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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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haben von Ricardos Ausflug nach Schweden gehört?«
    » Verdammt, davon hat jeder gehört.« Ling kicherte, als wäre es lustig. » Das Problem in diesem Alter ist, dass man nicht weiß, wann man den Mund halten muss. Jung, dumm und nur Soße im Gehirn.«
    » Ihre Leute haben mit Ricardo über diese Reise gesprochen.« Will sagte nicht, dass sie den jungen Mann während dieses Gesprächs wahrscheinlich gefoltert hatten. » Ricardo meinte, er wisse vielleicht einen Weg, sich aus dem Problem herauszukaufen.« Will stellte sich vor, dass Ricardo wahrscheinlich auch seine eigene Mutter verkauft hätte, als sie mit ihm fertig waren. » Er sagte ihnen, dass er Geld beschaffen könne. Viel Geld. Fast eine Million Dollar. In bar.«
    » Das klingt wie ein Angebot, das kein Geschäftsmann ausschlagen kann.«
    Alles fügte sich zusammen. Ricardo hatte seine Truppe zu Evelyns Haus geführt, wo sie auf viel heftigeren Widerstand trafen, als sie erwartet hatten. Sie hatten Hector getötet. Auch wenn Amanda recht hatte und Hector nur ein Autohändler war, kam man nicht um die Tatsache herum, dass er Ignatio Ortiz’ Cousin war. » Ricardo brachte sie zu Evelyns Haus, um das Geld zu beschaffen. Nur rechneten sie nicht damit, dass sie sich wehren würde. Es gab zu viele Opfer. Sie mussten sich neu gruppieren. Und dann tauchte Faith auf.«
    Ling fragte: » Sie haben diese Geschichte schon einmal gehört?«
    Will redete weiter. » Sie brachten Evelyn irgendwohin, um sie zu verhören.«
    » Klingt wie ein Plan, Mann.«
    » Nur hat sie das Geld nicht herausgerückt. Wenn sie es getan hätte, wäre ich nicht hier.«
    Er lachte. » Davon weiß ich nichts, Bruder. In Ihrer Geschichte scheinen Sie irgendwas zu übersehen.«
    » Was meinen Sie damit?«
    » Überlegen Sie.«
    Will wusste nicht, was er meinte.
    » Die einzige Möglichkeit, eine Schlange zu töten, ist, ihr den Kopf abzuschneiden.«
    » Okay.« Er konnte Ling noch nicht recht folgen.
    » Soweit ich das sagen kann, zuckt diese Schlange noch immer irgendwo da draußen.«
    » Sie meinen Evelyn?«
    » Scheiße, glauben Sie, diese alte Schlampe könnte eine Horde junger Kerle dazu bringen, ihr zu folgen?« Er schnalzte mit der Zunge, wie seine Schwester es getan hatte. » Nein, das ist das Werk eines Mannes, Bruder, Schlampen haben nicht den Mumm für so eine Arbeit.«
    Will hatte nicht vor, ihm zu widersprechen. Eine Gang war der ultimative Jungenclub – noch patriarchalischer als die katholische Kirche. Julia Ling war nur an der Macht, weil es ihrem Bruder so gefiel. Generäle ziehen nicht in die Schlacht. Sie schicken ihre Bauern an die Front. Hironobu Kwon wurde Minuten nach dem Eindringen in das Haus erschossen. Ricardo Ortiz war zurückgelassen worden. Benny Choo hatte ihm eine Waffe an den Kopf gehalten. Der Mann war verprügelt worden. Man ließ ihn im Stich. Er war entbehrlich.
    Ein anderer hatte ihnen den Tipp in Bezug auf Evelyn gegeben. Ein anderer war der Führer der Gang.
    Will sagte: » Chuck Finn.«
    Ling lachte, als würde der Name ihn überraschen. » Chuckleberry Finn. Ich dachte, dieser Bruder ist inzwischen tot. Fisch, der bei den Fischen schläft.«
    » Steckt er dahinter?«
    Roger antwortete nicht. » Und auch der alte Sledge ist nicht mehr. Soweit ich weiß, haben sie dem Bruder einen Gefallen getan. Fiel wie ein Mann, anstatt darauf zu warten, eingeschläfert zu werden wie ein Hund. Kann nicht sagen, dass da nicht doch etwas Gutes dabei herausgekommen wäre.«
    » Wer steckt hinter…«
    » So, jetzt ist Schluss.« Er hämmerte an die Zellentür. » Enrique, mach zu.«
    Der Wachmann fing an, den Schieber wieder zu schließen. Will streckte den Arm aus, um ihn zu stoppen. Lings Hand schnellte heraus wie eine Schlange und packte Will am Handgelenk. Er zerrte so heftig, dass Will mit der Schulter gegen die Tür knallte. Die rechte Gesichtshälfte drückte gegen das kalte Metall. Er spürte heißen Atem an seinem Ohr. » Du weißt, warum du hier bist, Bruder?«
    Will stemmte sich dagegen, so fest er konnte. Er drückte mit dem Bein, versuchte, den Fuß am unteren Ende der Tür abzustützen.
    Lings Griff war eisern, aber seine Stimme klang völlig unangestrengt. » Sag Mandy, dass Evelyn tot ist.« Die Stimme wurde leiser. » Peng-peng. Zwei in den Kopf. Ding-dong, Almeja ist nicht mehr.«
    Ling ließ ihn los. Will taumelte nach hinten, knallte mit den Schultern gegen die Betonwand. Sein Herz pochte wie ein Metronom. Er schaute zur Zellentür. Das Kreischen von

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