Harter Schnitt
wüsste.«
» Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, tun wir alles, was in unserer Macht steht, damit sie wieder gesund und wohlbehalten nach Hause kommt. Ich würde einiges in die Wege leiten, damit diese Sache gut ausgeht.«
» Ja«, wiederholte Julia, » sie ist jetzt Oma, nicht? Wieder, meine ich. So eine fruchtbare Familie.« Sie lachte, als wäre das ein Witz zwischen ihnen. » Wie geht es diesem lieben, süßen Kind?«
» Für jeden in der Familie ist es eine schwierige Zeit.«
» Ja.« Das schien ihr Lieblingswort zu sein.
» Ich bin mir sicher, du hast von Hector gehört.«
» Gott segne ihn. Ich habe mir schon überlegt, mir was Kleineres zu kaufen, und dachte dabei an einen Cadillac.«
» Ich dachte, das Geschäft läuft gut?«
» Es ist eigentlich nicht die Zeit, etwas so Auffälliges zu fahren.« Sie senkte die Stimme. » Carjacking.«
» Furchtbar.« Amanda schüttelte den Kopf.
» Diese Jungs sind wirklich ein Problem.« Wieder schnalzte Julia mit der Zunge. Will glaubte, wenigstens diesen Teil der Unterhaltung verstanden zu haben. Julia Ling redete von den jungen Männern, die in Evelyns Haus eingebrochen waren. » Sie sehen die Gangster im Fernsehen und denken, es ist so einfach. Scarface. Der Pate. Tony Soprano. Man sieht wirklich, wie es in ihren kleinen Gehirnen abgeht. Es dauert nicht lang, dann drehen sie durch, ohne an die Konsequenzen zu denken.« Wieder das Schnalzen. » Habe eben einen meiner Arbeiter wegen so einer unbedachten Aktion verloren.«
Sie meinte Benny Choo, den Mann in dem Hawaii-Hemd. Will hatte recht gehabt. Julia hatte einen ihrer Vollstrecker geschickt, um das Chaos zu bereinigen, das Ricardo und seine Freunde angezettelt hatten. Und dann hatte Faith ihn getötet.
Offensichtlich wusste Amanda das ebenfalls, aber sie ging behutsam vor. » Dein Geschäftszweig ist nicht ohne Risiken. Mr. Choo wusste das sehr gut.«
Julia zögerte so lange, dass Will sich Sorgen um Faith machte, doch schließlich sagte sie leise: » Ja. Geschäftskosten. Ich glaube, wir lassen Benny in Frieden ruhen.«
Amanda wirkte so erleichtert, wie Will sich fühlte. » Ich habe gehört, dein Bruder kommt in seiner neuen Umgebung zurecht.«
» Ja«, sagte sie, » zurechtkommen ist das richtige Wort. Roger mag die Hitze nicht. Und Savannah ist praktisch tropisch .«
» Weißt du, im D&C gibt’s einen freien Platz. Ich könnte ja mal sehen, ob sie ihn nehmen. Ein Szenenwechsel wäre doch nicht schlecht, oder?«
Julia tat so, als würde sie darüber nachdenken. » Immer noch ein bisschen zu warm.« Sie lächelte. » Wie wär’s mit Phillips?«
» Na ja, eine schöne Einrichtung.« Und nebenbei das Gefängnis, in dem Ignatio Ortiz wegen seines Totschlags einsaß. Amanda schüttelte den Kopf, als müsste sie bedauerlicherweise erklären, dass dieser spezielle Urlaub bereits von einer anderen Familie gebucht worden sei. » Scheint mir nicht so recht zu passen.«
» Baldwin wäre für mich eine kürzere Fahrt.«
» Baldwin ist für Rogers Temperament nicht wirklich geeignet.« Höchstwahrscheinlich, weil das Gefängnis nur die geringste Sicherheitsstufe hatte. » Augusta? Das ist in der Nähe, aber auch nicht zu sehr.«
Julia rümpfte die Nase. » Mit den ganzen Sexualverbrechern kurz vor ihrer Entlassung auf Bewährung?«
» Stimmt natürlich.« Amanda schien darüber nachzudenken, aber offensichtlich hatte sie mit dem Staatsanwalt bereits eine Abmachung getroffen. » Weiß du, Arrendale nimmt inzwischen auch Gefangene mit höchster Sicherheitsstufe. Natürlich nur bei guter Führung, aber ich bin mir sicher, Roger schafft das.«
Julia kicherte. » Ach, Mandy, du kennst doch Roger. Der bringt sich immer in Schwierigkeiten.«
Amanda blieb bei ihrem Angebot. » Trotzdem, überleg dir das mit Arrendale. Wir können natürlich dafür sorgen, dass seine Verlegung angenehm wird. Evelyn hat viele Freunde, die nichts mehr wollen, als dass sie gesund und wohlbehalten wieder nach Hause kommt. Roger könnte davon durchaus profitieren.«
Julia streichelte den Hund. » Mal sehen, was er sagt, wenn ich ihn das nächste Mal besuche.«
» Ein Anruf wäre vielleicht besser.« Dann fügte Amanda hinzu: » Ich bin mir sicher, die Sache mit Benny erfährt er lieber von dir als von einem Fremden.«
» Möge er in Frieden ruhen.« Sie drückte Amandas Bein. » Es ist schrecklich, diejenigen zu verlieren, die man mag.«
» Ich weiß.«
» Ich weiß, dass du Evelyn sehr nahestandest.«
» Das tue ich
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