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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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schossen in die Höhe. » Ergebe mich! Ergebe mich!«
    Diesmal hielt Amanda die Waffe auf den Mann gerichtet, während sie zum Auto ging. Sie trat die Glock zur Seite und rammte dem Mann das Knie in den Rücken, ohne den Blick von der Eingangstür zu nehmen.
    Sie hatte die falsche Tür im Blick. In einer Ladebucht sprang das Tor auf. Ein schwarzer Van fuhr heraus und machte einen Satz durch die Luft. Funken flogen, als er auf den Asphalt prallte. Gummi brannte. Die Räder drehten durch, bevor sie Halt fanden. Will sah drei junge Männer in der Kabine. Sie trugen schwarze Trainingsjacken und dazu passende schwarze Baseballkappen. Der Van versperrte ihm kurz den Blick auf Amanda. Will hob das Gewehr, aber er konnte nicht schießen– ohne zu riskieren, dass die Kugel den Van durchschlug und Amanda traf. Wieder knallte es zweimal schnell hintereinander. Schüsse. Der Van raste quietschend davon.
    Will lief auf den Parkplatz, um anzulegen. Dann hielt er inne. Amanda lag auf dem Boden.
    » Amanda?« Die Brust wurde ihm eng. Er konnte nicht schlucken. » Amanda? Sind Sie…«
    » Verdammt!«, kreischte sie und drehte sich, um sich aufzusetzen. Ihr Gesicht und ihr Oberkörper waren blutverschmiert. » Verdammte Scheiße.«
    Will kauerte sich auf ein Knie. Er legte ihr die Hand auf die Schulter. » Sind Sie getroffen?«
    » Mir geht’s gut, du Idiot.« Sie schlug seine Hand weg. » Der da ist tot. Sie haben ihm zweimal in den Kopf geschossen.«
    Will sah es deutlich. Das Gesicht des Mannes war nicht mehr da.
    » Ein verdammt guter Schuss aus einem fahrenden Auto.« Sie starrte ihn böse an, als er ihr aufhalf. » Viel besser als Ihrer. Wann waren Sie das letzte Mal auf dem Schießstand? Das ist inakzeptabel. Absolut inakzeptabel.«
    Will war so schlau, nicht mit ihr zu streiten, doch wenn er streitlustig gewesen wäre, hätte er erwähnen können, dass es keine gute Idee gewesen war, ihre Waffen auf den Tresen zu legen, oder wie dumm es gewesen war, ohne Verstärkung überhaupt hierherzukommen.
    » Ich schwöre Ihnen, Will, wenn das vorbei ist…« Sie beendete den Satz nicht, machte ein paar Schritte und trat dabei auf die Plastikpuderdose aus ihrer Handtasche. » Verdammt!«
    Will kniete sich vor den toten Mann. Aus Gewohnheit tastete er nach dem Puls. In der schwarzen Trainingsjacke war ein Loch, knapp fünf Zentimeter vom Herzen entfernt. Es war so groß, dass Will den Finger hindurchstecken konnte. Er zog den Reißverschluss ein Stück auf und sah den oberen Rand einer militärischen Schutzweste.
    Amanda war wieder da. Wortlos starrte sie auf den Toten hinunter. Als die Schüsse fielen, musste Amanda dicht bei ihm gewesen sein. Sie hatte graue Substanz auf dem Gesicht. Im Kragen ihrer Bluse steckte ein Knochensplitter.
    Will stand auf. Ihm fiel nichts anderes ein, als ihr sein Taschentuch anzubieten.
    » Danke.« Mit ruhiger Hand wischte sie sich das Gesicht ab. Das Blut verschmierte wie Theaterschminke. » Gott sei Dank habe ich was zum Wechseln im Auto.« Sie schaute ihn an. » Ihr Jackett ist zerrissen.«
    Er blickte auf seinen Ärmel. Dort, wo seine Schulter auf dem Asphalt aufgetroffen war, klaffte ein kleiner Riss.
    » Sie sollten auch immer was zum Wechseln im Auto haben. Man weiß ja nie, was passiert.«
    » Jawohl, Ma’am.« Will stützte die Hand auf den Kolben seines Gewehrs.
    » Ling-Ling ist weg.« Amanda wischte sich über die Stirn. » Sie kam mit diesem blöden Hund im Arm aus ihrem Büro. Und sofort knallte es. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mich retten wollte, aber für mich war es ziemlich offensichtlich, dass die Männer auch sie töten wollten.«
    Will versuchte, diese neue Information zu verarbeiten. » Ich bin davon ausgegangen, dass die Schützen für Ling-Ling arbeiteten.«
    » Wenn Julia uns tot sehen wollte, hätte sie uns beide in ihrem Büro abgeknallt. Haben Sie die abgesägte Schrotflinte unter dem Sofakissen nicht gesehen?«
    Will nickte, obwohl er die Waffe nicht gesehen hatte. Jetzt trat ihm allein schon bei dem Gedanken der kalte Schweiß auf die Stirn. » Die Schützen arbeiteten in ihrer Werkstatt. Ich erkannte sie gleich, als wir reinkamen. Sie bauten Schränke zusammen. Warum sollten sie Julia umbringen wollen? Oder uns, was das angeht?«
    » Ist das nicht offensichtlich?« Endlich begriff Amanda, dass es das nicht war. » Sie wollten nicht, dass sie mit mir redet. Und auf keinen Fall wollten sie, dass sie mit Roger redet. Offensichtlich weiß sie etwas.«
    Will

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