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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Geld.«
    Faith wusste nicht, ob sie den Bluff noch einmal durchziehen konnte. » Sag mir einfach, wo sie ist, und wir bringen die ganze Sache zu Ende. Niemand muss dabei zu Schaden kommen.«
    Er lachte wieder. » Yo, glaubst du wirklich, dass ich so blöd bin?«
    » Wie viel wollt ihr?«
    » Alles.«
    Faith kamen alle möglichen Flüche in den Sinn. » Sie hatte nie Geld genommen.«
    » Sie hat mir dieses Märchen auch schon erzählt, du blöde Kuh. Das ist jetzt vorbei. Gib mir das verdammte Geld, und ich gebe dir, was noch von ihr übrig ist.«
    » Lebt sie noch?«
    » Nicht mehr lange, wenn du nicht tust, was ich sage.«
    Faith spürte Schweiß auf dem Rücken. » Ich kann das Geld bis morgen beschaffen. Bis Mittag.«
    » Was, musst du warten, bis die Bank aufmacht?«
    » Bankschließfach.« Sie sagte es so, wie es ihr in den Sinn kam. » Fächer. Insgesamt drei. Über die ganze Stadt verteilt. Ich brauche Zeit.«
    Er grinste. Seine Zähne waren mit einem silberfarbenen Metall überkront. Platin, wahrscheinlich mehr Geld wert, als Faith auf ihrem Girokonto hatte. » Ich wusste, dass wir uns einigen werden. Ich habe Mommy gesagt, dass ihr kleines Mädchen sie nicht im Stich lassen wird.«
    » Ich muss wissen, dass sie noch am Leben ist. Es passiert überhaupt nichts, bis ich nicht sicher weiß, dass sie okay ist.«
    » Ich würde nicht sagen, dass sie okay ist, aber als ich das letzte Mal nachschaute, atmete die Schlampe noch.« Er zog ein iPhone aus der Tasche, ein neueres Modell, als Faith sich für Jeremy leisten konnte. Seine Zungenspitze steckte zwischen den Zähnen, als sein Daumen über den Bildschirm strich. Er fand, wonach er suchte, und zeigte Faith das Handy. Auf dem Bildschirm war ihre Mutter mit einer Zeitung in der Hand zu erkennen.
    Faith starrte das Foto an. Das Gesicht ihrer Mutter war geschwollen, ihre Hand war mit einem blutigen Fetzen umwickelt. Faith presste die Lippen zusammen. Galle stieg ihr in die Kehle. Sie kämpfte gegen die Tränen an, die ihr in den Augen brannten. » Ich kann nicht erkennen, was sie in der Hand hält.«
    Mit zwei Fingern vergrößerte er das Foto. » Es ist eine Zeitung.«
    » Ich weiß, dass es USA Today ist«, blaffte sie. » Das beweist nicht, dass sie jetzt noch am Leben ist. Es beweist nur, dass ihr sie irgendwann heute Morgen, nachdem die Zeitung ausgeliefert wurde, gezwungen habt, eine in die Höhe zu halten.«
    Er schaute auf den Bildschirm. Sie merkte, dass er verunsichert war. Er biss sich auf die Unterlippe, wie Jeremy es tat, wenn sie ihn bei etwas Unrechtem ertappte.
    Der Mann sagte: » Das ist ein Lebensbeweis. Du musst dich mit mir einigen, damit es so bleibt.«
    Faith bemerkte, dass seine Grammatik sich verbessert hatte. Auch seine Stimme war eine Oktave höher geworden. Irgendetwas daran kam ihr bekannt vor, aber sie konnte sie nicht einordnen. Sie nickte einfach, um ihn am Reden zu halten. » Glaubst du, ich bin blöd?«, fragte sie. » Das beweist rein gar nichts. Meine Mutter könnte bereits tot sein. Ich werde dir nicht einen Riesenhaufen Geld geben, nur weil du ein blödes Foto hast. Das hättest du auch mit Photoshop basteln können. Ich weiß ja nicht einmal, ob es wirklich sie ist.«
    Er machte einen Schritt auf sie zu und drückte die Brust heraus. Seine Augen waren mandelförmig, dunkelblau mit grünen Einsprengseln. Wieder hatte sie das Gefühl, ihn zu kennen.
    » Ich hab dich schon mal verhaftet.«
    » Scheiße«, schnaubte er. » Du kennst mich nicht, du blöde Kuh. Du hast keine gottverdammte Ahnung, wer ich bin.«
    » Ich brauche einen Beweis, dass meine Mutter noch am Leben ist.«
    » Lange wird sie es nicht mehr sein, wenn du mit dieser Scheiße weitermachst.«
    Faith spürte die vertraute Empfindung, dass etwas in ihr riss. Der ganze Zorn und die Frustration der letzten Tage brachen aus ihr heraus. » Hast du so was überhaupt schon mal gemacht? Bist du irgendein blöder Amateur? Ohne wirklichen Beweis kommst du nicht einfach so dahergelatscht. Ich bin seit sechzehn Jahren ein verdammter Bulle. Glaubst du, ich kaufe dir diesen billigen Trick ab?« Sie stieß ihn so heftig zurück, dass er merkte, sie meinte es ernst. » Ich gehe jetzt.«
    Er rammte ihr das Gesicht gegen die Tür. Der Schlag hatte sie überrascht. Er riss sie herum, drückte ihr den linken Unterarm gegen die Kehle. Seine Rechte packte ihr Gesicht, die Finger drückten sich ihr in den Schädel. Speichel spritzte aus seinem Mund. » Soll ich dir noch ein Geschenk unter

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