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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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groß sie geworden ist.« Sara untersuchte Emma flüchtig, sah ihr in die Augen, kontrollierte Finger, Zehen und Zahnfleisch. » Ich glaube, sie ist ein wenig dehydriert.«
    Mrs. Levy meldete sich. » Ich habe ein Fläschchen fertig, aber sie lässt es mich ihr nicht geben.«
    » Holen Sie es bitte.« Sara winkte Will zu sich. Er nahm Emma. Sie war überraschend schwer. Er legte sie sich an die Schulter. Ihr Kopf sank gegen seinen Hals wie ein nasser Mehlsack.
    » Faith?« Sara sprach so deutlich, als wollte sie das Interesse eines alten Menschen wecken. » Wie geht es Ihnen?«
    » Hab sie zum Arzt gebracht.«
    » Sie haben Emma gebracht?« Sara nahm Faith’ Gesicht zwischen beide Hände. » Was hat der Arzt gesagt?«
    » Keine Ahnung.«
    » Können Sie mich anschauen?«
    Faith’ Mund bewegte sich, als würde sie Kaugummi kauen.
    » Was für ein Datum ist heute? Können Sie mir sagen, was für einen Wochentag wir haben?«
    Sie drehte ihren Kopf weg. » Nein.«
    » Ist schon gut.« Sara zog Faith’ Augenlid hoch. » Wann haben Sie das letzte Mal was gegessen?«
    Sie antwortete nicht. Mrs. Levy kam mit dem Fläschchen zurück. Sie gab es Will, und er legte sich Emma in den Arm, sodass sie trinken konnte.
    » Faith? Wann haben Sie das letzte Mal was gegessen?«
    Faith versuchte, Sara wegzuschieben. Als das nichts half, stieß sie fester zu.
    Sara redete weiter und hielt dabei Faith’ Hände fest. » War es heute Morgen? Haben Sie heute Morgen gefrühstückt?«
    » Geh weg.«
    Sara drehte sich zu Mrs. Levy um. » Sie sind keine Diabetikerin, oder?«
    » Nein, meine Liebe, aber mein Mann war Diabetiker. Ist vor fast zwanzig Jahren von uns gegangen, Gott sei seiner Seele gnädig.«
    Sara sagte zu Will: » Sie hat eine Insulinreaktion. Wo ist ihre Handtasche?«
    Mrs. Levy antwortete an seiner Stelle: » Sie hatte keine dabei, als man sie zu mir brachte. Vielleicht hat sie sie im Auto liegen lassen?«
    Wieder sprach Sara Will direkt an. » Sie sollte in ihrer Handtasche ein Notfall-Set haben. Es ist aus Plastik. Auf der Seite steht ›Glucagon‹.« Dann schien sie sich zu besinnen. » Es ist länglich, ungefähr so wie ein Fülleretui. Leuchtend rot oder orange. Bitte holen Sie es mir sofort.«
    Will lief, das Baby im Arm, zur Haustür und in den Garten hinaus. Die Grundstücke in Sherwood Forest waren größer als der Durchschnitt, aber einige waren eher lang und schmal als breit. Von Mrs. Levys Carport aus konnte Will direkt in Evelyn Mitchells Badezimmer sehen. Er sah einen Mann, der in dem langen Flur stand. Will fragte sich, warum die alte Frau den Schusswechsel nebenan nicht hatte hören können. Sie wäre nicht die erste Zeugin, die sich nur ungern in etwas hineinziehen ließ, aber ihre Schweigsamkeit überraschte Will doch.
    Erst als er nur noch wenige Schritte vom Mini entfernt war, wurde ihm bewusst, dass Faith’ Auto Teil des Tatortes war. Auf der anderen Seite des Autos standen zwei Polizisten, vier weitere im Carport. Will schaute in den Innenraum des Mini. Das Plastiketui, das Sara ihm beschrieben hatte, sah er inmitten von verschiedenen anderen Dingen auf dem Beifahrersitz.
    Zu den Polizisten sagte er: » Ich muss was aus dem Auto holen.«
    » Pech gehabt«, blaffte einer von ihnen.
    Will deutete auf Emma, die an ihrer Flasche nuckelte, als hätten sie einen Zehn-Meilen-Lauf hinter sich. » Sie braucht ihr Zahn-Ding. Sie kriegt ihre Zähne.«
    Die Polizisten starrten ihn an. Will fragte sich, ob er Unsinn geredet hatte. Er hatte zwar im Kinderheim eine ganze Menge Windeln gewechselt, aber keine Ahnung, wann Babys ihre Zähne bekamen. Emma war vier Monate alt. Ihre gesamte Nahrung kam von Faith oder aus einer Flasche. So weit er das sah, musste sie noch nichts kauen.
    » Na kommt.« Will hielt Emma in die Höhe, damit sie ihr kleines, rosa Gesicht sehen konnten. » Sie ist doch nur ein winziges Baby.«
    » Na gut«, sagte einer von ihnen schließlich. Er ging ums Auto herum und öffnete die Tür. » Wo ist es?«
    » Es ist das rote Plastikding. Sieht aus wie ein Fülleretui.«
    Der Beamte schien das nicht merkwürdig zu finden. Er nahm das Set und hielt es Will hin. » Geht es ihr gut?«
    » Sie hatte nur Durst.«
    » Ich meinte Faith, Blödmann.«
    Will versuchte, das Set zu nehmen, aber der Mann ließ nicht los.
    Er wiederholte seine Frage: » Kommt Faith wieder in Ordnung?«
    Will merkte, dass es hier um mehr ging. » Ja. Sie kommt wieder in Ordnung.«
    » Sagen Sie ihr, Brad sagt, wir werden ihre Mom

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