Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Evelyn tötete Hironobu Kwon. Faith kümmerte sich um Ricardo Ortiz und Benny Choo. Marcellus Estevez starb im Grady, und Juan Castillo hier ist der Fünfte.« Sie sagte nichts. Er überlegte, ob er sich verrechnet hatte. » Acht verschiedene Fingerabdruckspuren in Evelyns Haus minus fünf Tote ergibt drei.«
    Sie schaute den Streifenwagen entgegen, die die Straße entlanggerast kamen. » Zwei«, sagte sie, » einer versuchte vor einer Stunde, Sara Linton zu töten.«

11 . Kapitel
    D ale Dugan kam ins Ärztezimmer gestürzt. » Ich bin so schnell gekommen, wie man mich ließ.«
    Sara schloss die Augen, während sie die Spindtür zudrückte. Zwei Stunden lang war sie mit der Polizei von Atlanta ihre Aussage durchgegangen. Dann hatten eine weitere Stunde lang die Leute der Krankenhausverwaltung sie umringt, angeblich um zu helfen, doch Sara merkte sehr schnell, dass sie sich viel mehr darum sorgten, ob man sie verklagen könnte. Nachdem sie ein Papier unterschrieben hatte, mit dem sie sie von aller Verantwortung freisprach, verschwanden sie so schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren.
    Dale fragte: » Kann ich dir irgendwas bringen?«
    » Vielen Dank, aber mir geht’s gut.«
    » Soll ich dich nach Hause fahren?«
    » Dale, ich…«
    Die Tür sprang auf. Will stand, Panik im Gesicht, im Rahmen.
    Einige Sekunden lang war nichts mehr wichtig. Sara war blind für alles andere im Zimmer. Ihr Gesichtsfeld verengte sich. Alles konzentrierte sich auf Will. Sie sah Dale nicht weggehen. Sie hörte nicht den Lärm der heulenden Sirenen, der klingelnden Telefone und der schreienden Patienten.
    Sie sah nur Will.
    Er ließ die Tür zufallen, kam aber nicht auf sie zu. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er atmete schwer. Sie wusste nicht, was sie zu ihm sagen, was sie tun sollte. Sie stand einfach da und starrte ihn an, als wäre es ein ganz normaler Tag.
    » Ist das Ihr neuer Stil?«
    Sie lachte. Sie hatte Krankenhauskleidung angezogen. Ihre Sachen waren polizeiliches Beweismittel.
    Seine Mundwinkel hoben sich zu einem gequälten Lächeln. » Es betont das Grün Ihrer Augen.«
    Sara biss sich auf die Lippe, damit ihr nicht die Tränen kamen. Sie hatte ihn anrufen wollen, gleich nachdem es passiert war. Sie hatte ihr Handy schon in der Hand und seine Nummer auf dem Display gehabt, doch dann hatte sie es wieder in die Handtasche gesteckt, weil sie wusste, wenn sie ihn sah, bevor sie dazu bereit war, würde sie zerbrechen wie feines Porzellan.
    Amanda klopfte, bevor sie eintrat. » Ich unterbreche Sie sehr ungern, Dr. Linton, aber können wir uns kurz mit Ihnen unterhalten?«
    Zorn huschte über Wills Gesicht. » Sie kann jetzt nicht…«
    » Ist schon gut«, unterbrach Sara ihn. » Viel kann ich Ihnen allerdings nicht sagen.«
    Amanda lächelte, als wäre das ein gesellschaftlicher Anlass. » Alles würde uns weiterhelfen.«
    Sara hatte in den letzten Stunden so viel darüber gesprochen, dass sie die Ereignisse jetzt herunterrasselte, als hätte sie sie auswendig gelernt. Sie gab ihnen eine verkürzte Version ihrer Aussage, wobei sie sich die detaillierte Beschreibung des weiblichen Junkies verkniff, die, auf dem Papier, geklungen hatte wie jeder Junkie, den sie je gesehen hatte. Auch beschrieb sie den Müll um den Container und die Sanitäter nicht und ging auch nicht die Prozeduren durch, denen sie gefolgt war. Sie beschränkte sich auf das, was wichtig war: der junge Mann, der sie hinter dem Vorhang hervor angestarrt hatte. Er habe sie gegen die Brust geboxt. Er habe dem Patienten zweimal in den Kopf geschossen. Er sei dünn, Kaukasier, Mitte bis Ende zwanzig und habe eine schwarze Trainingsjacke und eine Baseballkappe getragen. In der kurzen Zeit zwischen seinem Auftauchen und seinem Tod habe er kein einziges Wort gesagt. Das einzige Geräusch, das sie gehört habe, sei ein Ächzen gewesen und dann ein Zischen, als die Luft aus seinem Hals strömte.
    Als Letztes sagte sie noch: » Seine Hand hielt meine Hand umklammert. Ich konnte es nicht verhindern. Er ist tot. Sie sind beide tot.«
    Will schien Schwierigkeiten beim Sprechen zu haben. » Er hat Ihnen wehgetan.«
    Sara konnte nur nicken, aber im Kopf hatte sie das Bild, das sie im Toilettenspiegel gesehen hatte: eine längliche, hässliche Verfärbung über der rechten Brust, wo der Mann sie getroffen hatte.
    Will räusperte sich. » Vielen Dank. Vielen Dank für Ihre Kooperation, Dr. Linton. Ich weiß, dass Sie jetzt wahrscheinlich nach Hause wollen.« Er wandte sich zum

Weitere Kostenlose Bücher