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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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was diese Schlampe zu sagen hat.«
    Offensichtlich meinte er Amanda. » Ist wahrscheinlich vernünftig.«
    Ling lachte. Will hörte das Geräusch durch die Zelle hallen. Es lag kein Vergnügen darin. Es war beängstigend, fast manisch. Will fragte sich, ob Lings Opfer dieses Lachen ebenfalls gehört hatten, als sie mit Arnoldos Leine erdrosselt wurden.
    Ling sagte: » Wir müssen das beenden. Zu viel Blut auf der Straße ist schlecht fürs Geschäft.«
    » Sagen Sie mir, wie ich das anstellen soll.«
    » Ich habe Nachrichten von Ignatio. Soweit er weiß, steckt Gelb nicht dahinter. Er will Frieden.«
    Will war nicht gerade ein Experte für Gangs, aber er bezweifelte, dass der Chef der Los Texicanos die andere Wange hinhalten würde, wenn sein Sohn gefoltert und ermordet wurde. Genau das sagte er Ling. » Ich würde vermuten, dass Mr. Ortiz Rache will.«
    » Nein, Mann, keine Rache. Ricardo hat sich sein eigenes Grab geschaufelt. Ignatio weiß das. Sorgen Sie dafür, dass Faith es auch erfährt. Sie hat getan, was sie tun musste. Familie ist Familie, habe ich recht?«
    Will gefiel es nicht, dass dieser Mann Faith’ Namen kannte, und dessen Beteuerungen glaubte er auf keinen Fall. Dennoch sagte er: » Ich werde es ihr sagen.«
    Ling wiederholte, was seine Schwester gesagt hatte. » Diese Jungs sind verrückt, Mann. Haben keine Ahnung vom Wert des Lebens. Man reißt sich den Arsch auf, um die Welt für sie besser zu machen. Man schenkt ihnen brandneue Autos und schickt sie auf Privatschulen, und kaum lässt man sie allein, drehen sie sich um und knallen dir eine.«
    Für Will war das eine ziemliche Untertreibung, aber das behielt er für sich.
    » Ricardo war auf der Westminster«, sagte Ling. » Haben Sie das gewusst?«
    Will kannte diese Privatschule, die deutlich über fünfundzwanzigtausend Dollar pro Jahr kostete. Aus Hironobu Kwons Akte wusste er auch, dass er, mit einem Mathematik-Stipendium, ebenfalls diese Schule besucht hatte. Also noch eine Verbindung.
    Ling sagte: » Ignatio glaubte, er könnte seinem Sohn ein anderes Leben erkaufen, aber diese verdorbenen reichen Bengel brachten ihn auf Oxy.«
    » Machte Ricardo eine Entziehungskur?«
    » Scheiße, der Kleine lebte praktisch im Entzug.« Ling bewegte sich wieder. Will hörte, wie der steife Stoff seines Hemds an Metall scheuerte. » Haben Sie Kinder?«
    » Nein.«
    » Nein, soweit ich weiß, oder?« Ling lachte darüber, als wäre es lustig. » Ich habe drei. Zwei Exfrauen nerven mich immer wegen Geld. Aber ich gebe es ihnen. Sie halten meine Jungs bei der Stange und sorgen dafür, dass meine Tochter sich nicht anzieht wie eine Hure. Schauen, dass sie sauber bleiben.« Er hob leicht die Schultern. » Aber was kann man schon tun? Manchmal liegt’s im Blut. Egal, wie oft man ihnen den richtigen Weg zeigt, ab einem gewissen Alter kriegen sie ganz einfach diese Flausen in den Kopf. Sie denken, vielleicht müssen sie sich gar nicht hocharbeiten. Sie sehen, was andere haben, und denken, sie können da einfach hinlatschen und es sich nehmen.«
    Ling schien über Ignatio Ortiz’ Probleme als Vater gut Bescheid zu wissen. Was merkwürdig war, vor allem, da die beiden in zwei verschiedenen Gefängnissen saßen, die fast einen ganzen Staat voneinander entfernt lagen. Gelb wollte sich nicht mit Braun anlegen. Gelb arbeitete für Braun.
    Will sagte: » Sie haben eine Geschäftsbeziehung mit Mr. Ortiz.«
    » Das könnte man so sagen.«
    » Ignatio hat Julia gebeten, seinem Sohn einen Job im ehrlichen Zweig des Geschäfts zu geben.«
    » Für einen jungen Mann ist es gut, ein Handwerk zu lernen. Und Ricardo ließ sich darauf ein. Er hatte ein Auge für die Arbeit. Die meisten von ihnen bauen ja nur Kästen zusammen und klatschen Türen daran. Ricky war anders. Er war gescheit. Wusste, wie man sich die richtigen Leute für den Job besorgt. Hätte eines Tages seine eigene Werkstatt haben können.«
    Allmählich verstand Will. » Ricardo stellte ein Team zusammen– Hironobu Kwon und die anderen arbeiteten in der Werkstatt Ihrer Schwester. Vielleicht sahen sie, wie das Geld aus dem weniger ehrlichen Zweig des Gewerbes hereinkam, und dachten, sie hätten ein größeres Stück verdient. Ortiz würde nie zulassen, dass irgendein Haufen Frischlinge sich ein Stück vom Kuchen der Los Texicanos schnappt, auch wenn sein eigener Sohn dabei wäre.«
    » Ein Geschäft anzufangen ist schwieriger, als es aussieht, vor allem auf Konzessionsbasis. Man muss Gebühren bezahlen.«
    » Sie

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