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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Gehen, aber Amanda machte keine Anstalten, ihm zu folgen.
    » Dr. Linton, im Wartezimmer habe ich einen Getränkeautomaten gesehen. Wollen Sie vielleicht etwas zu trinken?«
    Sara war völlig überrascht. » Ich…«
    » Will, könnten Sie für mich ein Diet Sprite holen und– entschuldigen Sie, Dr. Linton. Was wollten Sie?«
    Will presste die Lippen zusammen. Er war nicht blöd. Er wusste, dass Amanda mit Sara allein sein wollte, so wie Sara wusste, dass Amanda nicht aufgeben würde, bis sie bekam, was sie wollte. Sie versuchte, es für Will einfacher zu machen, und sagte: » Ein Coke wäre schön.«
    So leicht gab er nicht nach. » Sind Sie sicher?«
    » Ja. Ich bin sicher.«
    Er war nicht gerade glücklich darüber, doch er verließ das Zimmer.
    Amanda schaute in den Gang, um zu kontrollieren, ob Will wirklich gegangen war. Dann wandte sie sich wieder Sara zu. » Ich bin ganz auf Ihrer Seite, wissen Sie.«
    Sara hatte keine Ahnung, was sie meinte.
    » Will«, erklärte sie. » Er hat eine Schlampe zu viel in seinem Leben, und ich komme keinen Schritt weiter.«
    Sara war nicht zu Späßen aufgelegt. » Was wollen Sie, Amanda?«
    Amanda kam zur Sache. » Die Leichen sind noch immer unten in der Leichenhalle. Könnten Sie sie für mich untersuchen und mir Ihre professionelle Meinung sagen?« Dann fügte sie hinzu: » Die Meinung eines Leichenbeschauers .«
    Sara lief es kalt über den Rücken bei dem Gedanken, den Mann wiederzusehen. Sooft sie blinzelte, sah sie sein ausdrucksloses Gesicht über dem ihren. » Ich kann sie nicht aufschneiden.«
    » Nein, aber Sie könnten für mich einige Fragen beantworten.«
    » Welche?«
    » Drogengebrauch, Bandenzugehörigkeit und ob einer von ihnen den Bauch voller Heroin hat oder nicht.«
    » Wie Ricardo.«
    » Ja, wie Ricardo.«
    Sara ließ sich nicht die Zeit, über die Bitte nachzudenken. » Okay. Ich mache es.«
    » Was machen?« Will war wieder da. Er musste den ganzen Weg gerannt sein, denn er war außer Atem und hielt zwei Limo-Dosen in einer Hand.
    » Da sind Sie ja«, sagte Amanda, als wäre sie überrascht, ihn zu sehen. » Wir wollten eben hinunter in die Leichenhalle.«
    Will schaute Sara an. » Nein.«
    » Ich will das tun«, bekräftigte Sara, obwohl sie nicht so recht wusste, warum. In den letzten drei Stunden hatte sie an nichts anderes denken können als daran, nach Hause zu gehen. Jetzt, da Will da war, war der Gedanke, in ihre leere Wohnung zurückzukehren, unvorstellbar.
    » Die brauchen wir nicht.« Amanda nahm ihm die Dosen ab und warf sie in den Mülleimer. » Dr. Linton?«
    Sara führte sie den Korridor entlang zu den Aufzügen und kam sich vor, als wäre ein ganzes Leben vergangen, seit sie an diesem Morgen denselben Weg genommen hatte. Eine Rollbahre mit einem Patienten ratterte vorbei, Sanitäter riefen Vitaldaten, Ärzte gaben Anordnungen. Sara streckte den Arm aus und drückte Will sanft an die Wand, damit die Gruppe an ihnen vorbeikam. Ihre Hand berührte ganz leicht seine Krawatte. Sie spürte die Seide an ihren Fingerspitzen. Er trug einen Anzug, seine normale Arbeitskleidung, doch ohne seine gewohnte Weste. Das Sakko war dunkelblau, das Hemd in einem helleren Ton derselben Farbe.
    Der Polizist. Sara hatte den Polizisten ganz vergessen. » Ich habe nicht…«
    » Heben Sie sich den Gedanken auf«, sagte Amanda, als hätte sie Angst, dass die Wände Ohren hatten.
    Sara war stinksauer auf sich selbst, während sie auf den Aufzug warteten. Wie hatte sie den Polizisten vergessen können? Was war los mit ihr?
    Die Tür ging auf. Der Aufzug war voll, und es dauerte unendlich lange, bis die alten Stahlseile sich ächzend in Bewegung setzten. Sie fuhren eine Etage nach unten, und die meisten stiegen aus. Zwei junge Sanitäter fuhren mit ihnen in den Keller. Sie stiegen aus und gingen aufs Treppenhaus zu, wahrscheinlich für ein nicht ganz sauberes Stelldichein.
    Amanda wartete, bis sie außer Hörweite waren. » Worum geht’s?«
    » Auf dem Weg vom Container zur Notaufnahme war da plötzlich ein Mann. Ich hätte ihn beinahe umgerannt. Ich sagte ihm, er soll aus dem Weg gehen, und er zeigte mir eine Marke. Sie sah zumindest aus wie eine Polizeimarke. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Er verhielt sich wie ein Polizist.«
    » Inwiefern?«
    » Er tat so, als hätte er jedes Recht, mich zu befragen, und er war verärgert, als ich nicht sofort antwortete.« Sara schaute sie bedeutungsvoll an.
    » Klingt für mich nach einem Polizisten«, gab Amanda

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