, doch hatte er einen sehr guten Grund, Lockhart bei Laune zu halten.
»Ein schönes lautes Heulen, Harry – genau – und dann, stellt euch vor, stürze ich mich auf ihn – wie jetzt – und drück ihn zu Boden – so – mit der einen Hand halte ich ihn unten – mit der andern steche ich den Zauberstab gegen seine Kehle – dann nehme ich meine letzten Kräfte zusammen und führe den
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